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Lynyrd Skynyrd / Southern Fried Rock Boogie – CD-Review

Lynyrd Skynyrd-Southern Fried Rock Boogie-CD-Review

Das Jahr 1975 brachte die ersten einschneidenden persönlichen Veränderungen innerhalb der Band Lynyrd Skynyrd und auch in deren Umfeld. Zum einen kam es im Januar zur Trennung von dem Schlagzeuger Bob Burns (der durch Artimus Pyle ersetzt wurde), zum zweiten wurde der bisherige Stammproduzent Al Kooper in die Wüste geschickt. Grund für Letzteres war wohl ein riesiger Krach und zahlreiche Meinungsverschiedenheiten während der Aufnahmen zu dem dritten, am 24. März schließlich veröffentlichten Album "Nuthin' Fancy", das im Sog dieser Geschehnisse im Vergleich zu den beiden Vorgängern sowohl qualitativ wie auch verkaufstechnisch deutlich schlechter abschnitt.

Im April ging die Band dann auf Tour, um die neue Scheibe ebenso auf den Bühnen zu präsentieren und promotechnisch an den Mann/die Frau zu bringen. Leider dauerte es aber nicht sehr lange, bis sich dann auch der Gitarrist Ed King – nervlich wegen Tourstress und den chronischen Gewaltausbrüchen von Ronnie Van Zant am Ende – mitten in der Tournee aus dem Staub machte. Skynyrd durchlebte anschließend – zum ersten und letzten Mal – eine Periode, in der die Band mit lediglich zwei Gitarristen (Gary Rossington und Allen Collins) agierte. Etwa ein halbes Jahr später stieß dann mit Steve Gaines wieder ein dritter Mann für die sechs Saiten hinzu.

Bei dem auf der vorliegenden CD dokumentierten und für das Radio mitgeschnittenen Auftritt vom 27. April 1975 im Winterland in San Francisco war Ed King allerdings noch dabei, sodass der unumstrittene 'Chef' Ronnie Van Zant außer dem neuen Drummer auf ein eingespieltes Team zurückgreifen konnte. Das Material für den Gig bestand logischerweise aus Tracks der ersten drei Alben, wobei von den acht auf "Nuthin' Fancy" befindlichen Songs immerhin fünf gebracht wurden. Direkt den Anfang machte das damals neue "Whiskey Rock’n’Roller", das übergangslos in "I Ain’t The One" übergeht. Die sechs Musiker präsentieren sich glänzend aufgelegt und neben kleineren Soundproblemen (die für diese CD nicht bearbeitet bzw. beschönigt wurden) läuft auch alles wie am Schnürchen.

In der Tracklist sind natürlich – wir kennen ja unsere Pappenheimer – kaum Überraschungen zu finden. Und selbst wenn es kein Skynyrd-Konzert ohne "Freebird", "Sweet Home Alabama", "Gimme Three Steps" oder "I Ain’t The One" gab und geben wird, so sind hier die live im Vergleich doch recht selten gespielten "Railroad Song", "I’m A Country Boy" und vor allem das bärenstarke "On The Hunt" (mein Lieblingstrack auf "Nuthin' Fancy") vertreten. Witzigerweise hört man beim gerade erwähnten "Railroad Song" deutlich eine Harmonika zeitgleich zu Van Zants Gesang, während er im Line-up selbst für dieses Instrument kreditiert wird. Wie er das wohl gemacht hat? Aber egal, das sind Nebensächlichkeiten die zwar ein bisschen nerven, den Spaß an diesem Album aber trotzdem nicht beeinträchtigen können. Erwähnenswert ist allerdings noch, dass Billy Powell an diesem Abend nicht dabei war. Leider wird auch darauf bzw. die Gründe dafür im Booklet mit keinem Wort eingegangen.

Mit "Don’t Ask Me Questions" liegt lediglich eine einzige Nummer unter der Fünf-Minuten-Marke und traditionsgemäß ist "Freebird" mit 13 Minuten das längste Stück. Der Sound ist wie bereits erwähnt sehr gut, wenn auch nicht perfekt. Aber genau das macht auch den Reiz dieser CD aus, denn sie ist authentisch und wurde nicht im Nachhinein aufpoliert. Verspieler gibt es ebenfalls keine (wer wollte auch nach der Show schon wieder von Ronnie vermöbelt werden?), sodass sich "Southern Fried Rock Boogie" jeder Fan und Komplettist ungehört und mit Begeisterung zulegen kann. Auch als Einstieg sehr gut geeignet.


Line-up Lynyrd Skynyrd:

Ronnie Van Zant (harmonica, lead vocals)
Allen Collins (guitars)
Ed King (guitars)
Gary Rossington (guitars)
Leon Wilkeson (bass, background vocals)
Artimus Pyle (drums)

Tracklist "Southern Fried Rock Boogie":

  1. Whiskey Rock’n’Roller/I Ain’t The One
  2. The Needle And The Spoon
  3. I’m A Country Boy
  4. Gimme Three Steps
  5. Don’t Ask Me No Questions
  6. Saturday Night Special
  7. Railroad Song
  8. Call Me The Breeze
  9. Sweet Home Alabama
  10. On The Hunt
  11. Freebird

Gesamtspielzeit: 73:23, Erscheinungsjahr: 2016 (1975)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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