Die wenigsten kennen neben dem Namen der Band/des Künstlers auch deren Manager. Im Fall Peter Grant dürfte das jedoch etwas anders sein. Denn er war es, der nicht nur im Hintergrund sämtliche Strippen zog. Er ebnete den Weg für seine Schützlinge, indem er rigoros seine Forderungen durchsetze und machte – so ganz nebenbei – aus Led Zeppelin die umsatzstärkste Band für das Atlantic-Label.
Peter Grant, geboren am 5. April 1935 und Sohn einer alleinerziehenden Mutter, wuchs in nicht gerade üppigen Verhältnissen auf. Grants Mutter war damals bei seiner Geburt bereits 42 Jahre alt und ledig, den Namen des Kindesvaters verschwieg sie.
Dessen Identität nahm Grant später, sofern er überhaupt etwas über ihn wissen sollte, mit ins Grab. In der Gerüchteküche erzählte man sich, Peter wäre – auf Grund seiner schwarzen Haare – Halbjude.
Tatsächlich ranken sich viele Mythen und Halbwahrheiten um den zum Hünen heranwachsenden Grant, die er zum Teil auch gern selbst verbreitete. Fakt ist, dass er in bedrückender Armut lebte, seine Mutter und seine Großmutter abgöttisch liebte, schon als Kind Verhaltensauffälligkeiten zeigte und seine Einstellung zum Thema Bildung zu wünschen übrig ließ. Sein Schuldirektor meinte einst: »Dieser Mann wird es im Leben nie zu etwas bringen.« Nun, zumindest darin hatte er sich wohl getäuscht.
Jahrzehnte später, 1974, äußerte sich Peter einmal: »Ich weiß schon, dass ein paar dieser hohen Tiere aus den Chefetagen der Plattenfirmen erschaudern, wenn sie mit mir zusammentreffen. Das müssen sie, wegen dem, was du repräsentierst. Und das ist großartig.«
Und Malcolm McLarrens (Sex Pistols) Reaktion: »Ich glaube nicht, dass Geld Peters Antrieb war, sein Antrieb war sein Streben nach Respekt.«
Dieser Weg bis zu seinem Ruhm sollte jedoch ein sehr langer werden. Zuerst arbeitete er als 'Dolly-Boy' in riesigen Stahlfässern, aber nur für fünf Wochen, Dann kellnerte er, er wurde Bühnenarbeiter in einem Varieté, wurde Koch-Azubi, arbeitete als Entertainment-Beauftragter, Türsteher und Rausschmeißer, Wrestler, Schauspieler und Roadmanager u.a. für Wee Willie Harris, Gene Vincent, Cliff Richard sowie den Shadows und stieg bei Don Arden, dem 'Paten des Rock’n’Roll' ein. Auch wenn sie sich später nicht gerade im Guten trennten, behauptet Peter Grant, dass er viel von Arden gelernt hat. Ardens Tochter Sharon Osbourn ist sogar der Meinung, Grant wäre der Handlanger ihres Dads gewesen.
All das Erlernte kam Grant später bei der Übernahme der Yardbirds zu Gute. Dies sollte der glücklichste Zufall in seiner Karriere werden. Nach deren Auflösung plante Grant bereits das nächste Husarenstück, nämlich das, was später Led Zeppelin werden sollte.
Peter Grant wurde damals oft als fünftes Bandmitglied der Zeps bezeichnet. Er hatte eine sehr enge Bindung zu den Musikern, ganz besonders aber zu dem damals schmächtigen Jimmy Page und dem sensiblen John 'Bonzo' Bohnham.
Grant, die Band sowie ihr Tour-Manager Richard Cole wurden ein unschlagbares Team. Viele mehr oder weniger glaubhafte Geschichten über wilde und ausschweifende Eskapaden und Skandale sollten im Laufe ihrer zwölfjährigen Karriere den Ruf der Band und ihrer Manager prägen. Über deren Wahrheitsgehalt gibt es unterschiedliche Aussagen.
Fakt jedoch ist, dass Peter Grant es schaffte, dass erstmals eine Band für ihre Arbeit fürstlich entlohnt wurde, indem er der Musikindustrie seine Bedingungen aufdrückte und diese mit allen ihm zur Verfügung stehenden, legalen und oft genug auch rustikalen Mitteln durchsetzte. Zum Beispiel sorgte er dafür, dass ausgehandelte Gagen auch gezahlt wurden und das stets in bar. Natürlich profitierte er selbst ebenfalls davon, doch schien ihm sein Reichtum oftmals gar nicht richtig bewusst zu sein: Statt die dicken Geldbündel im Tresor aufzubewahren wurden diese in Einkaufspapiertüten durch die Gegend getragen, was so manches Mal nicht ohne Folgen blieb.
Fakt ist aber auch, dass Alkohol und Drogen sowie daraus folgende Gewalttätigkeiten bei allen Beteiligten immer mehr die Oberhand gewannen. Dazu kamen Unfälle, Todesfälle naher Angehöriger, Steuer- und Eheprobleme – all das laugte die Band samt ihrem Manager mehr und mehr aus. Im Jahr 1975 wurde Grant plötzlich alleinerziehender Vater zweier kleiner Kinder (Warren und Helen), da seine Frau Gloria mit dem Hofverwalter durchgebrannt war.
Nach dem Tod des Drummers 'Bonzo' Bonhanm 1980 folgte die Auflösung Led Zeppelins, was auch für Grant Folgen hatte. Er zog sich komplett aus dem Musikbusiness zurück und wurde endlich clean. Für ihn begann zwar nun ein völlig neues Leben, doch die Ausschweifungen vergangener Jahre hatten Spuren hinterlassen.
Peter Grant verstarb am 21. November 1995 im Alter von 60 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Was bleibt, ist der Kultstatus um den ehemaligen Manager, der posthum für seine Verdienste mit der Einführung des Peter Grant Award geehrt wurde, der seitdem Jahr für Jahr für herausragende Leistungen im Bereich Management vergeben wird.
Fazit: Mark Blake hat es geschafft, eine fesselnde Biografie über einen vielschichtigen Mann zu schreiben, der einerseits autoritär, andererseits sehr sensibel war. Er gibt zusätzlich tiefe Einblicke in Grants Privatleben, schildert nicht nur die Höhen, sondern auch die Tiefen in dessen Leben und lässt Zeitzeugen zu Wort kommen.
Das Buch liest sich flüssig, unterhaltsam und stellenweise sogar spannend. Ein MUSS für alle Biografie- und Musikliebhaber!
Winziges Manko: Ich hätte mir auf Grund der in diesem Buch erwähnten Personen ein sogenanntes Personenregister gewünscht.
Kapitel "Peter Grant – Ein Leben für Led Zeppelin":
Vorwort
- Die Schlacht von Streatham Common
- Suppe zu Weihnachten
- Das Pferd am Sprungturm
- Der Kick-Trick
- Im Bus oder darunter
- Vollspinner auf Jamaika
- Der Schlimmste Job, den ich jemals hatte
- Warst du ein böser Junge?
- Doktor Larrys Tasche
- Ein höllisch großer Mann
- Krokodile im Wassergraben
- Gut aussehend und gefährlich
Danksagungen
Ausgewählte Bibliografie
Angaben zum Buch:
Deutsche Erstausgabe, erschienen 2019
Aus dem Englischen von Mark Blake
Orignaltitel: Bring It On Home – Peter Grant, Led Zeppelin, and Beyond
Hardcover, 448 Seiten, schwarz-weiß Fotos,
ISBN-978-3-85445-6711
29,90 EURO
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