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Little Roger & The Houserockers / Good Rockin' House Party – CD-Review

Little Roger And The Houserockers / Good Rockin' House Party

The HouseRockers, dieser Name ist für mich eigentlich für immer und ewig besetzt, und zwar als Begleitband von Hound Dog Taylor und auch anderen Bluesmusikern. Nun, einerseits sind Brewer Phillips und Ted Harvey hier gar nicht anwesend und andererseits liegt auch eine geringfügig andere Schreibweise vor. Aber der Blues, der ist hörbar anwesend und zwar in ganz satter Ausführung.

Insofern liegt eine für mich sehr positive Überraschung vor. Blues aus deutschen Landen, damit konnte ich, mit Ausnahmen, emotional nicht wirklich viel anfangen. Irgendwo haperte es dann doch meistens, ob am Gesang oder im Bluesfeeling zum Beispiel. Ja, und bei Little Roger & The Houserockers kann ich nun gar nicht meckern. Little Roger, das ist Roger C. Wade, er singt und spielt Bluesharp. Wade wurde 1968 in Norwich, England, geboren und spielte Anfang der neunziger Jahre erstmalig mit einer Bluesband in Deutschland. Excuse My Blues, das war die erste eigene Band, seine Frau Marion begleitete am Piano. Auch bei den Houserockers ist sie noch dabei als maßgeblich den Sound der Band mitbestimmendes Mitglied.

Nach einem kurzen Ausflug in die Vereinigten Staaten von Amerika, das war 1994, wurden die Houserockers dann schließlich gegründet. Seitdem ist auch der prägende Gitarrist Tilmann Michalke mit an Bord. "Jumpin' The Blues" war die 1997 erschienene Debüt-Platte. "Good Rockin' Houseparty" ist nunmehr die fünfte Veröffentlichung der Band. Sieben Fremdkompositionen stehen sechs eigene gegenüber, die sich nahtlos in den durchgehend gleichbleibenden Sound einfügen. Und dieser ist kraftvoll und einfühlsam gleichsam, abhängig davon, ob ein rockender Titel oder eine feine Bluesballade vorgetragen wird.

Dabei sind die solistischen Leistungen absolut auf hohem internationalen Niveau. Diese Band könnte in amerikanischen Bluesclubs sicher Begeisterung auslösen. Dieses trifft nicht nur auf die Gesangsleistungen sowie auf die der Harmonika, sondern auch auf den Gitarristen und die Pianistin zu. Dazu liefern Bass und Schlagzeug, eine ganz junge Rhythm-Section, einen mehr als soliden Background.

In diesem Sinne startet die Platte mit "To The Bone" ganz locker und der trocken gespielte Shuffle swingt sehr gut. Sogleich werden bei mir Erinnerungen an Platten von Ronnie Earl & The Broadcasters oder Rod Piazza wach. Die satt und vollmundig gespielte Harp auf "Just Can’t Stay" erinnert ganz stark an Little Walter, einen der besten Virtuosen auf diesem Instrument, gleichzeitig schwingt die Atmosphäre von Muddy Waters mit.
Mit "Little Girl" erscheint dann der erste Slow Blues auf der Bildfläche, und hier zeigt sich der hohe emotionale Ausdruck des Gitarristen, B.B. King und Peter Green lassen grüßen, "Rocket Fizz (For Fred)" ist ein Feature für Marion Wade am Piano, kraftvoll und leichtgängig gleichzeitig bringt sie den Boogie zum Swingen.

Und so reiht sich ein Highlight neben das andere, Ausfälle gibt es nicht zu verzeichnen. Mitunter gibt es Assoziationen zur Musik der Niederländer Cuby + Blizzards, und natürlich klingen immer wieder die Originale des Blues durch, bei "Whiskey Tonight" ist es beispielsweise Otis Spann. "Crabs" scheint T-Bone Walker zu zitieren und ganz zum Schluss werden wir mit dem kürzesten Song verabschiedet, der uns leichtgängig in Regionen des Rhythm & Blues verfrachtet. Alles in Allem ist diese Platte eine wirklich sehr gelungene Umsetzung des Themas Blues, auf dem Fundament der Tradition, transportiert in die Gegenwart, mit großem Können und Gefühl, und für mich ist die Band neben B.B. & The Blues Shacks eine der Stützen der deutschen Bluesbewegung.

Zum Schluss ein Zitat aus dem Booklet: »This album was recorded the old-fashioned way – all in one (not so) big room, through tube amps, via old mics, straight onto analogue tape.« Ja, das hört man und das hat sich bezahlt gemacht, ein wirklich authentisch anmutender warmer Sound ist entstanden.


Line-up Little Roger & The Houserockers:

Roger C. Wade (vocals, harmonica)
T-man Michalke (guitar, background vocals)
Marion Wade (piano)
Stephan Roffmann  (upright bass)
Chris Seidel (drums, background vocals)
Bjorn Puls (drums – #12)
Marc T (background vocals – #13)

Tracklist "Good Rockin' Houseparty":

  1. To The Bone (3:29)
  2. It’s Later Than You Think (3:00)
  3. Just Can’t Stay (2:59)
  4. Little Girl (4:49)
  5. Rocket Fizz (For Fred) (3:26)
  6. Midnight Boogie (2:56)
  7. Alternative Facts (3:19)
  8. Night Walker (4:21)
  9. Glad I Don’t Have To Worry No More (2:21)
  10. I Don’t Go For That (2:08)
  11. Whisky Tonight (3:57)
  12. Crabs (2:34)
  13. Get High Everybody (1:37)

Gesamtspielzeit: 41:03, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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