Bei Peter Green ist es, wie bei vielen anderen (welt-)berühmten Musikern.
Was nach deren Tod bleibt, ist vielleicht ein Stück persönliche Erinnerung und deren Hits.
Von den Hit-Höhen eines "Albatross" in die Niederungen des Lebens.
Peter Green erlebte sozusagen beiden Seiten des Lebens zum Teil auf mitleiderregende Weise.
Den Grundstein als einer der besten Gitarristen und Komponisten der Welt legte der Ende Oktober 1946 geborene Peter Allen Greenbaum schon relativ früh.
Damit einher ging auch der Kontakt zum Schlagzeuger Mick Fleetwood.
Beide begann bei Peter B’s Looners.
Mit Vorbildern wie B.B. King oder Freddie King war Peter Greens musikalische Heimat der Blues. So fiel der Apfel nicht weit vom Stamm, als Eric Clapton zunächst kurzzeitig und dann für immer die Bluesbreakers, 1962 von John Mayall ins Leben gerufen, verließ. Peter Green stieg ein. Die Keimzelle vieler bemerkenswerter Musiker sollte sie danach noch für Mick Taylor sein. A Hard Road – mit John McVie am Bass – steht wohl als beste Veröffentlichung während der Zeit mit Peter Green in seiner Agenda. Aus dem "The Supernatural"-Song-Ei, einem Instrumental auf diesem Album, schlüpfte später das brillante "Albatross".
Nur einen zeitlichen Fingerschnipp später war die Phase bei John Mayall vorbei.
Peter Green sowie Mick Fleetwood stellten sich auf eigene Beine und riefen erst Peter Green’s Fleetwood Mac (später dann nur Fleetwood Mac) ins Leben. Bei der Geburt war Bob Brunning Bassist. Ihm folgte dann John McVie und Jeremy Spencer kam bei den Aufnahmen zum ersten Album dazu.
Die Welthits aus Peter Greens Feder entstanden Ende der Sechzigerjahre.
Natürlich verbinden viele Leute den Song "Black Magic Woman" mit Santana. Diese Formation wird immer an erster Stelle genannt. Erwähnt man den Komponisten, dann entstehen bei einigen Leuten schon Fragezeichen. Kommt Fleetwood Mac ins Spiel, dann regen sich die Geister wieder, weil Rumours bekannt ist. Aber das ist eine andere Geschichte.
Klar, "Albatross" flog um die Welt.
Das psychedelisch-geniale "Oh Well" feiert man wegen seiner rockigen Qualitäten und dann kratzen manche schon an der Hit-Oberfläche, um solche Schätze wie "I Need Your Love so Bad", "Rattlesnake Shake" oder "The Green Manalishi (With The Two Prong Crown)" zu kennen. Diese Nummer ist aus meiner Sicht Peter Greens musikalisches Drogen-Outing. Als damals Fünfzehnjähriger stand für mich eher die Musik im Vordergrund.
Das Fleetwood Mac-Album "Then Play On" deutete einen Wechsel auf der Gitarrenposition an. Neben Peter Green, der nach dieser Platte ausstieg, war Danny Kirwan dabei.
Vielleicht waren es auch die Erfolge in den USA, die den Strich der dunklen Lebensseiten näher rücken ließ, als Drogen begannen, Peter Greens Treppenstufen in die Abgründe des Daseins zu bestimmen. Schizophrenie, Psychiatrie und ein Kibbuz-Aufenthalt sollen eine Phase dominiert haben.
Dennoch blieb Peter Green der Öffentlichkeit erhalten, zumindest, was Veröffentlichungen unter eigenem Namen anging.
Kurz nach dem Split mit Fleetwood Mac erschien 1970 End Of The Game.
1979 traf wohl "In The Skies" den Nerv vieler Musik-Anhänger. Bei den Aufnahmen war unter anderem Snowy White dabei und es gab ein Wiedersehen aus alten Tagen, denn Peter Bardens (Peter B’s Looners) war für die Tasteninstrumente zuständig.
Peter Green war zurück!
1997 betrat der knapp über Fünfzigjährige wieder die Bühne des Blues/Blues Rock.
Peter Green Splinter Group stand für einen Neustart. Uninspiriert? War das Fantasie-Fass leer? Hatte der Musiker das Komponieren verlernt? "Peter Green Splinter Group" enthielt weder einen vom Bandleader noch von den Mitgliedern geschriebenen Song. Dennoch bemerkenswert.
Es folgte "The Robert Johnson Songbook". Logisch, hier wurde – mit Gast-Sänger Paul Rodgers – einer der Väter des Blues geehrt.
Was Peter Green, Nigel Watson, Roger Cotton, Neil Murray sowie Larry Tolfree live drauf hatten, dokumentiert die "Soho Session", voll mit Zwölftakter-Klassikern und den Hits.
Für "Destiny Road" war Peter Green als Songwriter wieder auferstanden.
Bei "Hot Foot Powder" waren Blues-Gäste wie zum Beispiel Buddy Guy, Joe Louis Walker oder Hubert Sumlin angesagt.
Es muss wohl im Jahr 2001 gewesen sein, als nicht nur RockTimes-Chefin Ilka Ende des Jahres bei einem Konzert anwesend war, sondern auch ich. Peter Green präsentierte sich als ein versierter Harp-Spieler. Seine Fingerfertigkeit auf der Gitarre war gut. Zum damaligen Zeitpunkt nur auf Konzerten oder über die Website erhältlich, war "Blues Don’t Change" etwas Besonderes.
2006 wurde die Scheibe offiziell auf den Markt gebracht. 2012 als Wiederveröffentlichung.
Reaching The Cold 100 kommt – mit Ausnahme der Bonus-EP – komplett ohne Peter Green-Kompositionen aus.
Während sein Leben ein zum Teil furchterregendes Wechselbad war, blieb Peter Green ein herausragender Musiker, der aus meiner Sicht den Status einer Legende einnimmt.
Auch wenn es schmerzt, Peter Green, einen Musiker zwischen Mitleid und Genialität, behält man in Erinnerung. Für unzählige Personen ist und bleibt er ein Star.
Ein Blues-Stern, der nicht immer strahlend leuchtete.
Sein "Albatross" hört nie auf zu fliegen.
Ruhe in Frieden, Peter.
3 Kommentare
Carlo Luib-Finetti
29. Juli 2020 um 18:12 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Als Peter Green Fan der ersten Tage, der Fleetwood Mac in ihrer Blues-Phase mit z.B. "My Heart Beat Like A Hammer" entdeckte, und kurz danach auch die Mayall-LP "A Hard Road", der den Werdegang von Fleetwood Mac mitvollzogen hat, und als jemand, der 1970 in Böblingen die Band live sehen und hören konnte, würde ich die Akzente dieser etwas traurigen Bio deutlich anders setzen.
Peter war wohl ein sehr freundlicher, zurückhaltender und einfühlsamer Mensch, der seinen Mitstreitern viel Platz ließ. Was man insbesondere an der Integration von Dany Kirwan in die Band sehen konnte. "Then Play On" war schon kein Blues-Album mehr, lieferte aber prächtige, feuerwerkhafte Improvisationen der beiden Leadgitarristen (etwas auf Kosten von Jeremy Spencer). Zur Peter Greens Geschichte gehört, dass er mit dem Erfolg und insbesondere dem Geldregen persönlich nicht klar kam. Er wollte das Geld spenden, z.B. zur Linderung der Not in Biafra. Die Band wollte das aber nicht. Dann scheinen ihn sicherlich auch die Drogengeschichten umgehauen zu haben. Es ist ja bekannt, dass Peter während dieser 1970er-Tour nach dem Münchner Konzert zunächst spurlos verschwand – in die damalige "Highfish"-Kommune in Landshut von Uschi Obermeier und Langhans. Dort kam er wohl von LSD-Trips nicht mehr richtig runter. Es folgten Trennung von der Band, Billigstverkauf seiner berühmten Les Paul an Gary Moore, und das Verschwinden aus der Musikszene für Jahre.
Als Peter Green wieder musikalisch auftauchte, machte er sicher auch ganz nette Stücke; "Slabo" z.B.. Aber: das Feuer, das der 20-jährige besaß und in den wenigen Jahren mit Fleetwood Mac weiterentwickelte, war für immer erloschen. Ich sah in noch mit Band live in einem Konzert vor einigen Jahren. Er spielte sehr zurückhaltend, überließ die meisten Parts einem Leadgitarristen. Übrigens: auch die heftige Bluesstimme, der er früher hatte, war verschwunden. Er war einfach nicht mehr der Alte.
Joachim 'Joe' Brookes
29. Juli 2020 um 18:34 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Carlo,
danke für den Kopmmentar
Schöne Grüße
Joe
Uli Grigg
28. Juli 2020 um 17:24 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Sehr schön geschrieben, Joe. Dieses einfühlsame Gitarre-Spiel, die melodiösen Soli – das bleibt! LG, Uli