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Maria Perzil / Blonde – CD-Review

"Blonde" erschien 1993 als das Debütalbum des Trios Maria Perzil. Namentlich waren es Dirk Schelpmeier, Markus Krüger und Thomas Bornemann. 1995 wurde "Nichts Bereuen" auf den Markt gebracht und 1999 folgte "Sepia". Neben den Longplayern konnte der geneigte Fan noch aus einigen Singles wählen, was er sich in die Sammlung stellte.
Bassist Markus Krüger arbeitete auch zusammen mit Christopher Uhe in seiner Alternative Rock-Combo Great Tuna aus Detmold. Schlagzeuger Thomas Bornemann tauchte später unter anderem im Zusammenhang mit Dieter Kropp auf, der als Gast ebenfalls auf "Blonde" mit von der Partie ist. Maria Perzil goss mit der vorliegenden Platte in dreiundfünfzig Minuten ein beeindruckendes Fundament. Die elf Kompositionen bedecken so einige musikalische Quadratmeter.

Vielleicht wanderte die Scheibe damals in die Sammlung, weil Maria Perzil den Blues spielt, allerdings nicht nur, wenn Harper Dieter Kropp zu seinem Instrument greift.
Vielleicht wanderte die Scheibe damals in die Sammlung, weil Maria Perzil einen größeren Tellerrand hatte, als zum Beispiel Fury In The Slaughterhouse.
Vielleicht wanderte die Scheibe damals in die Sammlung, weil Maria Perzil nicht nur die englische Sprache als textlichen Ausdruck wählte.
Vielleicht wanderte die Scheibe damals in die Sammlung, weil die CD schon beim Schnelldurchlauf im Plattenladen überzeugt hatte.

"Romeo" steht musikalisch nicht im Zeichen der Liebe zu Julia, sondern nach der vielversprechenden Einleitung lassen im rockigen Teil Fury In The Slaughterhouse grüßen. Die ersten fünf Minuten sind allerdings ziemlich andere Sortierung. Nichts von leichter Kost und Schwerverdauliches auch nicht.
"Realms Of Silence" ist eine verboten-wagemutige Eröffnung einer Scheibe, die verdammt viel zu bieten hat. Mit seiner zarten Besaitung und intensiv-emotionalen Gesangsstimme ist dieses Stück der minimal-orchestrale Einstieg in das Album. Die Saxofon-Komponenten am Ende des Tracks offenbaren die Feinheiten des Arrangements.

Nach bereits erwähntem "Romeo" hat Maria Perzil den Blues. Schon damals war klar, dass deutscher Text mit dem 12-Takter Freundschaft schließen kann. Gast-Tastenmann Achim Meier bringt den Song auf seiner Hammond mit Leslie-Lautsprecher ganz schön in Schwung. Er ist es auch, der hier im Spotlight steht. Dirk Schelpmeier lebt seine Gefühle vor dem Mikrofon voll aus. "Blond" ist schön und hat Klasse!
"Betty" ist Seine-Chanson in französischer Sprache mit kammermusikalischen Intermezzi. Herrlich ist die von Juliane Schenk gespielte Oboe.

"The Funeral" kreiert auch mit künstlich erzeugten Sounds Klänge, die eine gewisse Melancholie offenbaren. "The Funeral" ist anspruchsvoll-schmeichelnder Pop, der gut ins Ohr geht. Das ziemlich experimentell-zerfahrene Synthesizer-Solo ist der über den Friedhof fegende Wind.

Nach den letzten Gitarrenklängen von "Wintermund" ist Pause, die CD läuft in der Stille versunken weiter. Noch zirka fünfeinhalb Minuten bleiben Zeit für ein letztes "Blonde"-Lebenszeichen. Noch dreieinhalb Minuten … Nichts. Noch zwei Minuten … Nichts. Ah, noch zirka dreiunddreißig Sekunden … Interview mit Mr. XYZ (oder vielleicht der Bürgermeister von Rockendorf) »[…] Aber wenn Sie von Lage kommen, […].« Der Ort ist in unmittelbarer Nachbarschaft von Detmold und Track elf wurde »[…] aufgenommen im […] rotenberg studio, detmold […]« und »[…] hunky dory, detmold […]«
Für den Hörer bringt dieser Schnipsel gar nichts. "Wintermund" mit Maultrommel-Part ist der balladeske, von der akustischen Gitarre begleitete exzellent-fantasievolle Platten-Ausstieg.
Maria Perzil überzeugt in "Blonde" mit tollem Songwriting, feinem Gespür fürs Arrangement, textlicher Finesse und einen musikalisch großen Bogen.


Line-up Maria Perzil:

Dirk Schelpmeier (vocals, guitar, percussion, saxophone, effects)
Markus Krüger (bass, guitar, vocals, percussion)
Thomas Bornemann (drums, percussion, bass)

With:
Juliane Schenk (oboe – #7)
Miriam Stock (vocals – #4,6)
Christopher Uhe (piano – #4)
Katrin Niesel (cello – #9)
Dieter Kropp (harmonica – #10)
Achim Meier (Hammond – #3)
Fritz Krisse (upright bass – #1)
Micky Meinert (percussion – #4)

Tracklist "Blonde":

  1. Realms Of Silence (4:58)
  2. Romeo (4:13)
  3. Blond (4:25)
  4. I’ll Be There (4:13)
  5. Me Myself & I (3:31)
  6. The Funeral (4:24)
  7. Betty (4:18)
  8. Now That This Love Is Real (4:16)
  9. Schüchterner Junge (4:05)
  10. Papa (4:38)
  11. Wintermund (4:04)

Gesamtspielzeit: 53:01, Erscheinungsjahr: 1993

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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