Ein wirklich vortreffliches Beispiel für unsere Kategorie 'Vergessene Perlen' stellt das erste und (bis zum Ende einer seeehr langen Pause) einzige Album "Growers Of Mushroom" von der Band Leaf Hound dar. Gegründet wurde die Combo im Jahr 1969 unter dem Namen Black Cat Bones und interessanterweise gehörten einem frühen Line-up keine geringeren als der Gitarrist Paul Kossoff sowie der Schlagzeuger Simon Kirke an, die kurze Zeit später zusammen mit Andy Fraser und Paul Rodgers die Band Free gründen und Geschichte machen sollten. Black Cat Bones veröffentlichte sogar ein Album ("Barbed Wire Sandwich", 1970), an dem Kossoff und Kirke aber nicht beteiligt waren und auch der Sänger Peter French, von dem hier noch öfter die Rede sein wird, war noch nicht an Bord. Kurz nachdem French eingestiegen war verließ der Gitarrist Rod Price die Band (und stieg bei Foghat ein), er wurde von Mick Halls ersetzt und das Quintett änderte seinen Namen schießlich auf Leaf Hound.
Gegen Ende 1970 war es dann schließlich soweit und auch Leaf Hound enterten ein Studio in London, um ihr Debüt "Growers Of Mushroom" einzuspielen. Der Opener "Freelance Fiend" bläst einem mit seiner unglaublichen Heavyness die Fönfrisur erstmal schlagartig nach hinten. Eine (zumindest für 1971) unglaublich powervolle Gitarre rifft sich hier gnadenlos nach vorne und Pete Frenchs Gesang erinnert (wie auch auf der folgenden Nummer) von der Phrasierung (nicht von der Stimme) an andere Ikonen wie sowohl Phil May (The Pretty Things), als auch Phil Mogg (UFO). Die neun Tracks des Original-Albums feuern ein kunterbuntes Potpourri aus Hard Rock und Psychedelic Rock ab, bei dem aber auch mal ein Gang runtergeschaltet wurde ("Sad Road To The Sea" oder der Titeltrack). Und um nochmal auf den Lead-Gesang zurück zu kommen: Immer wieder klingt hier mal (wenn auch nie so deutlich wie bei "With A Minute To Go") der gute alte Robert Plant durch. Ist aber alles nicht schlimm, da Pete French alleine mit seiner Stimme so gut wie alles aus dem Feuer reißt.
Wie auch schon bei der früheren Wiederveröffentlichung aus dem Jahr 2005 hat Repertoire Records als Bonus die beiden Tracks "It’s Gonna Get Better" sowie "Hipshaker" spendiert. Während das erste Stück (wie bereits "Work My Body" vom Original-Album) etwas an Spooky Tooth erinnert, handelt es sich bei dem zweiten um einen handfesten Rocker, der sich aber eher wie ein Demo, statt zu Ende produziert anhört. Stark ist er dennoch. Auf dem 2005er Reissue war noch ein weiterer Bonus Track namens "Too Many Rock’n’Roll Times" vertreten, aber dazu später mehr.
Jedenfalls ging Leaf Hound nach den Aufnahmen zum Debüt auf Tour, während sich deren Label sehr viel Zeit mit der Veröffentlichung der Platte ließ. Als die Scheibe 1971 schließlich doch erschien, hatte sich die desillusionierte Band bereits getrennt und Peter French war der neue Sänger von Atomic Rooster. Dort blieb er allerdings auch nur für eine Scheibe ("In Hearing Of Atomic Rooster", 1971), genauso wie anschließend bei Cactus (Album: "'ot ’n' Sweaty", 1972) und auch der deutschen Combo Randy Pie (Album: "Fast Forward", 1977), bevor er 1978 sein erstes (sehr starkes) Soloalbum Ducks In Flight heraus brachte.
Nach der bereits erwähnten Wiederveröffentlichung von "Growers Of Mushroom" im Jahr 2005 wurde das Interesse an der Band wieder so groß, dass Peter French die Band – allerdings mit komplett neuen Musikern – wieder an den Start brachte. 2007 erschien mit "Unleashed" eine neue Platte, die mit richtig gutem Rock/Hard Rock überzeugt. Nicht mehr so brachial wie das erste Album, aber dennoch alles andere als von schlechten Eltern. Stilistisch ist nicht nur French hier am nächsten an Phil Mogg dran, sondern die gesamte Band bewegt sich im Fahrwasser von UFO, was der Klasse des Werks jedoch nichts nehmen soll. Ach ja, und da war ja noch der dritte Bonus Track ("Too Many Rock’n’Roll Times") vom Debütalbum. Das war tatsächlich eine Vorwegnahme von "Unleashed", auf dem die Nummer dann als Track enthalten ist.
Wer Leaf Hound bisher nicht kannte oder diese beiden Alben noch nicht hat, für den ist diese Doppel-CD-Box mit fettem und sehr informationsreichem Booklet eine absolut lohnenswerte Sache. "Growers Of Mushroom" ist eine waschechte 'Vergessene Perle' und "Unleashed" ein immerhin sehr gutes Rock-/Hard Rock-Album. Rock-Fans können hier nichts falsch machen!
Nach "Unleashed" kam noch Live In Japan (2013), bevor es wieder ruhiger um die Band wurde. Wie Peter French in einem aktuellen Interview verlauten ließ, arbeitet Leaf Hound jedodch gerade an einem neuen Album, das noch im Jahr 2022 erscheinen soll.
Line-up CD 1 – "Growers Of Mushroom":
Pete French (vocals)
Mick Halls (guitars)
Derek Brooks (guitars)
Stuart Brooks (bass)
Keith Young (drums)
Line-up CD 2 – "Unleashed":
Peter French (vocals)
Luke Rayner (guitars)
Ed Pearson (bass)
Jimmy Rowland (drums)
Rob Webb (keyboards)
Tracklist CD 1 – "Growers Of Mushroom":
- Freelance Fiend
- Sad Road To The Sea
- Drowned My Life In Fear
- Work My Body
- Stray
- With A Minute To Go
- Growers Of Mushroom
- Stagnant Pool
- Sawdust Caesar
- It’s Gonna Get Better (bonus track)
- Hipshaker (bonus track)
CD 2 – "Unleashed":
- One Hundred And Five Degrees
- Barricades
- The Man With The Moon In Him
- Nickels And Dimes
- Stop, Look And Listen
- Overtime
- Too Many Rock’n’Roll Times
- Deception
- Breakthrough
Gesamtspielzeit: 44:10 (CD 1), 47:50 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2021 (1971, 2007)
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