"I Know Where Silence Lives" ist das Debütalbum des australischen Musikers Lucas Laufen, der sich seit 2016 für Berlin als Lebensmittelpunkt entschieden hat.
»[…] Mit acht Jahren bereits ein fähiger Pianist und mit zehn bestens mit der Trompete vertraut, begann Lucas schon in Teenager-Alter die akustische Gitarre zu erlernen und eigene Songs zu komponieren. […]«
Abgesehen vom ersten Album in voller Länge hat er 2016 die EP "Goodbye" auf den Markt gebracht.
Die vorliegende Platte »[…] wurde von Ben Edwards (Marlon Williams, Julia Jacklin) im sogenannten "Sitting Room" produziert. Von diesem blickt man direkt auf das Meer und kann die Verbundenheit zur Natur unmittelbar erleben. […]«
The Sitting Room befindet sich im neuseeländischen Lyttleton. Alleine schon etwas über das Album zu schreiben, kommt einer fast nicht zu erfüllenden Herausforderung gleich. Aus dieser Sicht gerät der Rezensent vielleicht an seine Wortfindungs-Grenze.
Wenn Lucas Laufen weiß, wo die Ruhe oder Stille lebt, dann begibt er sich vielleicht in eine Richtung, die Simon & Garfunkel mit "The Sound Of Silence" schon Mitte der Sechzigerjahre entdeckten und die Metaller von Disturbed gekonnt runderneuerten.
Lucas Laufen definiert den schmalen Grat zwischen Stille und ruhigen Klanglandschaften neu.
Das Design des Booklet mit seinen Bildern ist ein »[…] original artwork […]« aus »[…] oil on canvas […]« –Gemälden »[…] by Norbert Hegedus […]«.
Bezogen auf die aussagekräftigen Texte ist es fast schon selbstverständlich, dass diese im Heftchen nachzulesen sind.
Der Protagonist beginnt seine berauschende Expedition mit "Bottom Of The Leaves", einem Lied, das meiner Meinung nach richtungsweisend für die folgenden acht Lieder ist. Wem ein solches Arrangement mit dem einen oder anderen Überraschungsmoment eine Gänsehaut bereitet, ist hier folglich genau richtig.
Allerdings dürfte man den Opener nur als die Spitze des Eisbergs ansehen, denn was noch folgt ist in seiner Vielschichtigkeit an Klängen bemerkenswert.
Nicht nur die Songs sind fragil wie dünnes Porzellan, auch Lucas Laufens Stimme, die auch in hohen Lagen überzeugt, ist fast schon als ein weiteres Instrument zu bezeichnen.
Notabene: Man bringt viele Instrumente zum Klingen.
So erfüllen in "Dublin" Streicher den Raum neben der klasse fingergepickten akustischen Gitarre. Im weiteren Verlauf gesellen sich in einem super sanften Zugang Bläser dazu. So schwebt das Stück quasi über dem Boden und fasziniert mit seinen signifikanten Klängen.
Der musikalischen Herbst-Ode folgt "Seeds", das vom sensibel-sentimentalen Kolorit der Klarinette und den Farbtupfern des Klaviers fantastisch in Szene gesetzt wird. Neben Lucas Laufens Gesang fühlen wir uns ebenso elektrisiert von den Backing Vocals.
An dieser Stelle folgt Entzauberung, denn es war sozusagen eine Fehlentscheidung, nur die Namen weiterer Mitwirkenden ohne ihre eingesetzten Instrumente zu nennen.
Nimmt man den Text des Titelsongs "I Know Where Silence Lives" zur Kenntnis, dann legt sich der Künstler nicht genau fest. Das Lied »[…] erinnert Lucas an seinen Vater. Dieser stand jeden Morgen sehr früh auf und suchte sich einen stillen Ort, an dem er ganz alleine sein konnte. […]« Insofern ist die Stille erklärt. Musikalisch bietet das Stück gekonnt verpackten Folk.
Sind die Nerven am Ende des Tages geschunden, ist "I Know Where Silence Lives" so etwas wie Therapie.
Line-up Lucas Laufen:
Lucas Laufen (vocals, acoustic guitar, trumpet)
With:
Emma Hattaway
Joseph McCallum
Anita Clark
Rodrick Cross
Elmore Jones
Luisa Fernàndez
Tom Harris
Alex Auer
Reuben Derrick
Tracklist "I Know Where Silence Lives":
- Bottom Of The Leaves
- I Know Where Silence Lives
- Dublin
- Seeds
- Two Walls
- A Million Miles From Love
- Little By Little
- Mercy
- The Modern World
Gesamtspielzeit: 34:25, Erscheinungsjahr: 2019
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