Na hoppla, da ist mir aber eine echte kleine Psychedelic-Perle auf den Schreibtisch geflattert! Es handelt sich um die Band Liquid Orbit aus Bremen, die bereits im vergangenen Jahr 2017 ihr gleichnamiges Debütalbum vorgestellt hat. Der Bandname mag vielen Fans neu und (noch) unbekannt erscheinen, bei den Musikern handelt es sich jedoch um sogenannte 'alte Hasen' die bereits seit über dreißig Jahren im Geschäft sind und unter anderem bereits mit Leuten wie Nikki Sudden, Rainer Baumann, Damo Suzuki, Daevid Allen (Gong), Nik Turner oder auch Tom Redecker (The Electric Family) zusammengerabeitet haben. Aufgelegt über Nasoni Records kann man die Scheibe neben dem CD-Format übrigens auch als buntes Vinyl erstehen.
Gerade mal fünf Tracks mit einer Laufzeit von knapp vierzig Minuten versprechen schon mal ein paar Jams und längere Instrumental-Passagen, was sich beim Genuss von "Liquid Orbit" dann auch bewahrheitet. "Time Machine" lädt stilistisch umgehend auf einen Trip in die Früh- bis Mittsiebziger ein. Ein fetziges Gitarren-Riff, eine 'tonnenschwere' Hammond-Orgel, ein wahres Powerhouse (getarnt als Bass und Schlagzeug) sowie der atmosphärische, starke Gesang von Sylvia Köpke lassen umgehend aufhorchen. Da ist Feuer dahinter, da wird mit feinen Breaks gearbeitet, in ruhigere, sehr melodische Sphären gedriftet und schließlich wieder Fahrt aufgenommen, um zurück in die Dynamik der Anfangsminuten zurück zu finden. Dass die Lead Vocals etwas weiter nach hinten gemischt wurden, war ein verdammt cleverer Zug, der die Aura dieser Nummer sogar noch verstärkt. Wow, was für ein supercooler sechseinhalb-minütiger Start in die Scheibe!
Mit Soundspielereien nochmal eine Spur psychedelischer geht es in den ersten ca. sechzig Sekunden von "Lost" weiter, bevor nach und nach die Drums und der Bass einsteigen. Okay, der bei diesem Titel teilweise sehr hohe Gesang von Miss Köpke ist sicherlich Geschmackssache, so etwas muss man mögen. Das fast durchgehend in ruhigeren Gewässern verbleibende Stück ist ansonsten aber ebenfalls klasse gespielt und arrangiert. Right on! Der Gesang erinnert manchmal durch seinen teutonischen Tonfall etwas an die düstere Ikone Nico oder an Renate Knaup (Amon Düül II), wenn man die jeweiligen Stimmen auch nicht wirklich wirklich vergleichen kann. Ungeheuer interessant kommt dann wieder "Everyday Life Depression" mit seiner durchweg positiven Message, seiner sehr starken Komposition und die komplette Umsetzung. Immer wieder duellieren sich die Gitarre und die Orgel, was aber nie ausartet und der Song an sich somit immer im Fokus bleibt.
Auch "Foul Deeds" verfügt über eine (bewusst kreierte?) ganz starke Spätsechziger-/Frühsiebziger-Aura, was der Dichte des Tracks allerdings erneut sehr gut zu Gesicht steht und den Hörer in eine Zeitreise gleiten lässt, aus der er gar nicht mehr wirklich hinaus will. Und schließlich ist da noch der 'Rausschmeißer' "Hope For A New Summer", der wie "Lost" zunächst sehr psychedelisch-ruhig beginnt, bevor die komplette Band nach etwa zwei Minuten einsteigt. Relativ zähfließend walzt der Titel vor sich hin, nur um dann plötzlich in glockenklare Töne und Geang zu verfallen, bevor das Grundthema wieder aufgenommen und weitergeführt wird. Dazu hat die Band auch noch wunderschöne Flöten- und Gitarrensoli zu bieten, die die Nummer ganz wunderbar abrunden.
Liquid Orbit ist mit ihrem gleichnamigen Debüt also gleich ein ganz großes Statement gelungen, das die Freunde des Psychedelic Rock unbedingt antesten sollten. Sehr starke Platte!
Line-up Liquid Orbit:
Sylvia Köpke (recorder, vocals)
Anders Becker (organ, synthesizer, e-piano)
Andree Kubillus (guitars)
Ralf Höpken (bass)
Steve Wittig (drums & percussion)
Tracklist "Liquid Orbit":
- Time Machine
- Lost
- Everyday Life Depression
- Foul Deeds
- Hope For A New Summer
Gesamtspielzeit: 39:53, Erscheinungsjahr: 2017
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