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Luke Gasser / Mercy On Me – CD-Review

Wenn im Zusammenhang mit dem Schweizer Luke Gasser der Begriff Künstler benutzt wird, dann trifft der im wahrsten Sinn des Wortes zu, denn er ist unter anderem Filmemacher, Maler, Buchautor und Schauspieler. Ach so, und Musiker ist er auch noch. Genau darum geht es natürlich bei "Mercy On Me", »[…] seinem vierten englischsprachigen Album […]«
Vorgänger waren "Rock’n’Roll Welfare" (2015), Retribution (2012) oder "Warrior Soul" (2005). Neben Soundtracks zu einigen seiner Filme kamen auch Veröffentlichungen in Mundart auf den Markt. Dazu gehören zum Beispiel "Affäzahnd" (2007), "Rohstoff" (2000) oder "Schtäischlag" (1999).
Auf dem Longplayer Flicker (2014) gibt es das Lied "Fire On My Mind", gemeinsam mit Doro Pesch gesungen. Auf vorliegender Platte ist Shakra-Fontmann Mark Fox in "Stellar Queen", dem hyperaktiven Opener des Albums, mit von der Partie.

Luke Gasser mag den schwitzig-harten Rock, der fast nur den kürzesten Weg zwischen zwei Punkten kennt. In den zwölf Eigenkompositionen spielt seine rau-energische Stimme auch noch eine nicht unwesentliche Rolle. Wie durch einen Trichter eingefüllt, verfügt der Hard Rock des Schweizers obendrein über eine ordentliche Gabe Punk.
Die Rhythmusfraktion, bestehend aus Bassist Zach Prather sowie Rudolf Halter (Schlagzeug) geht das bunte Treiben bedingungslos mit und findet immer den richtigen Drive für die Songs. Schließlich spielt man in dieser Besetzung nicht erst seit gestern zusammen. Mit ihren Backing Vocals bereichern sie die rockende Szenerie.
Luke Gasser ist ein Mann, der seine Umwelt/Umgebung genauestens im Blick hat und seine Texte »[…] reflektieren kritisch, aber ohne erhobenen Zeigefinger, aktuelle Geschehnisse aus Politik und Gesellschaft. […]«

In dem Dutzend Lieder sorgt nicht nur die elektrische Gitarre für positive Stimmung. Mehr oder weniger ist der Protagonist ein Multiinstrumentalist wenn er auch Mandoline, Dulcimer oder das Piano zum Klingen bringt. Zusätzlich setzt Luke Gasser noch diverse Percussion-Instrumente ein. Nicht explizit erwähnt, klingt die Gitarre hier und da wie vom Bottleneck angetrieben.
Auch wenn die Arrangements der Songs tatsächlich nur den treibenden Weg der Dynamik kennen, befinden sich doch Phasen der Entspanntheit in den Nummern. Von Entspannung sprechend steht "Rooster On The Prowl" für den balladesken Teil der Platte. Wenn »[…] jerks got presidents […]« und er »[…] tumble weeds as the wind begins to howl […]« sieht, dann zelebrieren Luke Gasser & Co. den Endzeit-Blues der sich gefühlt immer schneller drehenden Welt. Dieses Lied mit seinem heruntergeschraubten Schwung ist ein Highlight von "Mercy On Me". Das im farblichen Stil des Covers gestaltete Booklet enthält alle Lyrics und sich die reinzuziehen ist echt lohenswert. Wenn man so will ist "Rooster On The Prowl" das Auge, das windstille Zentrum des Wirbelsturms.

Dieses Album darf man nicht nach dem ersten Hören aburteilen. Die Faszination liegt in der Tiefe, in den Details und wenn es zu "Hey Hey Hey (Pussyfooter)" kommt, dann wird man davon überzeugt, dass sich der 12-Takter und der Rock bei Luke Gasser vor dem Priester der Musik-Mixtur das Jawort gegeben haben. Dieses Stück ist ein weiterer Höhepunkt mit Slide-Gitarre der genüsslich-groovenden Art. Chapeau!
Mit wenigen Mitteln reflektiert "Throw A Light" die hymnische Seite der Scheibe und "Smash To Smither" sitzt fest im Sattel des aufmüpfigen Rock’n’Roll. Mit "Modesty" endet die Platte riffig-rockend.
Luke Gassers "Mercy On Me" ist ein Album, das sich dem Hörer wie konzentrisch verlaufende Kreise erschließt. Schließlich ist man, in der Mitte angekommen, begeistert.


Line-up Luke Gasser:

Luke Gasser (vocals, guitars, mandolin, dulcimer, piano, percussion)
Zach Prather (bass, backing vocals)
Rudolf Halter (drums, backing vocals)

With:
Mark Fox (co-vocals – #1)

Tracklist "Mercy On Me":

  1. Stellar Queen (3:18)
  2. Mercy On Me (4:32)
  3. Cross My Heart [And Hope To Die] (3:28)
  4. Twinge Of Sadness (4:13)
  5. Ruby, MD (2:42)
  6. Rooster On A Prowl (4:28)
  7. Winter Rest (2:33)
  8. Hey Hey Hey [Pussyfooter] (4:13)
  9. Strive [I225] (5:29)
  10. Throw A Light (5:10)
  11. Smash To Smither (4:02)
  12. Modesty (4:50)

Gesamtspielzeit: 49:04, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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