Ende 1968 schossen Bands wie Pilze aus dem Boden und die Rockmusik stand in voller Blüte. Das war auch das Jahr, in welchem sich Robert Plant, Jimmy Page, John Paul Jones und John Bonham zusammenfanden und – zunächst noch als New Yardbirds, da es noch einige Yardbirds-Verträge zu erfüllen galt – daran anschließend als Led Zeppelin die Musikwelt aufmischten.
Die Vier waren ihrer Zeit – musikalisch gesehen – weit voraus. Mit "Whole Lotta Love", "Stairway To Heaven", "In My Time Of Dying", "In The Light", "When The Levee Breaks"… komponierten sie Songs, die man ohne Weiteres als Meilensteine der Rockgeschichte bezeichnen kann und galten damals mit ihrem neu erschaffenen Sound als Inbegriff des Heavy Metal.
Page und Co. schafften es, nicht nur die Rockmusik dieser Zeit zu revolutionieren, sondern auch eine musikalische Brücke zwischen schwarzer und weißer Musik zu schlagen. Ihr Aufstieg war kometenhaft, ihr Jahreseinkommen bewegte sich im satten siebenstelligen Bereich und Schätzungen sprechen gar von rund 300 Millionen verkaufter Platten weltweit.
Doch von der Presse wurden sie lange Jahre abgelehnt, ihre Auftritte und Veröffentlichungen teilweise sogar regelrecht verhöhnt. Da gehörten Beurteilungen wie »geringe musikalische Qualität« noch zu den harmlosesten. Somit ist nicht verwunderlich, dass sie mit den Zeitungsfritzen auf Kriegsfuß standen. Und Bandmanager Peter Grant hielt ihnen deshalb nicht nur die Presse, sondern auch die Plattenfirma vom Hals, »damit sich seine Schützlinge ausschließlich um ihre künstlerischen Visionen kümmern konnten«. Und davon hatten sie jede Menge, die Ergebnisse konnten sich hören lassen!
Unzählige Bildbände und natürlich Biografien, aber auch Sonderhefte (zum Beispiel Musikexpress 2004, RollingStone 2014) wurden über die Band publiziert, letztere relativ seriös, andere wiederum befassen sich lediglich mit deren Ausschweifungen. Wobei so manche Schilderung sicherlich mit Vorsicht zu genießen ist. Ich denke dabei nur an die Fischgeschichte im Edgewater Inn.
Gibt es denn wirklich noch etwas, was der geneigte Fan noch nicht weiß?
50 Jahre nach Bandgründung erscheint nun das Rock Classics Sonderheft Nr. 23, in welchem die Zeppeline mit prallen 99 Seiten noch einmal ausführlich geehrt werden.
Eingangs geht man zurück zu den Wurzeln der Band, den Yardbirds, um anschließend die Zep-Mitglieder Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones, John Bonham und Jason Bonham – Sohn der verstorbenen Drum-Legende – in Einzelwidmung vorzustellen. Jason Bonham saß 1988 auf dem Drumhocker, als sich Led Zeppelin für das "40th Anniversary Concert" von Atlantic Records zu einer zweiten Reunion (nach 1985 für "Live Aid" mit Phil Collins an den Drums) durchgerungen hatten. Aber auch Jahre später wird er immer mal wieder für die Bandmitglieder, ob solo oder als Zeppeline, die Stöcke schwingen.
1969 erscheint das Debüt-Album "Led Zeppelin". Insgesamt neun Studio-Scheiben (einschließlich "Coda") hat die Band bis 1982 veröffentlicht. "Coda" erschien nach ihrem Split im Dezember 1980, da man noch einen Vertriebsvertrag mit Atlantic Records zu erfüllen hatte. Zu jedem dieser 10 Platten gibt es Wissenswertes in dieser Lektüre nachzulesen und zu "Physical Graffiti" ein zusätzliches Interview mit Jimmy Page aus dem Jahr 2015.
Lesenswert ist ebenfalls der Livebericht zum Reunion-Konzert 2007 von Marcel Vogelmann, Led Zeppelin-Fan, Drummer der Coverband Fett Zeppelin und Besitzer eines Trommelladens in Ludwigsburg. Anlass des Konzertes war ein Gedenken an Ahmet Ertegün, den legendären Label-Boss von Atlantic Records. Und auch bei diesem denkwürdigen Konzert schlug kein Geringerer als Bonzos Sohnemann Jason die Felle: »Jason Bonham hat Led Zeppelin zum Klingen gebracht, Bonzo selig wäre stolz auf seinen Sprössling gewesen.« (Marcel Vogelmann)
Posthum folgten zwar noch mehrere weitere Veröffentlichungen, Release, Live-Mitschnitte und dergleichen mehr, diese finden hier jedoch keine Beachtung.
Ein weiteres, sehr aufschlussreiches Interview, dieses Mal mit John Paul Jones und Jimmy Page aus dem Jahre 2012, gibt noch einmal Einblick in die Welt von Led Zeppelin und in die Seele der einzelnen Musiker. Man schwelgt jedoch nicht nur in Nostalgie, es wird auch über ehemalige und derzeitige Soloprojekte gesprochen und der eine oder andere 'Ausflug' in die Zukunft gewagt. Ein Comeback wird jedoch vehement ausgeschlossen.
Abgerundet wird das Heft mit jeder Menge toller Fotos und mit der Vorstellung zweier, relativ bekannter Coverbands (Mad Zeppelin und Letz Zep) sowie Empfehlungen diverser Bücher, Filme, Sammlerstücke und Verlosungen.
Alles in allem eine sehr schöne und kurzweilige Lektüre, die die Sammlung des Fans um ein weiteres Teil vervollständigt.
Erhältlich ist diese Ausgabe Nr. 23 im Zeitschriftenhandel sowie bei Amazon.
Seitenzahl: 99, Erscheinungsjahr: 2018
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