Erster Hör-Durchgang der Vinyl-Scheibe "Ain’t That Right" von Mack Stevens And His In The Groove Boys: Wow, was für eine geile Ausgrabung aus den Gewölben des ehemaligen Labels Sun Records die Bear Family da schon wieder hervor gezaubert hat! Zweiter Durchgang Nr. 2 mit Hinzunahme des Promozettels: »Mack Stevens wurde 1955 geboren und …« Was? 1955 geboren?? Muss ein Druckfehler sein … aber weit gefehlt. Nach weiteren Recherchen stellt sich heraus, dass die Angabe wohl korrekt ist und der Texaner im Jahr 1993 sein erstes Album aufgenommen hat. Warum sich der Sound dennoch so authentisch nach den fünfziger Jahren anhört erklärt sich im Folgenden: Stevens ist ein Rock’n’Roll- und Rockabilly-Fanatiker jenen Jahrzehnts, akribischer Sammler aller bekannten sowie auch obskuren Vinyl-Veröffentlichungen dieser Ära und, wie gesagt, auch selbst Musiker, der diesen Stil praktiziert. Dabei legt er großen Wert auf die Sound-Details, womit er auch sehr erfolgreich ist. Zumindest den Rezensent hat er damit erstmal ganz schön reingelegt.
Für das mir vorliegende Album "Ain’t That Right" hat der Amerikaner tief in seiner Sammlung gegraben, um unter anderem eher unbekannten und obskuren Veröffentlichungen des Sun Records-Labels noch einmal Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Und hier ist ganz schön Feuer unter dem Dach, wie bereits der eröffnende Titeltrack unter Beweis stellt. Mack Stevens zieht hier keine müde, sentimentale und zu Tode langweilende Rock’n’Roll-Show ab, vielmehr kann der Hörer das aus den Boxen strömende Herzblut des Progonisten und die Spielfreude seiner In The Groove Boys (cooler Name!) geradezu greifen. Klassischen Tracks aus einem längst vergangenen Jahrzehnt wird hier nochmal ein neues Leben geschenkt, weil sie schlicht und ergreifend zu gut sind, um vergessen zu werden. Beim Anhören (und wie auch im Begleittext bestätigt wird) wird klar, dass Mack Stevens kein Pedant ist, falls es mal zu einer falschen Note beim Gesang oder der Gitarre kommt, er jedoch sehr ungemütlich werden kann, wenn ihm jemand unterkommt der denkt, der Rockabilly wäre von den Stray Cats erfunden worden. Uuh ja, da ist sehr viel Bauch dabei.
Neben reichlich Obskurem wie auch Seltenem (in Form von unter anderem dem "Weeping Blues" von Rosco Gordon oder "Everybody’s Searching" von Bobby Wood) sind hier auch Stücke von bekannte(re)n Musikern wie zum Beispiel Johnny Cash ("So Doggone Lonesome") oder Carl Perkins ("I’m Sorry, I’m Not Sorry") sowie weiteren vertreten. Bei der Songauswahl hat der Frontmann ebenfalls Vielfalt walten lassen, was sowohl die Tempi, als auch die Themen der Lyrics betrifft. Manchmal wird es sogar richtig schön wie bluesig wie beispielswiese bei "Lonesome Old Jail" oder es driftet ein Stückchen in Richtung Country ab ("Everybody’s Searching"). Da kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf, speziell auch weil der Sound auf diesem 140g-Vinyl richtig schön erdig-warm ist. Und, es muss noch einmal gesagt werden: Wir haben es hier keinesfalls mit einer wehleidigen Nostalgie-Platte zu tun, sondern vielmehr mit voller Inbrunst gespieltem Material, bei dem die Funken nur so fliegen.
Tja, was bleibt da noch zu sagen? Gar nicht mehr allzu viel, außer dass alle Freunde des Rock’n’Roll und Rockabilly, die den Namen bzw. Musiker Mack Stevens noch nicht für sich entdeckt haben, diese Lücke unbedingt füllen sollten. Aufgrund der Herangehensweise und Umsetzung dieser Scheibe regen sich beim Rezensenten auch keinerlei Zweifel, dass die vielen anderen (laut dem Label über fünfzig) Platten des Amerikaners auch nur einen Deut schlechter sind. Weiter heißt es, dass auch die Bühnenshows von Mack 'Wildman' Stevens so legendär sowie spektakulär sein sollen. Glaub' ich ungesehen. Wer diesem Stil nicht vollkommen abgeneigt ist, sollte unbedingt mal in Nummern wie "Ain’t That Right", "They Call Our Love A Sin", "Tiger Man (King Of The Jungle)" oder "Call Me Anything, But Call Me" reinhören. Aber eigentlich spielt es auch gar keine große Rolle welchen Song man wählt, da sich auf diesem Album kein einziger Ausfall finden lässt. Denn wer ein bisschen Humor hat, den wird auch der "Weeping Blues" amüsieren.
Line-up Mack Stevens And His In The Groove Boys:
Mack Stevens (guitars, vocals)
Carlos 'Charlie' Rotondaro (drums)
Patricio Germano (bass, fiddle)
Jonas Etchi (bass, fiddle)
'Sarcastic' Sammy Paez (lead guitars)
With:
Fer Couto (guitar – Side 2 – #2)
Tracklist "Ain’t That Right":
- Ain’t That Right
- So Doggone Lonesome
- Before Long Waltz
- Boogie Blues
- I’m Sorry, I’m Not Sorry
- Call Me Anything, But Call Me
- So Long, I’m Gone
- Weeping Blues
- We All Gotta Go Sometime
- Lonesome Old Jail
- Everybody’s Searching
- Right Or Wrong
- Every Night
- They Call Our Love A Sin
- The Time Is Right
- Tiger Man (King Of The Jungle)
Gesamtspielzeit: 20:12 (Side 1), 20:26 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2022
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