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Lillian Briggs / Diddy Boppers – CD-Review

Lillian Briggs / Diddy Boppers

Im Laufe seines Lebens kann man viele Künstler*innen und Bands kennen lernen, doch immer wieder wird man auf Lücken stoßen. So auch hier – wer ist Lillian Briggs??? Die 1932 in Pennsylvania (als Biggs) Geborene lebte bis 1998. Einst als LKW-Fahrerin für eine Wäscherei tätig wechselte sie in den frühen Fünfzigern ins Musikgeschäft. Stationen waren The Downbeats und 1953 das Joy Cayler’s All-Girl Orchestra. Dort sang sie nicht nur, sondern spielte auch Posaune. Vom Talent-Scout Jack Petrill wurde sie 1954 entdeckt, als sie eine Version von Shake, Rattle And Roll sang. So startete sie ihre Solo-Karriere. Diese ist für den Zeitraum zwischen 1954 und 1961 mit dieser informativen Kollektion "Diddy Boppers" mit 32 Songs dargestellt.

Zwar bewegte sie sich nicht allein im Umfeld des Rock ’n' Roll, doch selbst bezeichnete sie sich als 'Queen of Rock & Roll'. Auf dieser CD finden wir Instrumental-Stücke des Lillian Briggs Orchestra und weitere Songs der Bereiche Rhythm & Blues, Rock ’n' Roll und Pop, Twist wurde auch nicht ausgelassen und Jazz-Standards gehörten durchaus auch zum Repertoire, mithin können wir uns auf eine große Vielfalt freuen.

Ebenso erfreuen kann man sich abermals auf dieses 36 Seiten starke, sehr informative Booklet von Bill Dahl inklusive der Diskografie von Marc Mittelacher & Russ Wapensky. Hieraus kann man dann auch entnehmen, wer im Einzelnen die Begleitung der Protagonistin darstellte. Neben wohl nicht so sehr bekannten Musikern und Musikerinnen stoße ich auf den Jazzer Milt Hinton am Bass, Sam 'The Man' Taylor lässt sein Tenor-Saxofon ertönen, ebenso wie Urbie Green seine Posaune. Diese spielt Lillian wohl nur auf den frühesten Aufnahmen aus dem späten 1954ern/Anfang 1955ern mit dem Lillian Briggs Orchestra.

Auf dem "Sugar Blues" aus 1957 erklingen noch einige Streichinstrumente, für viele Songs mit Dick Jacobs And His Orchestra konnten leider keine näheren Angaben mehr ausfindig gemacht werden. Mit der ersten Single der Dame, "I Want You To Be My Baby", startet der bunte Reigen der Musik. Von dieses Platte wurden über eine Million Exemplare verkauft und landete schließlich auf Platz achtzehn der Billboard Hot 100! Na ja, ist ja auch ein starker Song! Mit schnellen Gesangsfolgen, die sich schon mit ihrem Scat-Feeling fast dem Rap nähern, rockt und rollt das Fundament und wird im Stile einer Jazz Big Band heiß und feurig angereichert. Ja, es swingt deftig, ganz viel weitere Arrangements im Big Band-Format, gesangliche Blues-Anleihen ("It Could’ve Been Me"), Weihnachten kommt auch nicht zu kurz mit "Rock’n’Roll-y Poly Santa Claus", stilistisch bewegt man sich ständig zwischen Big Band Jazz und Rock’n’Roll, die Musik treibt ständig ganz rasant. Stimmlich klingt Lillian ziemlich selbstbewußt, sehr geschmeidig, und recht frech im Ausdruck.

"Eddie, My Love", nun kommt man ein wenig zur Ruhe, das erste ruhige und langsame Stück, schön schnulzig, halt im Stil der damaligen Zeit, hier 1956. Ansonsten nimmt man sich noch ein wenig mehr zurück mit ""Mean Words", "I’ve Got Your Heart", "Will We Meet Again" und dem schmachtenden "Not A Soul (Blanket Roll Blues)".

Die Dame war auch an Soundtracks von drei Hollywood-Filmen beteiligt, "The Fugitive Kind", "Mr. Wonderful" und "My Sister Eileen", und spielte sogar eine Rolle, die sie gewonnen hatte, im Film "The Ladies Man" mit Jerry Lewis. So ist es höchste Zeit, das Bear Family mit dieser Veröffentlichung diese Künstlerin noch einmal in Erinnerung ruft!


Line-up Lillian Briggs:

Lillian Briggs (vocals, trombone – #6, 7)
Diverse Orchester

Tracklist "Diddy Boppers":

  1. I Want You To Be My Baby
  2. Don’t Stay Away Too Long
  3. It Could’ve Been Me
  4. Can’t Stop
  5. Rock ’n' Roll-y Poly Santa Claus
  6. I Want You To Be My Baby (Instrumental)
  7. Delilah
  8. Follow The Leader
  9. That’s The Only Way To Live
  10. Eddie, My Love
  11. The Teens In Jeans From New Orleans
  12. The Gypsy Goofed
  13. I’ll Be Gone
  14. Mean Words
  15. Sugar Blues
  16. Boogie Blues
  17. I
  18. She Sells Seashells
  19. Come Here
  20. Will We Meet Again
  21. Hey! Ba-Ba-Re-Bop
  22. I’ve Got Your Heart
  23. Rag Mop Lillian Briggs
  24. Is There A Man In The House?
  25. Blues In The Night
  26. Diddy Boppers
  27. Hooray For The Rock
  28. Not A Soul (Blanket Roll Blues)
  29. Be Mine (Alle Mädchen wollen küssen)
  30. I Care For You
  31. I’m Burning For You
  32. I Want You To Be My Baby (1961 version)

Gesamtspielzeit: 77:36, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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