Aus Südtirol stammt die Band Mainfelt, von der es ein Album gibt, das es gar nicht gibt. Doch, doch, denn deren Debüt "Living Room" wurde tatsächlich nie veröffentlicht. Erst etwas später erschien mit der "Midsummer EP" eine Art 'Best of' dieses ersten Longplayers. Im Anschluss wurde – wie es sich für eine ordentliche Band gehört – erstmal ausgiebig getourt. Und unterwegs, auf der Straße sozusagen, entstanden dann neue Songs. Aus ein paar wurden immer mehr und ehe Mainfelt sich versah, war plötzlich das komplette Material für das neue Werk "Backwards Around The Sun" vorhanden. Inklusive eines Bonus Tracks (der wahrscheinlich auf der Vinyl-Version fehlt) sind hier also zwölf Stücke mit einer Spielzeit von einer guten dreiviertel Stunde zusammen gekommen.
Okay, Südtirol goes Americana also. Wobei, die vier Musiker spielen eigentlich gar nicht mal direkt diesen Stil, vielmehr haben wir es hier mit einer Mischung aus Folk (Rock) sowie Roots zu tun. Und diesen Mix hat das Quartett auch ganz gut drauf. Direkt beim Opener "Firestone" tänzelt bereits ein vergnügtes Banjo durch die Takte, unterstützt von einer akustischen Gitarre und der Rhythmusabteilung, zu denen sich später sogar noch ein Akkordeon gesellt. Die Songs entstanden während dem Leben auf Tour und so gibt es hier auch viele verschiedene Gemütszustände, Launen und Stimmungen zu entdecken. Während "Home" vom Grundgefühl eher melancholisch angelegt ist, zieht die Nummer im Refrain dann doch deutlich an und gefällt unter anderem auch durch den mehrstimmigen Background-Gesang.
Patrick Strobl führt und leitet die Stücke mit seinen Lead Vocals, sehr clever unterstützt vom Rest der Band. Der Song steht zu jederzeit im Vordergrund, was bei diesem Stil auch fast schon unabdingbar ist. Der Albumtitel stammt aus dem Track "Take Me Back", das erneut behutsam aufgebaut wird und dann im Refrain mehr oder weniger 'explodiert'. Nicht nur die Songs, sondern auch die Arrangements wurden variabel gestaltet und selbst wenn das Album bei den ersten Durchläufen mit der Zeit ein bisschen abzufallen scheint, so wächst es doch mit jedem weiteren Anhören mehr. Für die ebenfalls immer wieder mal Akzente setzende elektrische Gitarre (wie auch für das Banjo) ist Kevin Prantl zuständig. Einer (durch seine stark ausgeprägtes Feeling und die guten Melodien) meiner Favoriten hört auf den Namen "We Have Lost The Shore", bei dem auch das Akkordeon nochmal einen Einsatz und im Hintergrund einen mit ausgeprägtem Lächeln gebrachten Walzer-Takt zum Besten gibt. Aber auch "Ease On Down The Road" ist ein sehr starker Track.
Im Booklet (mit allen Texten) sieht man Fotos der Band, wie sie es sich in einem Badezimmer mal so richtig gutgehen lässt. Da werden Duschköpfe als Telefonhörer benutzt (einer hat sogar ein echtes Telefon) und alle haben einen Mordsspaß dabei. Aber auch in der Küche oder der Natur fühlt sich der Vierer offensichtlich sehr wohl. Aber Witze mal beiseite, mit "Backwards Around The Sun" ist Mainfelt ein durchaus gutes, teilweise atmosphärisches Album gelungen, das seinen Weg mit Sicherheit gehen wird. Wo dieser – selbst wenn er ein guter ist – hinführen wird, kann natürlich erst die Zeit zeigen. Aber sowohl die Ausrichtung wie auch die Umsetzung sind auf diesem Album sehr gelungen, während man davon ausgehen kann, dass diese Nummern live auf der Bühne sehr wahrscheinlich nochmal einen draufsetzen. "Backwards Around The Sun" ist jedenfalls eine wunderbare Einladung dazu.
Line-up Mainfelt:
Kevin Prantl (banjo, electric guitars, background vocals)
Veit Rinner (bass, background vocals)
Willy Theil (drums, accordion, background vocals)
Patrick Strobl (acoustic guitars, lead vocals)
Tracklist "Backwards Around The Sun":
- Firestone
- Home
- Take Me Back
- Wanderlust
- We Have Lost The Shore
- Fragile
- I Won’t Go
- Through The Storm
- Life Can Be
- Kiss Sedately
- Ease On Down The Road
- All My Ghosts (Bonus Track)
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