Der Albumtitel "Heart & Soul" ist an Romantik-Kitsch wohl kaum zu überbieten, erinnert zuweilen sogar an Modern Talking. Trotzdem verbirgt sich dahinter ein sehr emotionales, ganz vorsichtig progressives Album von Marc Atkinson. Also ist Kritik definitiv erst einmal fehl am Platz. Warum Progressiv? Diese Frage begegnet mir in letzter Zeit immer öfter. Warum steht 'Progressive' auf dem Etikett, wenn es auf die Musik gar nicht zutrifft? So wie etwa bei Marc Atkinson. Bleiben wir also besser beim Singer/Songwriter, der es gekonnt mit Rockmusik aufnimmt und seinen Kompositionen an mancher Stelle weitere Zutaten beimischt.
Die Suche nach Schubladen wird vielen Musikern einfach nicht gerecht. Atkinson ist aktiv als Sänger bei Riversea und Moon Halo. Er lieh schon anderen progressiven Rockbands wie Drifting Sun, Mandalaband, Nine Stone Close oder Lee Abraham seine Stimme. Das kommt einem nicht unbekannt vor, dass es Musiker gibt, die praktisch per Multitasking unterwegs sind und gewissermaßen auf mehreren Hochzeiten tanzen. Bis sie sich irgendwann mit einem eigenen Projekt ausprobieren möchten. Die Betonung liegt dann tatsächlich auf dem Wort Projekt. Hinzu kommt eine Handvoll gut ausgebildeter Musiker, wie bei Marc Atkinson. Über seine Ambitionen, ein Soloalbum zu veröffentlichen, erfahren wir in der knapp gehaltenen Presseinformation nichts. Nur die Namen seiner Bandprojekte, für die er als Gastmusiker tätigt ist. Ebenso wenig gibt es biographische Details aus seinem Musikerleben zu erfahren. Seiner Website können wir zumindest entnehmen, dass der Sänger aus Großbritannien stammt.
Auf dem 13 Lieder umfassenden Album "Heart & Soul" wechseln sich akustische Balladen mit Rocksongs, die aber einen kaum hörbaren Prog-Anteil haben. Diese Stilrichtung nimmt der Hörer, wenn überhaupt, nicht in ausufernden Instrumentalparts wahr, sondern er erlebt die Musik von Stück zu Stück neu. Die Rhythmusgrupp mit Bob Fleming (Bass) und Maurizio Fornacca (Schlagzeug) ist lediglich bei fünf Liedern im Einsatz. Die verbliebenen acht Kompostionen bestreitet Singer/Songwriter Marc Atkinson (Gesang, Gitarre. Perkussion) allein, wobei ihm mit einer angenehmen Stimme zwei Mal als Duettpartnerin Tamsin Wonderland ("Changes" und "Her Home By The Sea") zur Seite steht.
Machten wir eingangs den Albumtitel als kitschig aus, so trifft das keineswegs auf das Gehörte zu. Das gilt ebenfalls für die Balladen. Der ständige Wechsel zwischen akustischem Teil und Rocksong macht den Reiz des Albums aus. Es ein Konzept, das gut durchdacht ist. Der Sänger Marc Atkinson verkörpert gesanglich den Romantiker, während das Spiel der Gitarren oft an die Dire Straits erinnert. Das trifft in starkem Maße auf das abschließende "The Dance Of Light & Dark" zu. Solistisch überzeugt an der Gitarre das Ensemblemitglied Martin Ledger, der alle Soli übernimmt.
"Never Give Up" ist eine Hymne, ein Ohrwurm, der zündet. Verglichen mit allen anderen Songs, ist das Werk geradezu monumental zu nennen. Angesichts unserer oft hektischen Zeit ist es wie ein Geschenk, sich das überwiegend ruhige Album "Heart & Soul" zu Gemüte zu führen. Es ist eine angenehme Erfahrung für die ruhigeren Momente. Passabel ist die Gesamtspieldauer von 60 Minuten.
Line-up Marc Atkinson:
Marc Atkinson (vocals, guitar, bass, percussion, ebow, backing vocals)
Bob Fleming (bass – #2,4,6,10,12)
Martin Ledger (guitar – #2,3,4,6,7,8,9,10,11,12,13)
Iain Jennings (keys – #2)
Maurizio Fornacca (drums – #2,4,6,10,12)
With
Tamsin Wonderland (backing vocals – #3,10)
Tracklist "Heart & Soul":
- Heart & Soul (4:46)
- See Right Through You (3:20)
- Changes (4:57)
- The End Of The World (5:16)
- The Way That You Love Me (3:52)
- Burning Down The Effigies (3:23)
- Still Believe In You (4:11)
- Gravity (3:44)
- Have You Seen Alice (4:56)
- Her Home By The Sea (6:46)
- Before The Day The World Dies (4:26)
- Never Give Up (5:07)
- The Dance Of Light & Dark (5:44)
Gesamtspielzeit: 60:38, Erscheinungsjahr: 2023
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