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Linsey Alexander / Two Cats – CD-Review

Im Jahr 1942 in Holly Springs geboren, gab es für den Blueser Linsey Alexander nicht viele weitere Stationen um sein Zelt aufzubauen. Er stammt aus einer Familie von Sharecroppern und gemeinsam mit seiner Mutter und Schwester zog er dann nach Memphis. Seine erste Gitarre bekam er geschenkt, tauschte sie dann aber im Pfandhaus gegen Geld ein, um nach Chicago zu kommen.
Dort lebt er nun seit 1959. Nach mehreren Jobs als Autoverkäufer oder Koch kaufte er sich eine Gitarre und gründete die Band Hot Tomatoes. Die nachfolgende Formation The Equitable Band blieb ganze acht Jahre zusammen. Er trat und tritt immer noch regelmäßig im Club Kingston Miles auf und hat sich als Vertreter des Chicago Blues einen Namen weit über die Grenzen der Windy City gemacht.

Linsey Alexander hat den Spitznamen 'Hoochie Man' und veröffentlichte einige Alben in Eigenregie oder unter Hoochie Man Music. Dazu gehören "Someone’s Cookin' In My Kitchen" (2004) oder "If You Ain’t Got It" (2010). Schließlich bekam er einen Plattenvertrag bei Delmark Records. Aus dieser Zusammenarbeit resultierten bisher drei Scheiben. 2012 kam "Been There Done That" auf den Markt. 2014 folgte "Come Back Baby" und 2017 die vorliegende Platte "Two Cats".
Alle Alben fanden bei Fans und Kritikern sehr positive Resonanz und wenn man sich letztere Scheibe des Chicago Blues Hall of Fame-Mitglieds anhört, dann weiß man, wo das Herz des Blues schlägt. Bei "Two Cats" wird der Hörer rein nominell mit fünfzehn Titeln und fast siebzig Minuten Gesamtspielzeit sehr gut bedient. Aber auch musikalisch hat der Mann einiges zu bieten.

Mit seinem 12-Takter, der auch Funk, Soul, R&B sowie Rock’n’Roll beinhaltet, ist er up to date, richtig zeitgemäß, ohne allerdings die Tradition ganz aus den Augen zu verlieren. Auf der Rückseite des Jewelcase erklärt der Protagonist den Albumtitel wie folgt: »[…] My woman got two cats, one in the front, the other in the back! […]«
Linsey Alexander verfügt über eine wohlgereifte Stimme, mit der er nicht nur singt, sondern die Texte auch in einer Art Sprechgesang serviert. So oder so passen seine Stimme und der Blues sehr gut zusammen.

Die fünfzehn Kompositionen sind rundum von guter bis hoher Qualität. Der 'Hoochie Man' hat es drauf. Seine Gitarre beherrscht er und obendrauf transportiert er auch das entsprechende Feeling. Die Sechsaiter-Solo-Einlagen stecken in keinem Sparstrumpf und wie es sich für einen Blues dieser Klasse gehört, spielt in seiner bestens besetzten Band Anthony Palmer als zweiter Gitarrist. Im Titelstück sowie "Comb Over Blues" ist es Breezy Rodio.
Die dreiköpfige Bläserfraktion sorgt für fetzige Sounds und sie erhalten Freiräume, um ihre Fantasien in überzeugenden Alleingängen zu liefern.

"Two Cats" enthält drei Lieder, die schon auf "My Days Are So Long" (2006) auftauchten. Es sind "Where Did You Take Your Clothes Off Last Night", hier mit dem klasse Harper Paul Hanover, "How Could You Do Me Like You Done Me", ebenfalls mit dem Mundharmonikaspieler, sowie das herrlich-quirlige "Reefer And Blow". "Kiss Revisited" ist so etwas wie die Ausnahme von der Regel des Chicago Blues. Die Nummer ist richtig cool, weil sie eher aus der Jazz-Ecke kommt und mit dem Gast J. Parker auch noch einen Rapper an Bord hat. Dieses Stück krönt die Platte auf eine überrachende Weise.
Wer auf den Chicago Blues steht, der sollte sich nach "Two Cats" von Linsey Alexander umschauen. Enttäuschung geht anders.


Line-up Linsey Alexander:

Linsey Alexander (vocals, guitar)
Anthony Palmer (guitar)
Breezy Rodio (guitar – #14)
Roosevelt Purifoy (piano, organ, Rhodes)
EG McDaniel (bass)
Bryant Parker (drums)
James Wilson (drums – #5,14)
Kenny Anderson (trumpet, horn arrangements)
Hank Ford (tenor saxophone)
Norman Palm (trombone)

Special Guest:
J. Parker (rap – #15)

Tracklist "Two Cats":

  1. I’m Not Your Problem (4:09)
  2. Where Did You Take Your Clothes Off Last Night (5:08)
  3. That Ain’t Right (4:47)
  4. Why I Sing The Blues (4:13)
  5. Two Cats (3:57)
  6. Facebook Woman (7:59)
  7. User (3:17)
  8. I’m In Love With A Woman (3:47)
  9. 'Til I Kissed You (4:09)
  10. How Could You Do Me Like You Done Me (6:06)
  11. Reefer And Blow (3:42)
  12. Thinking About Me (2:57)
  13. Starting Monday (3:46)
  14. Comb Over Blues (3:46)
  15. Kiss Revisited (4:33)

Gesamtspielzeit: 67:16, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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