Dreizehn Jahre alt ist die vorliegende Platte, die ich im Rahmen der Besprechung von Silverfuchs' Es muaß wos weidergehn mit in der Tüte hatte. Und das ist gut so, denn wenn das Album der beiden Hauptprotagonisten Lionel Lodge und Rens Newland zwar ’nur' aus gecoverten Nummern besteht, da haben diese es aber in sich.
Wer bitteschön spielt denn Stücke eines Künstlers wie Randy Newman? Oder Iggy Pop, Dr. Hook oder auch Johnny Cash? Das ist zum einen der Niederländer Rens Newland, der ansonsten in Sachen Jazz unterwegs ist und in Österreich lebt sowie der Kanadier Lionel Lodge, seines Zeichens Singer und Songwriter und ebenfalls in Österreich lebend, und zwar in Wien. Ihnen zur Seite steht der Wiener Tubaspieler Markus Weissenbach, der bei Prof. Schafferer, demTubisten der Wiener Symphoniker studiert hat und sich unter anderem auch in Jazz-Gefilden umhertreibt. Der Vierte im Bunde ist der in Österreich geborenen Amerikaner Georg Beck, der das Schlagzeug bedient.
Die Auswahl der Interpreten, denen sich die beiden Hauptprotagonisten, gewidmet haben, ist aber nur eine Seite der Medaille, denn dass sie statt einen Bassers die tiefen Töne mit dem Tubisten Markus Weissenbach in den Äther pumpen, ist weit mehr als eine Fußnote. Gerade das macht den Charme dieser doch sehr intim dargebotenen Musik aus. Bereits der erste Track "With A Little Help From My Friends" zeigt, wohin die Reise geht. Irgendwo zwischen Beatles und Cocker liegen Lodge und Newland, die besonders durch ihr quirliges Gitarrenspiel dem Stück einen neuen Anstrich geben.
Die intime Atmosphäre wird besonders dadurch erreicht, dass die Songs bei einem Wiener Heurigen aufgenommen wurden. Lionel Lodge und Rens Newland geben neben Konzerten mit eigenem Material immer wieder auch sogenannte »Unterhaltungskonzerte« und während einem solchen entstanden eben diese Aufnahmen: im Heurigenlokal der Familie Eckert in Wien im Juli 2005. Man soll nun nicht denken, dass in solch einer Location ausschließlich gemäßigt musiziert wird. In der Summe liegt der Fokus zwar auf den akustischen Gitarren, was aber nicht bedeutet, dass es nicht auch kracht. So gibt es in "Losing My Religion" eine klasse laufende elektrische Gitarre, die in "Save Tonight/The Passenger" auch eine schöne Wah Wah-Sequenz zum Besten gibt.
Gerade letztgenannte Nummer zeigt, wie genial die Musiker die Originale interpretieren und darbieten. Die jeweiligen Wechsel der beiden Stücke werden von Tuba-Sequenzen eingeleitet und dieses Blasinstrument lässt einen Viersaiter zu keiner Sekunde vermissen. Im Gegenteil, durch den Einsatz dieses Instruments erfahren die Stücke quasi eine Art Transformation. Das Zusammenspiel der akustischen Gitarren mit der Tuba bei "Ring Of Fire" ist einfach saustark. Auch bei "Ticket To Ride" simuliert das Gebläse herrlich groovend die Bassläufe.
Stimmlich gibt es ebenfalls nichts zu mäkeln. Das raue und ausdrucksstarke Organ von Lionel beherrscht die Nummern souverän und die Passagen mit den backings von Rens darf man ebenfalls als gelungen bezeichnen. Stets am Ball ist der Drummer Georg, der den passenden Rhythmus legt. Die Coversongs werden liebevoll interpretiert und die ein oder andere Nummer ist bei den ersten Tönen erst mal nur sehr schwer zu erkennen ("Fire", "Proud Mary").
So dargeboten machen Covers Spaß und wenn man dabei noch beim Heurigen sitzt, muss das eine wahre Freude gewesen sein. Und dann die Tuba …
Line-up Lionel Lodge And Rens Newland:
Lionel Lodge (lead vocals, acoustic thythm guitar)
Rens Newland (electric & acoustic lead guitars, backing vocals)
Markus Weissenbach (tuba)
Georg Beck (drums)
Tracklist "The Rock Quartet Live in Vienna, The Covers CD":
- With A Little Help From My Friends (The Beatles)
- Losing My Religion (REM)
- Fire (Bruce Springsteen)
- Cover Of The Rolling Stone (Dr. Hook)
- Old Kentucky Home (Randy Newman)
- Ticket To Ride (The Beatles)
- Proud Mary (Creedence Clearwater Revival)
- Me And Julio Down By The School Yard (Paul Simon)
- Save Tonight/The Passenger (Eagle Eye Cherry/Iggy Pop)
- Ring Of Fire (Johnny Cash)
- Knocking On Heaven’s Door (Bob Dylan)
Gesamtspielzeit:51:45, Erscheinungsjahr: 2007
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