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Leon Alvarado / The Changing Tide – CD-Review

Leon Alvarado / The Changing Tide - CD-Review

Leon Alvarado stammt aus Caracas, Venezuela. Seit Ende der siebziger Jahre in den USA ansässig, widmete er sich dem Prog Rock.
Nach der Veröffentlichung Charging The Electric Dream aus dem letzten Jahr wurde er erneut aktiv mit dem Ergebnis der neuen Platte "The Changing Tide". Im Gegensatz zum Vorgänger-Album, das er ganz allein gestaltete, griff er nun wieder auf zahlreiche Musiker zurück, es musizieren unter anderem John Helliwell (Supertramp) und Bassist Tony Franklin (The Firm) als wohl bekannteste.

Und meines Erachtens macht sich das positiv bemerkbar, wieder mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten. Denn ich vernehme einfach mehr Freiheit im Ausdruck und in den Gestaltungsmöglichkeiten, sowie ein Mehr an Offenheit und der musikalischen Bandbreite. Laut Pressetext steckt hinter "The Changing Tide" die Absicht, mit diesem Album ein von Pink Floyd inspiriertes vorzulegen. So soll wohl dieser Einfluss auf den Protagonisten ein fundamentales Element darstellen, auf dem sich die Musik aufbaut.

So kann ich partout auch nicht abstreiten, dass bereits der Eröffnungssong "The Equilibrium Of Time" stark 'floydig' wirkt, vor allen spüre ich die Phase jener Band von Anfang bis Mitte der Siebziger, ob es nun der ein wenig nach Roger Waters klingende Bass ist oder Keyboard-Klänge, die an Richard Wright erinnern. Doch auf keinen Fall stelle ich fest, dass hier eine plumpe Kopie der Band jener Tage geschaffen wurde. Denn des Komponisten eigene Sprache ist stets zu vernehmen. So sind es einzelne Passagen, die mich an die inspirierende Band erinnern, und das, gemeinsam mit der eigenen Gestaltung, ergibt einen gewissen Retro-Effekt gemeinsam mit neuen Ideen.

Doch wenn die Gitarre von Edoardo Scordo auf "A Day Of A Different Sort" nach 1:10 Minuten erklingt, dann könnte das wirklich David Gilmour sein, der hier in Erscheinung tritt, auch unter dem Hintergrund des Keyboard-lastigen Backgrounds. Klingt aber super!!! Nun, direkt vergleichen kann man dann mit einem Cover eines echten Floyd-Songs, "Brain Damage" von The Dark Side of the Moon. Sicher ist das nicht schlecht gemacht, doch bliebe ich dann lieber beim Original, weil dieses Cover nicht wirklich Neues bringt, und mich persönlich nicht mitreißen und überzeugen kann.

"A View From A Different Room" ist der Song, der mich wohl am meisten'"gepackt' hat. Und das nicht nur, weil hier John Helliwell am Saxofon gefeatured wird, sondern weil er mit seinem melodischen und emotionalen Spiel diese ohnehin vorhandene Stimmung noch mehr mit Leben erfüllt, auch Scordo spielt wieder ein sehr schönes und einfühlsames Solo. Alvarado mit seinen breitflächigen Keyboard-Texturen vermag es, mit seinem Spiel Gänsehaut-Effekte zu verursachen, auch ein wenig Melancholie schwingt hin und wieder mit.

Gesamtheitlich betrachtet, empfinde ich es als gelungen, die Stimmung, vorwiegend ruhiger Pink Floyd-Sounds, einzufangen, zu transportieren und auszufüllen und anzureichern mit eigenen Ideen. So kann man sich wirklich gut vierzig Minuten lang fallen lassen, sich entspannen und diesem sinnlichen Genuss folgen. Alvarado und seine Mitmusiker haben es verstanden, Spannungsbögen zu errichten und die breiten Soundflächen mit Leben zu füllen, mit sanftem Prog Rock, der sehr bekömmlich ist und von hoher Qualität. Auch wenn es mitunter oft das eine oder andere (angedeutete) Pink Floyd-Zitat geben mag, muss sich der Protagonist nicht vorwerfen lassen, ein Plagiat entworfen zu haben.


Line-up "The Changing Tide":

Leon Alvarado (drums, keyboards & effects on all, bass – #5, vocals – #6)
Edoardo Scordo (guitars – #1, 2, 3, 4, 5)
Damian Darlington (slide guitar – #2)
Tony Franklin (bass – #1 – 4)
John Helliwell (saxophone – #3)
Pablo Hopenhayn (violin, viola and cello – #1)
Gary Gnaedinger (bass, guitar & keyboards – #6)
James Griggers (guitar & slide Guitar – #6)
Jeff Sanson (backing vocals – #6)
Linda Alvarado (backing vocals – #6)
Liz Hall (backing vocals – #6)

Tracklist "The Changing Tide":

  1. The Equilibrium Of Time (10:01)
  2. A Day Of A Different Sort (9:31)
  3. A View From A Different Room (7:40)
  4. Dance Of The Pink Elephants (4:43)
  5. The Changing Tide (7:12)
  6. Brain Damage (4:28)

Gesamtspielzeit: 43:41 Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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