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Maggie Bell / Live in Boston 1975 – CD-Review

Maggie Bell - "Live In Boston 1975" - CD-Review

Zusammen mit dem Konzertmitschnitt Live At The Rainbow 1974 hat Repertoire Records noch eine weitere Live-Scheibe, "Live In Boston 1975", veröffentlicht, die Maggie Bell einige Monate später mit einer (fast) komplett neuen Band einspielte. Einzig Paul Francis blieb als Schlagzeuger noch an ihrer Seite, dazu kamen der Keyboarder Lynton Naiff, der Gitarrist Joe Jammer (bürgerlicher Name Joseph Edward Wright III.), mit Geoff Whitehorn (später uter anderem Crawler, Roger Chapman und Procol Harum) sowie der Bassist Delisle Harper. Ihre beiden zuletzt veröffentlichten Soloalben Queen Of The Night (1974) sowie Suicide Sal (1975) liefen ganz ordentlich und somit war für die gute Maggie auch der Sprung über den großen Teich für eine Tour im Vorprogramm von Bad Company auf dem riesengroßen Markt USA möglich. Eine Einladung, die die Schottin natürlich nur allzu gerne annahm. Als Support wurden ihr ca. 45 Minuten auf der Bühne zugestanden, die das 'Glasgow Gal' natürlich mit ihren (zumindest damals) beliebtesten Tracks füllte.

Um es gleich vorweg zu nehmen, ist der Sound dieser CD ein zweischneidiges Schwert. Einerseits muss angemerkt werden, dass die Klangqualität gefühlt schlechter als bei dem Rainbow-Konzert ist, andererseits ist sie authentischer und hört sich wie eine echte Mischpult-Aufnahme des Abends an. Der Hörer hat tatsächlich fast das Gefühl, direkt dabei zu sein. Das ist weit weg von Bootleg-Qualität, nur eben alles ein bisschen verhallt. Letzen Endes Geschmackssache, was man lieber mag. Der Verfasser dieser Zeilen kann jedenfalls sehr gut mit dem hier gebotenen Sound leben. Neben Miss Bell selbst tritt der Gitarrist Joe Jammer am deutlichsten ins Rampenlicht und man wundert sich, davor oder danach nicht mehr von dem amerikanischen Axeman gehört zu haben. Aber auch die Rhythmus-Abteilung ist sehr eng zusammen und lieferte einen sehr powervollen Job ab. Die Frontlady präsentierte sich erwartungsgemäß in hervorragender Form und kommunizierte zwischendurch auch gerne mal mit dem Publikum.

Okay, bei den acht hier vertretenen Tracks gibt es im Vergleich zu "Live At The Rainbow 1974" zwar doch beachtliche fünf Song-Überscheidungen, dennoch lohnt sich die Scheibe schon allein aus dem Grund, dass hier eine komplett andere Band am Start ist, die die einzelnen Tracks auch ganz anders, nämlich viel rockiger interpretiert. Das beginnt bereits bei dem Opener "Coming On Strong", der erstmal mit ausgiebigen Soli von Jammer und Whitehorn eröffnet wird. Auch das klasse interpretierte "Wishing Well" (Free) ist wieder dabei, ebenso "I Was I Chains", "I Saw Him Standing There" (The Beatles) sowie die Muss-Nummer "Penicillin Blues", die erstmal von einem über sechsminütigen Solo eröffnet wurde. Dazu kommt das wunderbar soulige "What You’ve Got Is So Good" mit glänzendem Gesang, der Pete Wingfield-Blues "If You Don’t Know, I Can Tell You" sowie der immer wieder gern gehörte Klassiker "Going Down".

Die Performance von Maggie Bell und ihrer Begleitband auf "Live In Boston" ist qualitativ einwandfrei, ich könnte mir lediglich vorstellen, dass sich die Geister am Sound der Scheibe scheiden werden. Aber, und ich wiederhole mich diesbezüglich gerne: Optimal ist was anderes, dennoch ist das hier weit weg von Bootleg-Qualität, vielmehr hört es sich sehr echt und authentisch an. Musikalisch gesehen zieht der Rezensent diesen Mitschnitt dem von 1974 eindeutig vor, was jedoch ebenfalls Geschmackssache sein mag. Jedenfalls kann auch hier festgestellt werden, es mit einer sehr starken Zeitreise zurück in die Siebziger zu tun zu haben. Dazu kommt, dass die Setlist dermaßen stark war, dass sich jeder seine Anspieltipps selbst heraussuchen darf.


Line-up Maggie Bell:

Maggie Bell (vocals)
Joe Jammer (guitar)
Geoff Whitehorn (guitar)
Lynton Naiff (keyboards)
Delisle Harper (bass)
Paul Francis (drums)

Tracklist "Live In Boston 1975":

  1. Coming On Strong
  2. Wishing Well
  3. I Was In Chains
  4. What You’ve Got Is So Good
  5. If You Don’t Know, I Can Tell You
  6. I Saw Him Standing There
  7. Penicillin Blues
  8. Going Down

Gesamtspielzeit: 47:50, Erscheinugnsjahr: 2022 (1975, 2002)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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