Das Cover macht sofort neugierig: Erscheint doch die hier abgebildete Sängerin Louise Patricia Crane wie ein Model. Ein PR-Schachzug scheint es aber nicht zu sein, denn hinter dem Artwork steckt die Handschrift eines erfahrenen Künstlers. Der Ire Jim Fitzpatrick kreierte neben dem Cover zu Thin Lizzys Album "Jailbreak" viele andere Werke für verschiedene Musiker. Bekannt ist der heute 76-Jährige für sein Portrait von Che Guevara, das er 1968 schuf.
Louise Patricia Crane hat also auf ihrem Debütalbum in puncto Gestaltung nichts dem Zufall überlassen, kann aber musikalisch mit ihrem Erstlingswerk gleichwohl punkten.
Entstanden ist es in langer Vorbereitungszeit. Dabei reichen die Wurzeln dieser Platte zurück auf eine gemeinsame Zusammenarbeit mit Stephen Carey. Der Musiker, der an allen acht Titeln beteiligt ist und sich mit Gitarre, Bass und Keyboards einbringt, konnte die Sängerin zuvor für ein eigenes Projekt begeistern, auf dem Cranes Stimme zu hören ist. Für Louise Patricia Crane war Carey der entscheidende Akteur, der jetzt ihre jahrelang gesammelten Ideen für eine eigene Platte umsetzen half.
Von ihm fühle sie sich umfassend verstanden und respektiert. Die Sängerin lobt vor allem dessen Emotionalität.
Das hört man, denn das Album "Deep Blue" ist vor allem eine Mischung aus Klasse und Mut. Die Hauptprotagonistin erschafft in ihrer Musik eine Welt aus Gefühl und Fantasie. Dabei wird deutlich, dass es keine stilistischen Grenzen gibt.
Für diese Abwechslung sorgt allein schon die Auswahl der Musiker. Auf zwei Stücken zu hören ist beispielsweise Jethro Tull-Legende Ian Anderson, der in "Snake Oil" und "Ophelia" seine Flöte anstimmt. Der erfahrene US-amerikanische Bassist Scott Reeder ist vor allem durch seine Tätigkeit bei der Band Kyuss ein Begriff. Background-Sänger und Gitarrist Jakko Jakszyk ist seit 2013 im Hauptjob vielbeschäftigter Musiker bei King Crimson.
Für die Produktion zog die Sängerin übrigens vom heimischen Belfast ins ländliche Cambridgeshire.
Die düster-poppig-proggigen Elemente auf "Deep Blume" sind zwar keine schwere Kost, sie gelten aber durchaus als Geschmackssache. Das poppige "Deity" zum Auftakt nimmt den Hörer sofort mit. In der Folge rücken diese Klänge aber in den Hintergrund. Die Kompositionen arbeiten mit Orchesteranleihen und sorgen in ihrer Struktur dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Mit 38 Minuten ist das Debütwerk aber auch recht kurz geraten.
Die gemeinsame Vorliebe von Louise Patricia Crane und Stephen Carey für Kate Bushs "Hounds Of Love" lassen Vergleiche zu diesem Werk zu. Erinnerungen an die Cocteau Twins, an Tori Amos oder an das weiße Album der Beatles werden ebenfalls wach gerufen.
Schließlich bleibt es aber ein eigenständiges Werk, das man mit ruhigem Gewissen als solides Debütalbum bezeichnen darf. Große musikalische Überraschungen bleiben aus, aber zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, sich nur einen Moment von dieser Musik abwenden zu müssen.
Line-up Louise Patricia Crane:
Louise Patricia Crane (vocals)
Jakko Jakszyk (backing vocals, guitar – #1,2,3,4,6,7,8)
Stephen Carey (guitar, bass guitar, keyboards)
Simon Rippin (percussion – #1,2,4,6,7,8)
Scott Reeder (bass guitar – #2,3,)
Ian Anderson (flute – #2,6)
John Devine (Uilleann pipes – #3)
Shir-Ran Yinon (violin, viola – #5,6,7)
Steve Gibbons (fretless bass, bass guitar – #6,7)
Danny Thompson (upright bass – #8)
Tracklist "Deep Blue":
- Deity
- Snake Oil
- Painted World
- Cascading
- Deep Blue
- Ophelia
- Isolde
- The Eve Of The Hunter
Gesamtspielzeit: 37:59 Erscheinungsjahr: 2020
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