
Alle Fans dieser Hard-Rocker aus Los Angeles haben sehnsüchtig gewartet und vor wenigen Tagen war es dann endlich Realität: Little Caesars "Eight" steht in den Regalen und landete auch unweigerlich auf dem Redaktionsschreibtisch und als logische Konsequenz im CD-Player.
Schon alleine das Cover muss das Rocker-Herz höher schlagen lassen, denn 'old schooler' geht es kaum und es spiegelt gleichzeitig alles wider, was man der Band als Attribute so anhängen könnte: Bikes, umgebaute Autos, Billard, verqualmte Spelunken und insgesamt etwas Verruchtes, das danach lechzt, in Musik umgesetzt zu werden. Und das Ergebnis dessen muss jetzt einfach mal gehört werden.
Der erste Spin vergeht wie im Flug und lässt ohne großes Nachdenken schon mal das Fazit zu: Es gibt keine Ausfälle bei den zehn Tracks. Noch wichtiger – natürlich rein subjektiv – ist die Tatsache, dass auch direkt etwas hängengeblieben ist. Im vorliegenden Fall steht an erster Stelle eine Adaption des alten Merle Haggard-Klassikers, "Mama Tried". Gefiel mir schon immer auch die Version von Grateful Dead dazu, wie auch das Original im Tempo eher gedeckt gehalten, so haut die Band hier einen beinharten Rocker mit leichter Punk-Attitüde aus den Rohren, dass ich allein dieses Stück direkt sieben- bis zehnmal wiederhole.
LC haben ja schon immer gerne mit Verneigungen vor großen Künstlern gearbeitet und auf die eine oder andere Fremdkomposition zurückgegriffen. Sie – und der Fan sollte das auch – betrachten es in der Tat als Ehrerbietung und weniger, weil ihnen selber nichts mehr einfällt.
Dass ihnen nach ihrem Hammer-Debüt von 1990 und weiteren Veröffentlichungen aber auch heute noch gute Sachen in den Köpfen umherschwirren, beweisen die anderen Songs auf der Scheibe, die die Band, nunmehr durch den neuen Gitarristen, Mark Tremalgia, als kompletter Fünfer unterwegs, für "Eight" zu Papier gebracht hat. Bestechend sind einmal mehr die teilweise pfiffig-bissigen Texte, hauptsächlich aus Frontmann Ron Youngs Feder, der nach wie vor durch seinen typischen Soul in der Stimme besticht. Seine Fertigkeiten beweist er unter anderem und ganz speziell in den balladesk angehauchten Tracks wie "Crushed Velvet" oder "Time Enough For That". Ersteres Stück haben sie ja schon während ihrer letzten Europa-Tour im Jahre 2016 mehrfach gespielt und es hat den Weg auf die Platte mit Recht finden können.
Sozial-Kritik, politische Inhalte und eine mächtige Portion Autobiografie, so konnte man die Texte der Caesar-Songs schon immer griffig umschreiben und bei "Eight" wird wieder keine Ausnahme gemacht. Alles wird auch musikalisch so authentisch rübergebracht, dass man diese verhinderten Stars der L. A.-Szene, denen das Business meist nicht wohlgesonnen war, nach wie vor als eine der letzten wirklich ehrlichen Bands bezeichnen muss. Das Zusammenspiel von Ron Young und seinen alten Weggefährten aus der Gründerzeit, Loren Molinare an der Gitarre und Tom Morris an den Drums mit dem ’neueren' Bassisten Pharoah Barrett und vorgenanntem zweiten Gitarristen Tremalgia (ex-Bang Tango, sowie Billy Gibbons, Slash, Butch Trucks uvm.) scheint zu funktionieren. Gemeinsam scheinen sie nicht nur in bester Verfassung zu sein, auch sind sie musikalisch noch mehr gereift, haben aber dennoch ihren Touch von räudiger Straßenband mit Herz – Gott, was für ein Klischee – nicht verloren und verkaufen beides sehr ehrlich.
Little Caesar hauen uns daher mit "Eight" einen mal wieder funktionierenden Mix aus Songs der härteren Gangart (z. B. "21 Again", "Mama Tried", "Vegas" oder "Straight Shooter") sowie solchen aus der Rubrik soulig groovender Rock-Balladen ("Crushed Velvet", "Time Enough For That") um die Ohren. Letztgenannter Track ist ein unbedingter, eindeutiger, nicht diskutierbarer Anspieltipp! Nicht zu vergessen ist bitteschön der Southern-Rocker "Morning", den man sich live spielend als endlose Jam-Version vorstellen kann.
Wir können uns auf jeden Fall schon mächtig auf die anstehende Tour freuen, bei der wir sicherlich das eine oder andere Paradestück des neuen Werks, von dem es zwei Versionen zu geben scheint (zehn, bzw. zwölf Tracks), zu hören und zu sehen bekommen.
Line-up Little Caesar:
Ron Young (vocals)
Loren Molinare (guitar)
Mark Tremalgia (guitar)
Pharoah Barrett (bass, vocals)
Tom Morris (drums)
Tracklist "Eight":
- 21 Again
- Mama Tried
- Vegas
- Crushed Velvet
- Good Times
- Time Enough For That
- Straight Shooter
- Another Fine Mess
- Morning
- That’s Alright
- Mixed Signs (bonus)
- Slow Ride (bonus)
Gesamtspielzeit: 49:37, Erscheinungsjahr: 2018
Neueste Kommentare