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Leon Redbone / Christmas Island – CD-Review

Leon Redbone / Christmas Island – CD-Review

Sie dürfen nicht fehlen, die alljährlich in dieser Zeit eintreffenden Weihnachtsplatten. Egal wie viele man davon bereits im Regal stehen hat, stets ist man gespannt, was im jeweiligen Jahr neu dazu kommt. Ob klassisch, verrockt oder gar metallisch, es gibt nichts, was es nicht gibt.

Vorliegendes Album des in Zypern geborenen kanadischen Sängers Leon Redbone mag ein mancher vielleicht schon im Fundus haben, denn die Platte – aus dem Jahre 1987 wurde neu aufgelegt. Grund ist wohl Leons  Ableben im Mai dieses Jahres. Leon war musikalisch kaum zu fassen, da man ihn stilistisch schwerlich festlegen konnte. Als »Wanderer zwischen den Welten« wird er beschrieben. Tragischerweise verstarb sein Freund und Kollege Malcolm 'Mac' John Rebennack Jr., den wir besser als Dr. John kennen und den wir auch auf einem Track des vorliegenden Albums finden, nur eine Woche nach Leon. Sein Mitwirken auf "Christmas Island" hat mich mächtig neugierig gemacht, da ich Dr. John irgendwie meistens mit New Orleans Voodoo in Verbindung bringe und das im Rahmen einer Weihnachtsplatte Spannung verspricht.

Gestartet wird das Album mit den zwei Klassikern "White Christmas" und "Winter Wonderland" die einem das Gefühl geben, einen uralten Doris Day-Film zu sehen. In schönstem heimeligem sowie positiv kitschigem Swing wird durch den Winterwald gezogen. Die im Albumtitel genannte Insel wird in "Winter Wonderland" per Dobrospiel ins Geschehen gerückt; man fühlt sich irgendwie wie auf einer Südseeinsel, was einerseits konträr zu der Vorweihnachtsstimmung des Rezensenten ist, andererseits aber auch wieder zum entspannten Hören einlädt, da man eben nicht den allerorts gespielten saisonalen Mainstream vorgesetzt bekommt.

Leon wäre nicht Leon, hätte er nicht auf zu überbordende Glöckchen oder gar Rentierassoziationen verzichtet. Obwohl auch er mit Geigen arbeitet, bekommen die Tracks gerade durch Dobro, Klarinette und Akkordeon diesen besonderen Touch. Wenn man auch ganz leichte Countryspuren finden kann, so ist die Platte doch eindeutig im Swing beheimatet. Die Songs selbst sind, bis auf wenige Ausnahmen, hierzulande wohl eher weniger bekannt. Bekannt ist aber die Präsentation, was die Art des Gesangs betrifft. Der referiert nämlich auf die großen Crooner wie z. B. Frank Sinatra, Bing Crosby oder Dean Martin und hat so den gewissen und passenden Pathos.

Nun aber zum gemeinsamen Lied von Leon und Dr. John, "Frosty Island"; andernorts ein bekannter Weihnachtssong, der zum ersten Mal 1950 von Gene Autry aufgenommen wurde. Ein Jahr davor gab es von Autry, dem »singenden Cowboy«, übrigens den auch in unseren Landen bekannten Weihnachtshit "Rudolph The Red-Nosed Reindeer". Sofort erkennbar ist die angeraute Stimme von Dr. John, die einen herrlichen Kontrast zum Pendant Leon setzt. Auch was das Tempo angeht, ist dieses Stück eine beschwingte Perle. Schön, die beiden Freunde gerade auch auf einem Song zur eher besinnlichen Zeit zusammen musizieren zu hören.

"Christmas Island" ist eine Weihnachtsscheibe, die sich wohltuend vom sonstigen Overkill abhebt. Eine Scheibe, die die Zeit der 'Vorbereitungen' beschwingt kurzweilig vergehen lässt und eine Scheibe, die auch seriös genug ist, um als adäquate musikalische Begleitung beim Weihnachtessen zu laufen. Der Erstauflage liegen dieser Version außerdem zwei Bonustracks bei. Wenn der Promoter das Album als »entspannt, wohltuend, fröhlich, als auch ein bisschen feierlich zugleich« beschreibt, dann trifft das den Nagel auf den Kopf.


Line-up Leon Redbone:

Leon Redbone (guitar, vocals)
Dr. John (piano, percussion, vocals – #3)
John Gill (banjo, drums, bass saxophone)
Cyndi Cashdollar (dobro)
Brian Nalepka (double bass, accordion)
Terry Waldo (piano – #7,10)

Richard Henrickson (1st violin)
George Wozniak (2nd violin)
Kathryn Kienke (3rd violin)
Bobby Gordon (clarinet)

Betsy, Cyndi, Doug, John, Waldo (vocals [Oslanders])
Santa (chimes, bells [Sleighbells])

Tracklist "Christmas Island":

  1. White Christmas
  2. Winter Wonderland
  3. Frosty The Snowman
  4. Blue Christmas
  5. There’s No Place Like Home For The Holidays
  6. Toyland
  7. Christmas Island
  8. That Old Christmas Moon
  9. I’ll Be Home For Christmas
  10. Let It Snow
  11. Christmas Ball Blues
  12. Kitty Cat’s Christmas (Bonus)
  13. Frosty The Snowman [Altern. Version] (Bonus)

Gesamtspielzeit:34:48, Erscheinungsjahr: 2019 (1987)

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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