«

»

Magic Sam / West Side Soul – CD-Review

Einer der wohl wichtigsten Bluesmusiker wurde nur zweiunddreißig Jahre alt, so lebte Samuel 'Magic Sam' Gene Maghett vom 14.Februar 1937 bis zum 1. Dezember 1969.

In Mississippi geboren lernte er den Blues zunächst durch Hören von Platten solcher Musiker wie Muddy Waters und Howlin' Wolf. Im Alter von dreizehn zog er nach Chicago und befand sich nun mitten im Blues-Mekka jener Tage. Mit dem Label Cobra unterzeichnete er sechs Jahre später einen Vertrag und so entstanden einige der wohl eindrucksvollsten Bluestitel der Geschichte, allen voran sein erste Platte aus 1957, "All Your Love", mit diesem unwiderstehlichen Tremolo-Klang der Gitarre.

"Easy Baby", "Feelin' Good (We’re Gonna Boogie)", das waren einige andere der Songs dieses Bluesers. Nach mehreren Singles-Veröffentlichungen für das Label Cobra Records in Chicago war es schließlich der Betreiber von Delmark Records, Bob Koester, der Magic Sam unter Vertrag nahm und im gleichen Jahr, 1967, die hier vorgestellte Langspielplatte veröffentlichte. Dieses Debüt-Album wurde als »eines der großartigsten 'Electric blues albums’« tituliert.

Magic Sam war einer jener Bluesmusiker, die man nach wenigen Takten sofort erkannte: Die Musiker der Fünfziger hatten einen eigenen Stil und Sam einen, der sich ganz besonders abhob. Leider zählte er auch zu denen, die viel zu früh starben, so war es am 1. Dezember 1969 eine Herzattacke, die im Alter von zweiunddreißig Jahren zu seinem Tode führte.

Seine Art, Gitarre zu spielen, und nicht zu vergessen diese eindringliche vibratostarke Art des Gesangs, besonders ergreifend, wenn er in höhere Lagen abhob, haben viele Bluesmusiker und andere Gitarristen beeinflusst. Einer derjenigen, die seinen Gitarren-Stil permanent weitertragen, ist zum Beispiel Ronnie Earl.

Als Magic Sam seinerzeit bei Delmark unterschrieb, hatte sich der Blues bereits verändert. Weiße Musiker versuchten ihn zu interpretieren und brachten ihn auf einen vermehrt rockenden Weg. Nebenbei begeisterte sich die Jugend immer mehr für Soul, so natürlich auch, als diese Platte 1967 erschien. Und so war es fast naheliegend, dass man dieser Strömung Rechnung trug und eine ganz neue Art des Blues kreiierte. Dieses war nicht mehr unbedingt der rein raue Chicago Blues vergangener Tage, der Sound war polierter und weicher geworden und der Soul-Einfluss schlug sich direkt nieder. Diese Platte nun war sicher ein Vorreiter dessen, was sich dann später noch weiterentwickeln sollte, ich nenne exemplarisch nur die Kollegen Jimmy Johnson und Robert Cray.

"That’s All I Need" verfügt bereits über eine moderne Ausrichtung, "I Need You So Bad" ist ein ganz cooler Shuffle und mit "I Feel So Good (I Wanna Boogie)" hält Boogie-Atmosphäre Einzug und kann mit seinem rauen und eindringlichen Charme begeistern, getoppt wird das noch durch "Looking Good". Trocken rockt der All-Time-Klassiker "Sweet Home Chicago" und das erstmals etwa zehn Jahre früher bereits aufgenommene "All Of Your Love" erstrahlt in neuem Glanz und verdeutlicht, wie einzigartig Magic Sam doch mit seinem Stil war, unabhängig davon, ob es sich um eigene oder fremde Kompositionen handelt.

Ja, mit dieser Platte liegt eine der klassischen Blues-Platten der Sixties vor, eine jener, die jeder Bluesfreund zwingend besitzen sollte, denn hier gibt es nicht nur einen Song, der wahre Gänsehaut verursacht.


Line-up Magic Sam:

Magic Sam (vocals, guitar)
Mighty Joe Young (guitar)
Stockholm Slim (piano)
Earnest Johnson (bass)
Odie Payne (drums)
Mac Thompson (bass – #1,3,8)
Odie Payne, III (drums – #1,3,8)

Tracklist "Westside Soul":

  1. That’s All I Need [Magic Sam] (3:40)
  2. I Need You So Bad [B.B. King, Sam Ling] (4:51)
  3. I Feel So Good (I Wanna Boogie) [Magic Sam] (4:36)
  4. All Of Your Love [Magic Sam, Otis Rush] (3:43)
  5. I Don’t Want No Woman [Don Robey] (3:38)
  6. Sweet Home Chicago [Robert Johnson] (4:11)
  7. I Found a New Love [Milton Campbell & Bob Lyons] (4:03)
  8. Every Night and Every Day [Jimmy McCracklin] (2:19)
  9. Lookin' Good [instrumental] [Magic Sam] (3:11)
  10. My Love Will Never Die [Willie Dixon] (4:04)
  11. Mama Talk to Your Daughter [J.B. Lenoir] (2:40)
  12. I Don’t Want No Woman [alternate take] [Don Robey] (3:30)

Gesamtspielzeit: 45:48, Erscheinungsjahr: 1967

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>