
Maat bzw. Ma’at war im alten Ägypten einerseits das Konzept für Recht und Ordnung, Wahrheit und Staatsführung, andererseits personifiziert als Göttin der moralischen Weltordnung.
Maat ist außerdem der Name einer deutschen Death Metal Band, die 2009 gegründet wurde. Zunächst als Brandenburg stammend, später dann in Berlin (passt dann zum Sitz der deutschen Staatsführung).
Nach einer EP ("Born In Sand", 2010), erschien 2014 das Debüt As We Create The Hope From Above, gefolgt 2017 von "Monuments Will Enslave". Nun, 2024, erscheint "From Origin To Decay".
Darauf gibt es – wie schon auf den Vorgängern – Death Metal, bei dem als erster Vergleich Nile in den Sinn kommen. Was bei dem Bandnamen und den Pseudonymen der Musiker zu erwarten war / ist. Ein noch größerer Einfluss kommt aus der anderen Richtung, nämlich aus dem Osten, von polnischen Bands wie Behemoth, oder auch Vader. Also eher technisches Geknüppel.
Schon der Opener "Swath Of Destruction" ist so destruktiv und mächtig wie ein Schwarm Heuschrecken, der über die Felder in Ägypten herfällt. Dennoch sind Details zu erkennen, es ist nicht nur eine dunkle Wolke, vielmehr besteht diese aus vielen einzelnen Tieren bzw. Tönen. Diese haben alle ihren Platz und arbeiten perfekt zusammen, um eine zermalmende Einheit zu bilden, die dennoch eine gewisse Eleganz hat.
Doch Maat können mehr als nur vernichtend sein, auch wenn sie das nicht gleich zeigen. Während die ersten Songs noch hauptsächlich knüppeln, jedoch dies stets versiert und mit Feinheiten, ändert sich das ab der Mitte der Scheibe, genauer gesagt, ab "Perennial Bliss". Nach etwas mehr als zwei Minuten wird kurz das Tempo gedrosselt, kurz kommen zarte Töne, dann wird es wieder schneller, später gibt es Sprechgesang. Das passt zur Aussage: »Textlich und musikalisch dreht sich das Album um den Haupttrack "Perennial Bliss", der das innere Selbst innerhalb von Zeit und Raum und außerhalb von beidem reflektiert.«
Danach folgt das erste der beiden kurzen, ruhigen Instrumentalstücke (auch als Interlude – Zwischenspiel bezeichnet). Ab hier drehen Maat erst so richtig auf, zeigen sich vielseitiger und vielschichtiger – dies geschickt eingebunden in ihren (technischen) Death Metal. Es gibt kleine epische Momente und ruhige Passagen zwischen dem schnellen Geprügel. Natürlich bleibt dies immer noch der Hauptanteil der Musik, es gibt genug Blastbeats und auch das dazu passende genretypische Gegrowle.
Der letzte Song "Synèpeies" stellt ein weiteres musikalisches Highlight dar, ist sogar noch beeindruckender und vielseitiger als "Perennial Bliss" . Auch hier gibt es Sprechgesang und Tempowechsel, und es herrscht eine gewisse erhabene Epik.
»All creation is caused by decay« ist vielleicht der Schlüsselsatz zur inhaltlichen Aussage des Albums und nähert sich damit dem Titel "From Origin To Decay". Es geht um philosophische Fragen des Werdens, Seins und Vergehens. Ein würdiger Schluss einer gelungenen Scheibe.
Maat beweisen hier, dass sie nicht nur spieltechnisch versiert sind, sondern es gelingt ihnen auch, reizvolle Songs zu schreiben. Wer Death Metal nicht (nur) stumpf und brachial knüppelnd mag, sondern mit anspruchsvollen Strukturen braucht nicht nach Polen oder die USA schauen, sondern wird auch in Berlin fündig.
Line-up Maat:
Morguloth (guitars)
Rezvelk (guitars)
Sokar (drums)
Baal (vocals)
Thyros (bass)
Tracklist "From Origin To Decay":
- Swath Of Destruction (3:44)
- Ov Water And Gods (5:17)
- The Verdict (4:55)
- Bound To The Throne (6:27)
- Perennial Bliss (5:18)
- Tribute [Interlude] (1:10)
- To Infinity (5:42)
- Indiscernible (5:15)
- The Lur-King [Interlude] (1:27)
- Animosity (4:14)
- Synèpeies (5:45)
Gesamtspielzeit: 49:14, Erscheinungsjahr: 2024
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