Zugegeben, nach traditioneller Musik aus dem Alpenland Österreich klingen Mädhouse nicht. Das mag zunächst am englischsprachigen Bandnamen liegen, der kein Alpenrock, Austropop oder Dialektpop verspricht. Einer der bekanntesten Vertreter des Austropop ist übrigens Liedermacher, Schauspieler und Moderator Rainhard Fendrich. Im Bereich der Rockmusik wollen es die Künstler aus dem Nachbarland gern mit internationalen Größen aufnahmen. Dafür gibt es einige Beispiele.
Mädhouse müssen dafür nicht viel tun. Das liegt vor allem an Mikky Stixx, der das Quintett 2017 ins Leben rief. Er war zu Beginn der 1980er Jahre als Nikki Sixx das Gesicht von Mötley Crüe. Deren Stil nehmen sich Mädhouse heute weitestgehend an und machen das in einer selbstbewussten, aber zugleich musikalisch überzeugenden Weise. Ihre Musik ist von Hard Rock- und Glam Metal-Bands der 1980er Jahre wie Mötley Crüe, Skid Row, Guns N' Roses oder Ratt geprägt. Allerdings spielen Mädhouse einen moderneren, teilweise härteren Sound. Die Texte handeln größtenteils von Sex, Drugs & Rock’n' Roll. Das würde sich unter der Regie von Stixx wohl die nächsten 100 Jahre nicht ändern, um den Fall einmal theoretisch aufzurufen.
Den Ursprung hatte die Band in einer 1980er-Tribute-Show im September 2017 in Wien. »Ich habe damals gemeinsam mit Fire (BooKings), Rickey Dee und Wolfgang "12er" Pendl eine Show organisiert, auf der etwa 20 Musiker aus der österreichischen Szene vertreten waren und ein dreistündiges Set an Coversongs von Mötley Crüe, Skid Row, Poison und allen unseren Helden aus den 1980ern unter dem Banner "Hard´N´Heavy Tribute Show" abgeliefert haben. Der Abend war echt legendär. Uns war schnell klar, dass es mit dem einen Event nicht getan war. Wir wollten mehr und haben nach der Show die "Hard 'N' Heavy Tribute"-Band gegründet, mit der wir dann auch einige Auftritte hatten", erinnert sich der Gitarrist und Gründer in einem Interview.
Mit dem Covern wollten sich die Akteure nicht zufrieden geben, sodass sehr schnell eigene Stücke entstanden sind. Das erste Lied war "Hard 'N' Heavy", zu dem es das erste Video gab, das selbst gedreht wurde. Dies war der Startschuss für Mädhouse. Seit dieser Zeit sind drei Alben erschienen. Das aktuelle Werk überschrieb das Quintett mit "Down 'N' Dirty". Mag der Begriff Glam Rock oder Glam Metal vielen Musikfans ein Begriff sein, so hört es sich dennoch mehr nach einer Nische an. Dafür sind Mädhouse wiederum musikalisch zu gut aufgestellt, um nur einen kleinen Kreis zu begeistern. Anderseits ist es ein Verdienst dieser Formation, diese Musik bis ins Jahr 2022 und darüber hinaus salonfähig zu halten. Glam Rock-Bands punkten vor allem mit ihren gigantischen Stadion-Konzerten, bei denen es gern eine Stufe härter zugehen darf.
Mädhouse lassen es im Studio richtig krachen und legen lieber eine Schippe mehr beim Metal-Ansatz drauf. Über die früheren Eskapaden eines Rockstars soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Allein der Titel des Druckwerkes "Tagebuch eines Heroinsüchtigen: 365 höllische Tage im Leben eines Rockstars", 2009 im I.P.-Verlag erschienen, lässt tief blicken und gibt zwischen den Zeilen darüber Auskunft, dass wir es mit einem medizinischen Wunder zu tun haben. Keith Richards von den Rolling Stones und viele andere Kollegen lassen freundlich grüßen.
Was das Musikalische betrifft, so haben Mädhouse mit "Down 'N' Dirty" ins Schwarze getroffen. Es ist eine besondere Leistung, dass sie mit ihrem Glam Rock noch immer überzeugen können, ohne dass man diesen Stil in Frage stellt. Das Geheimnis steckt nach meiner Überzeugung in der gewählten Gangart: Der Übergang zum Hard Rock, aber auch zum Heavy Metal ist fließend. Die Band verharrt nicht im Glam Rock, auch wenn dessen Hörgewohnheiten aufgegriffen werden. Dadurch, dass es keine festgefahrenen Songstrukturen gibt, klingt das Material abwechslungsreich und modern. Man hört gerne hin. Eines der Markenzeichen ist der Backgroundgesang. Ein Paradebeispiel für den guten Stilmix ist "Kung Fu Holidays", um ein Lied herauszugreifen. Zwei Gitarren leisten hier Schwerstarbeit. "Passionkiller" ist ein Paradebeispiel für die vorübergehende Übermacht von Heavy Metal. Die Dominanz der Gitarren in Richtung härterer Klänge ist ebenfalls bei "This Is Horrorwood" herauszuhören. In ruhiges Fahrwasser geraten wir bei "You And I Against The World" ein einziges Mal.
Schon Anfang der 1980er legte Mikky Stixx seinen klangvollen bürgerlichen Namen Frank Carlton Serafino Feranna Jr. ab, da es zwischen ihm und seinem Vater anhaltend zu Spannungen gekommen war, die im weiteren Verlauf nicht beigelegt werden konnten. Später änderte Stixx noch einmal ein paar Dinge: Aus seinem Künstlernamen Nikki Sixx wurde Mikky Stixx. Bei Mädhouse spielt er die Gitarre. Bei Mötley Crüe waren es noch Bass und Keyboard in Personalunion.
Bei all dem scheint der heute 63-Jährige hoch motiviert zu sein und hat einen Plan. Auch wenn die von ihm ausgesprochene Formel, Spaß im Programm, im Studio und auf der Bühne zu haben, denkbar einfach ist.
Aber er hat gute Musiker an seiner Seite und es macht umgekehrt Spaß, ihm und seiner Band zuzuhören. Den Satz »Wenn man die Klischees tatsächlich lebt, sind es ja eh keine Klischees mehr« nimmt man Mikky Stixx deshalb gerne ab. Schließlich bleibt die Erkenntnis, dass er glaubhaft einen Musiker mit Charisma verkörpert, der für seine Sache lebt.
Line-up Mädhouse:
Tommy Lovelace (vocals)
Mikky Stixx (guitar, backing vocals)
Thommy Black (guitar, backing vocals)
Rickey Dee (bass)
Casey Jean Eiszenman (drums)
Tracklist "Down 'N' Dirty":
- Down 'N' Dirty
- Hard Luck
- Kiss And Tell
- Passionkiller
- This Is Horrorwood
- In The Doghouse
- You And I Against The World
- Kung Fu Holidays
- Much II Much
- Love Is Blind
- You Can’t Lead A Whore
- Antihero
Gesamtspielzeit: 46:14, Erscheinungsjahr: 2022
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