Kombiniert man zwei Aussagen aus den Rezension zu Mauvais Casting sowie Grand Casino, dann durfte man auf den Manu Lanvin & The Devil Blues-Auftritt im blues Rhede richtig gespannt sein: »[…] Diese Formation befindet sich nach ihrem Besuch im "Grand Casino" auf der Gewinnerseite und darf an der Kasse jede Menge Plastikgeld in bare Münzen umtauschen.«
»[…] Sollte Lanvin auf der Bühne so abgehen, wie auf dieser Scheibe (und sich auch mal nach Deutschland verirren), dann gnade uns Gott. […]«
Neben Eigenkompositionen – auch in französischer Sprache – greift der Künstler ziemlich erfolgreich auf Cover-Nummern zurück und da durfte man gespannt sein, wie er, Nicolas Bellanger am Bass sowie Schlagzeuger Jimmy Montout diese Herausforderung angehen würden.
Die beiden bereits genannten Platten sind nur zwei von rund acht Veröffentlichungen des französischen Musikers. Das 2000 erschienene "Venir Au Monde", "Tout Ou Presque" (2004) und "Les Temps Mauvais" (2005) markieren den Album-Beginn des Hutträgers. Der "Grand Casino"-Vorgänger trägt den Titel "Blues, Booze & Rock’n’Roll".
21:15 Uhr – Showtime.
Die Band hatte noch nicht ganz die Bühne geentert, da erklang aus den Lautsprechern eine Art Gewitter, das von einer Stimme überlagert wurde. Dieses Grollen sollte am Ende des über zweistündigen, ohne Pause gespielten, Gigs die Urgewalt der Blues-Elemente symbolisieren.
Furios ging es im ersten Song zu und unmittelbar danach schloss sich "She’s Da Bomb" an. Griffig-riffiger Rock bestimmte jetzt die Szene und Manu Lanvins raue Voodoo-Stimme verursachte eine Gänsehaut.
Bereits jetzt wurden die Zuschauer von der enormen Dynamik infiziert. Den vom Blues getränkten Rock konnte man durchaus mit der Geschwindigkeit eines TGV-Zuges vergleichen. Dazu trugen natürlich auch Bassmann Nicolas Bellanger sowie Drummer Jimmy Montout bei. Groovende Beats und ein fließend gezupfter Tieftöner erfüllten den Hintergrund.
Der Bandleader machte einige Bemerkungen zum Album "Grand Casino" und seinen Coversongs. Die "Highway To Hell"-Interpretation der AC/DC-Nummer gab nicht nur Anlass zur Freude, sondern rückte den Bandnamen The Devil Blues ins passende Licht. Der Dreier hatte das Publikum bereits auf seiner Seite und zum Mitsingen musste nicht aufgefordert werden. Manu Lanvin hielt quasi nur am Mikrofon seinen Platz. Ansonsten bewegte sich der Musiker wie entfesselt über die Bretter. Entfesselt kamen auch seine Soli rüber. Trotz des bis dahin temporeichen Auftritts konnte man spüren, welch niveauvolles Blues-Blut durch die Adern des Franzosen floss.
Schon bei der Ansage von "Red House" gab es Beifall, obwohl noch kein Ton zu hören war. Ausgiebige Ekstase und ausdrucksstarke Seelenruhe prägten das Jimi Hendrix-Stück. Manu Lanvin machte sich auf den Weg zu einem ersten Besuch bei den Zuschauern. Begeisterung!
Bei der Blues-Spielart des impulsiven Boogies zeigte sich das Trio wahrlich meisterlich. In viele Songs arrangierte man langsam-leise Intermezzi. Allerdings stellte sich so langsam die Frage, wann die Combo den balladesken Raum betreten würde? Mit George Gershwins Klassiker "Summertime" war es dann soweit. Stimmlich rauer Charme legte sich über die E-Gitarren-Begleitung. Aus meiner ganz persönlichen Sicht hätte hier die Intensität durch einen Griff zu einer Akustischen gesteigert werden können.
Eine weitere begeisternde Boogie-Expertise – dieses Mal deutlich rockender – lieferte man in "All Night Long" ab. Die Zuschauer stiegen mit rhythmischem Klatschen in die Nummer ein. Manu Lanvin solierte höchst überzeugend und den Rock’n’Roll-Ableger würzte das Trio mit "When The Saints Go Marching In".
Calvin Russell, mit dem Manu Lanvin zusammenarbeitete, ehrte er solo in einem fein-balladesken "Crossroads" und bei "Shake It Lady" wanderte der Boogie in Richtung John Lee Hooker.
Das gemeinsam mit Neal Black geschriebene – durch seinen melodischen Charakter herrlich zum Mitklatschen und -singen geeignete – "Blues, Booze & Rock’n’Roll" sollte den offiziellen Teil des energetischen Konzerts beenden. Der lautstarke Applaus resultierte logischerweise in einer Zugabe. Niemand hätte wohl damit gerechnet, dass der Bonus eine ganze halbe Stunde dauern würde.
Manu Lanvin & The Devil Blues präsentierten eine Art Streifzug durch die Rock- und Blues-History. Unter anderem krönten dieses Konzert Thems/Van Morrisons "Gloria" in einer klasse Rock’n’Roll-Version, "Let The Good Times Roll", Bo Diddleys "Who Do You Love" mit dem (leider) einzigen Bottleneck-Einsatz und "People Get Ready". Das Publikum war begeistert vom beseelten als auch voller Power steckenden Blues.
Manu Lanvin & The Devil Blues … immer wieder gerne.
Wir bedanken uns bei André Knoch für den Platz auf der Gästeliste.
Am 17. November 2019 wird Ben Poole im blues, Rhede erwartet. Eingeladen wird zur »Tourabschlussparty 2.0«.
Fast genau ein Jahr nach dem Tour-Finale 2018 wird als Special Guest wieder Guy Smeets dabei sein. Letztgenanntem wurde Anfang Oktober 2019 ein Dutch Blues Award verliehen. Dieses Konzert wird bestimmt einem Blues Rock-Feuerwerk gleich kommen.
Line-up Manu Lanvin & The Devil Blues:
Manu Lanvin (vocals, guitars)
Nicolas Bellanger (bass, backing vocals)
Jimmy Montout (drums, percussion, backing vocals)
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