Mit dem Künstler Louis Jucker führt uns der Weg in die Schweiz. Laut seiner Webseite handelt es sich bei ihm um einen »swiss graduated architect and full-time punk musician – sings and screams – writes songs for albums and theaters – produces occult recordings of himself and other indie acts«. Nun, den Punk kann man nicht mehr heraushören auf seiner aktuellen Platte "Something Went Wrong". Der Begriff 'occult recordings' und der Begriff 'Indie' kann angesichts der recht merkwürdigen und eigenartigen Stimmung der zehn Songs jedoch so stehen bleiben.
Zumeist im Alleingang eingespielt, bis auf die vokale Hilfe auf "Our Easter Wedding" und das Schlagzeug auf "The Dam". Eines ist sofort auffällig, und das ist der Gesang, in sehr hoher Tonlage, oft gar nicht richtig ausgesungen, sondern stockend und bisweilen mit einem heulenden Unterton. So kann man nicht erwarten, dass diese Musik viele Liebhaber findet. Denn auch die Instrumentierung ist alles andere als ausgewogen und technisch nicht unbedingt auf hohem Niveau produziert. Vielmehr klingt Einiges nach Experiment, nach einem Versuch, Kunst zu schaffen unter Zuhilfenahme von Musik.
Jucker, der schon lange zur alternativen Schweizer Musikszene zählt, stellt mit seinen Songs, so die Pressemitteilung, ein Selbstportrait dar. Nun, dann gewährt er uns also hiermit einen tiefen Einblick in sein Seelenleben und das scheint dann ja wirklich umfangreich mit Skurrilitäten angefüllt zu sein. Denn so etwas wie Entspannung verspüre ich so gar nicht, dann schon eher Unzufriedenheit, das Gefühl, gehetzt zu sein oder auch ein versuchter Weg zur Selbstfindung.
Wie auch immer einzelne Ausprägungen dieses Lo-Fi-Sounds zu beurteilen sind, die Musik ist halt unbequem und wirklich nur für jene Konsumenten interessant, die entweder grundsätzlich das Ungewöhnliche lieben oder ganz besonders Fans von Jucker sind, weil sie sich zwischenzeitlich mit seiner Musik angefreundet haben.
Dabei gibt es durchaus Ansätze dafür, dass, hätte man diese Produktion bewusst sorgfältig gestaltet, andere Ergebnisse hätten erzielt werden können. Denn teilweise sind wirklich recht interessante Song-Ideen rauszuhören. Davon zeugen etliche Beispiele von grundsätzlich guten Melodien, die durch die Ausgestaltung mit aus einem mit Melodik einhergehenden Umfeld von Harmonie entsprechend anders hätten ausfallen können, halt kommerzieller, aber dann ohne diese Besonderheiten, die mit Sicherheit vom Künstler so gewünscht wurden.
Mit anderen Worten: Das ist etwas ganz Besonderes, Musik, die man nicht vorverurteilen, sondern unvoreingenommen daran gehen sollte, um dann tatsächlich die eine oder andere Passage von Schönheit zu entdecken. Denn solche Stellen gibt es in diesem Meer des Unbequemen sicher. Möglicherweise ist es aber auch diese verquere Stimme des Protagonisten, die zunächst alle Aufmerksamkeit auf sich zieht und somit ablenkt von den einzelnen Songs und der Stimmung, die allein die Instrumentierung auslösen kann.
Also – man sollte Herrn Jucker eine verdiente Chance geben, vielleicht eröffnet dem Musiker das eine große Schar von Fans….
Line-up Louis Jucker:
Louis Jucker (vocals, guitars, keys, percussions, harp, sonic tricks)
Steven Doutaz (drums – #7, backing vocals – #2)
Camille Mermet (backing vocals – #2)
Louis Schild (backing vocals – #2)
Tracklist "Something Went Wrong":
- 31 Years Of Waiting For This
- Our Easter Wedding
- Shy Of Fire
- The Heat / Hello Weirdo
- Resilience
- Losing Hair
- The Dam
- I Hate To Hurt The Hearts I Eat
- Half A Kid And Me
- To The Origin
Gesamtspielzeit: 34:14, Erscheinungsjahr: 2020
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