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Lyonen / This Is Lyonen – CD-Review

Lyonen / This Is Lyonen

Ein weiterer Output, der bereits im vergangenen Jahr das Licht der Welt erblickte, ist "This Is Lyonen" von Lyonen. Dahinter versteckt sich ein Ein-Mann-Projekt des in den USA lebenden venezolanischen Musikers Luis 'Tato' Rivas, der diese dreiviertel Stunde quasi im Alleingang kreiert hat. Fast hälftig unterteilt in vier zu sechs Stücke, bietet dieses Debüt jeweils instrumentale Tracks sowie von Gast-Sänger Craig Cairns gesungene Titel. Mit Ausnahme einiger weiterer Gastrollen, die dem untenstehenden Line-up zu entnehmen sind, hat der studierte Musiker alle anderen Parts selber eingespielt. Seit früher Jugend musiziert er und gibt Größen wie Maiden, Helloween oder Satriani als seine hauptsächlichen Einflüsse an.

Der geneigte Hörer bekommt hier ein Werk, das an vielen Ecken und Enden Erinnerungen wachruft, nicht immer unbedingt im Detail bezifferbar und die nicht den eher negativen Eindruck des plumpen Coverns hinterlassen. Dazu weiß Sänger Cairns am Mikro durchweg zu überzeugen und präsentiert sich hier als Freund der eher höheren Tonlagen.

Der Eröffnungstitel, "Revelation", offenbart [!] sich als Mischung aus klassischem Heavy Metal, besonders in der Rhythmusabteilung, und moderneren Stilelementen, die in kräftig voranpreschender Geschwindigkeit einen guten Einstand bieten. Gefolgt von "Lyonen", das noch einmal eine Nummer zulegt und mit guter Gitarrenarbeit zu überzeugen weiß, bekommen wir einen Beweis für die Anlehnungen Rivas' an seine englischen Helden unter Harris’scher Leitung.

Mit "No Borders" begibt sich Rivas von der Insel auf den Kontinent und legt seine Freude an Helloween offen. Auch dieser Song gefällt, weil er sich eben nicht nur auf das Eine konzentriert, sondern mittels weiterer Stilelemente einen eigenen Touch unterbreitet. Hier kommt ein wenig Folk Metal durch, unterstützt durch das Geigenspiel der Deutschen (?) Ning V. "Nehme die Sünde" (den falschen Imperativ wollen wir mal verzeihen) ist der erste instrumentale Track. Flott, hart, ein nettes Zwischenspiel, dessen allzu ’synthetische' Machart allerdings dem subjektiven Gefallen unterliegt.

"I Am Not Wild" geht nun ganz zurück in Geschwindigkeit und Härte, kommt als getragene Ballade an den Start, entwickelt sich im Laufe des Stücks zu einer recht ordentlichen Power-Ballade mit kräftigem Gesang. Ab hier geht es dann im unmittelbaren Wechsel zwischen Instrumental-Tracks und gesungenen Titeln weiter. In "Angels Of Freedom" dominiert eindeutig die Gitarre, mal heavy riffend, mal eher bedächtig solierend.

Insgesamt beschleicht den Hörer im zweiten Teil des Albums ein wenig der Eindruck der Überfrachtung. Die handwerkliche Darbietung ist davon unbelastet, jedoch kommen immer wieder – subjektiv empfunden – zu viele Elemente an die Oberfläche. Hört mal als Beispiel in "Dancing Free" rein und sagt mir, wie Ihr das seht.

Ansonsten ist dem Protagonisten eine prima Visitenkarte gelungen, die in etwas gereifterer Form zu einem tollen Zweitwerk führen kann. Die Programmierung von Drums muss ja nicht unbedingt sein – es gibt genügend fähige Musiker, die bei der vorhandenen Basis sicherlich sehr gerne in die Bresche springen würden. Wir wollen dem Künstler aber die Schwierigkeiten bei persönlichen Kontakten und dem direkten Austausch in diesen zugegebenermaßen bescheidenen Zeiten zugutehalten, Nachsicht üben und uns nicht mit Nickeligkeiten aufhalten.


Line-up Lyonen:

Luis "Tato" Rivas (guitar, bass, keyboards, drums programming)
Craig Cairns (guest vocals)
José Vegas (bass – #3)
Javi "One" Monsalve (drums – #10)
Nick Montopoli (violin – #10)
Ning V (violin – #3)

Tracklist "This Is Lyonen":

  1. Revelation
  2. Lyonen
  3. No Borders
  4. Nehme die Sünde
  5. I Am Not Wild
  6. Angels Of Freedom
  7. Dancing Free
  8. Hard To Destroy
  9. Breaking The Silence
  10. 2 Hours To Go
  11. Outro

Gesamtspielzeit: 47:52, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Jochen von Arnim

Beiträge im Archiv
Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

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