Die italienische Combo Licantropy wurde »[…] during the first full moon of May 2017 […]« gegründet.
Klar, bei dem Bandnamen musste es ja bei Vollmond sein, denn die Lykanthropie steht für den oft in Horrorfilmen vorkommenden Gestaltwechsel von Mensch zum Werwolf.
Passend, nur vice versa, trägt das Debütalbum den Titel "We Were Wolves" und erschien im Gründungsjahr.
Wie aus den Informationen zu "Extrabiliante" hervorgeht, gibt es neben den drei Musikern noch einen vierten Künstler. »[…] He’s the graphic artist Self, who creates the image of the deal, such as cover artworks, posters, videoclips and live visuals. […]«
Also stammt wohl auch das Cover zur vorliegenden Platte von ihm.
Bei seinen Songtiteln beweist das Trio Stringenz.
So ranken sich die zehn Nummern im weiteren Sinn um die Thematik Werwolf. Auch die Titel der ersten Platte konzentrieren sich darauf.
Auf geht’s mit der ziemlich unbekannten Band aus Italien.
Der "Hispanic Wolf" erscheint nur für ein Blitzlicht, dennoch gibt besonders die E-Gitarre den Sombrero-Flair preis. Nach dem ersten Track kann man noch keine echte musikalische Auswertung vornehmen.
Hey, jetzt geht die Post aber ab.
"Big Bad Affair" verdeutlicht, was Licantropy unter Rock’n’Roll versteht. Virtueller Schweiß strömt aus den Lautsprechern. Das Trio hat die Zügel extrem locker und zur Retro-Orgel feilt sich Gitarrist Tommaso 'Tom Wolf' Mantelli sozusagen die Fingernägel an den Saiten ab.
Bei Spielzeiten so um die drei Minuten ist "Coyote?" die Ausnahme von der Regel. Die Alberto 'Royal Albert Wolf' De Lazzari-Orgel setzt auf Psychedelic, die vom Sechssaiter reflektiert wird. Schleppend kommt der Steppenwolf voran. Klasse, wie Luca 'Luke Sky Walker' Ramon phasenweise Handtrommeln zum Einsatz bringt. In seiner Entwicklung nimmt das Stück deutlich experimentelle – oder sollte man schreiben improvisatorische – Züge an. Die Orgel/der Synthesizer verflüchtigen sich ins All und durch Drums sowie Gitarre wird die Nummer geerdet. Der fast schon infernalische Schluss passt perfekt.
Das "Pale Moonlight" ist in keiner Weise blass.
Von der Adrenalinausschüttung des Trios bekommt man förmlich Kringel vor den Augen. Die Vehemenz wird nur von einem kurzen Luftholen – wie auch in manch anderem Song – unterbrochen. Teufel noch eins, wann muss Licantropy an die Ladestation, um die Akkus wieder aufzufrischen?
Okay, "My Fat Long Tail" rockt zwar, aber nicht ganz so heftig. Allerdings darf man bei dieser Combo nie den Abend vor dem Ende eines Songs loben. Hey, ein Gitarrensolo. Toll! Doch, die Formation versteht es, ihre eigene Nische des Rock’n’Roll zu besetzen. Nostalgische Lautsprecher-Kanalfahrten von rechts nach links und umgekehrt lockern die Szenerie auf. Gutes Lied, dieses "My Fat Long Tail".
Bei allem Retro-Gehabe will man beim Titeltrack "Extrabiliante" wohl extra modern auftreten.
Dieses nach Platten-Scratching klingende Teil ist aus meiner Sicht völlig überflüssig, aber der kleine Ausflug in den Blues gefällt wieder. "Extrabiliante" ist ein Flickenteppich, dessen Stücke man geschickt verknüpft hat und die zusammen ein gutes Bild ergeben.
"I Wolf The Line" spiegelt einen gezähmten Werwolf wider und klingt angenehm.
Mit "The Revenge Of The Wise Wolf" präsentiert das hyperaktive Trio eine hörenswerte Mischung aus Punk, leichter Psychedelic und einer kleinen Portion Melodie.
Licantropy baut sich eine individuelle Nische aus einigen Stilen und irgendwie bringt es das Trio fertig, den Hörer bei der Stange zu halten. Antesten!
Bleibt in diesen Zeiten gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Licantropy:
Tommaso 'Tom Wolf' Mantelli (guitar, vocals)
Luca 'Luke Sky Walker' Ramon (drums, percussions, vocals)
Alberto 'Royal Albert Wolf' De Lazzari (organ, synthesizer, vocals)
Tracklist "Extrabiliante":
- Hispanic Wolf
- Big Bad Affair
- Pale Moonlight
- My Fat Long Tail
- Extrabiliante
- I Wolf The Line
- Another Wolf Game
- The Revenge Of The Wise Wolf
- Bite The Wolf
- Coyote?
Gesamtspielzeit: 30:47, Erscheinungsjahr: 2020
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