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Lowland Brothers / Over The Fence – CD-Review

Lowland Brothers / Over The Fence – CD-Review

"Over The Fence" ist nach dem 2021er Debüt die zweite Scheibe der französischen Band Lowland Brothers. Spärlich sind die Informationen zur Band, auch wenn man im weiten Netz die beteiligten Musiker findet. Da das gleichnamige Debüt bereits drei Jahre alt ist, gehe ich nicht davon aus, dass Lowland Brothers eine kurzlebige Geschichte ist. Vielleicht haben die Musiker wenig Zeit, sich um einen Webauftritt zu kümmern, oder es ist ihnen nicht allzu wichtig.

Filmreif startet das Album mit "Brotherhood Hazy Night"; orientalische Klänge, leicht leiernd, erinnern an alte, monumentale Filme des Wüstengenres. Kaum hat man sich aber eingeschunkelt, ist nach einer guten Minute schon Schluss. Aber es geht spannend weiter.

Die Lowland Brothers haben einen sehr spannenden und einnehmenden Groove in ihren Kompositionen. Instrumental ist da mächtig Dampf auf dem Kessel. Die drei Gitarren sind keine guitar army, aber sie sorgen für Spannung, indem sie die Tracks umweben und immer irgendwo einen Ausbruch an den Tag legen. Dabei ist der Tenor der Stücke eher im gemütlichen Ambiente zu suchen, wenngleich die Texte keine Tralala-Worte zm Besten geben. Traumhafte Melodien und Hooks führen weit zurück. Zurück, als soulige Schmeichler ihre Hochkonjunktur hatten.

Dazu trägt selbstverständlich auch gerade der Gesang bei, denn Nico, Hugo sowie Max haben Mikros vor sich. Und neben dem Saitenspiel sind sie auch stimmbandmäßig sehr gut aufgestellt. Julien lässt das Keyboard gekonnt dazu wabern und flirren und es ergibt sich mehr als einmal eine Symbiose, die musikalisch süßer kaum sein kann. Dass sich die dicken Saiten und das Spiel mit den Fellen kongenial dazugesellen verwundert nicht – Songs schreiben können sie allemal.

Im Vergleich zu den bisher gehörten Stücken kommt "Shape Up" intromäßig fast düster daher. Die Gitarre sägt leicht, aber immer noch im souligen Umfeld und das Lied zeigt eine weitere Fähigkeit der Lowland Brothers: Abwechslung in den Kompositionen. Rhythmisch fast wie der White Rabbit-Marsch: "We Shouldn’t Be Here". Dazu diese warmen und souligen R&B-Vocals, während die Gitarre ein Muster spielt, das fast so klingt, wie sich der Rezensent indisch-psychedelische Musik vorstellt.

Als psychedelischen Folk dagegen möchte ich den "Rolling Man" bezeichnen. Sanft und wieder dieses Tastenspiel mit diesem Leslie-Timbre sowie Vocals, die sich unbeirrt harmonisch im Zimmer verbreiten. Wie soll man diese Franzosen bloß unterbringen? 80% sind unbestreitbar Soul und alter Rhythm & Bues mit enormer Stärke in den mehrstimmigen Gesangsparts. Den Rest teilen sich etwas Rock, etwas Folk sowie eine Spur Americana, denn letztgenannte Schublade umfasst ja sehr viele Traditionen dieses Landes.

Instrumental wird die Band den Kompositionen aber so etwas von gerecht – perfekt eingesetztes Handwerk, das den Stimmbändern zur Seite steht. Und auch umgekehrt kann man diese Aussage tätigen. "Over The Fence" ist eine dieser Scheiben, die man auflegt, hört, genießt, nicht groß darüber nachdenkt, man seziert die Stücke nicht, man lässt sie im Raum erklingen und hört sie einfach,

Messieurs, très bien joué.


Line-up Lowland Brothers:

Nico Duportal (guitars, lead vocals)
Hugo Deviers (guitars, percussion, background vocals)
Max Genouel (bass, guitars, background vocals)
Julien Bouyssou (keyboards)
Gilles Delagrange (drums, percussion)

Tracklist "Over The Fence":

  1. Brotherhood Hazy Night
  2. For A While
  3. Can You Hear Me
  4. Little Big Man
  5. Sound From The Attic
  6. Shape Up
  7. We Shouldn’t Be Here
  8. Rolling Man
  9. Here Come The Shadow Heroes
  10. Don’t Let Me Fall

Gesamtspielzeit: 34:43, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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