«

»

Markus Rill feat. Robert Hasleder / New Crop – CD-Review

Markus Rill feat. Robert Hasleder - "New Crop" - CD-Review

Knapp 15 Jahre war es bereits her, dass Markus Rill und Robert Hasleder für ein paar Gigs zusammen auf der Bühne standen. Anschließend trennten sich die Wege wieder und beide Musiker waren mit ihren eigenen Projekten so beschäftigt, dass jeder mehr als genug mit sich selbst zu tun hatte. Lediglich eine der persönlichen Katastrophen hinsichtlich der nun seit fast einem Jahr anhaltenden Pandemie ist, dass Künstler – und ganz speziell Musiker – nahezu arbeitslos geworden sind. Glücklicherweise sind aber nach wie vor Studioaufnahmen möglich und aufgrund Corona kamen auch Rill und Hasleder wieder zusammen. Ein Akustik-Album sollte es werden, was die beiden auf dem Plan hatten. Akustik-Album? Moment, da war doch mal was … ja, stimmt, im Jahr 2013 erschien die Platte Late Night Drive, die dieses Ziel fast erreichte, dann aber doch nicht ganz akustisch endete. Ein neuer Anlauf also, diesmal alles oder nichts.

Wer die RockTimes-Reviews hinsichtlich der Markus Rill-Alben der letzten Jahre verfolgt hat, dem wird nicht entgangen sein, dass der Rezensent ein großer Fan des süddeutschen Musikers ist. Was sich nicht ganz überraschend auch nach dem Genuss der aktuellen Scheibe "New Crop" nicht geändert hat. Zehn neue Tracks, einige davon ganz neu komponiert, einige davon bereits etwas älter (aber bisher unveröffentlicht) und zwei gecoverte Nummern werden hier präsentiert. Und das mit all der Klasse des Protagonisten, die er qualitativ seit erstaunlich langer Zeit auf einem erstaunlich hohen Level hält. Diese neuen Stücke bestechen erneut durch sehr gutes und abwechslungsreiches Songwriting, Rills ganz spezielles Feeling und Empathie für diesen Stil (Americana, Roots) und seinen emotionsgeladenen Gesang. Die Feinarbeit wurde dann von dem Multiinstrumentalisten Robert Hasleder übernommen, der den einzelnen Stücken unglaublich viele unterschiedliche Instrumente hinzugefügt hat und dabei vom Feeling immer exakt den richtigen Ton trifft.

Bei den Coversongs handelt es sich um Bob Dylans "Man In The Long Black Coat" sowie das Townes Van Zandt-Stück "Two Girls", das mit den finsteren Worten »The clouds didn’t look like cotton, they didn’t even look like clouds …« (»…Die Wolken sahen [an jenem Tag] nicht wie Wolle aus, noch nicht mal wie Wolken…«) beginnt und eine der großartigen Kurzgeschichten des Amerikaners erzählt. Markus Rill hat diese Musik verinnerlicht (und Hasleder steht ihm in nichts nach), was sich auch immer wieder in den eigenen Kompositionen spiegelt. In "Full-Grown Love" geht es um einen Mann, der sich nach vielen sprunghaften Beziehungen in seinen frühen Jahren nun nach der wahren und echten Liebe (Partnerin) sehnt, bei "Tractor" um einen Farmer, dessen Frau ihn aufgrund jahrelanger lähmender Armut verlassen hat und der nun plötzlich zu Geld und einem neuen Arbeitsgerät gekommen ist, in das er seine ganze Hoffnung für den Aufschwung und die Rückkehr seiner Liebsten legt. Sehr wahrscheinlich vergeblich, wobei Rill das Ende der Geschichte klugerweise aber offen lässt.

Auch auf "New Crop" hätte es jeder Track verdient eingehender beschrieben zu werden, aber diese Platte sollte in erster Linie angehört werden. Hoher Abwechslungsreichtum ist gegeben, hervorragende Instrumentierung und Einspielung sind gegeben und die Songs sind durchweg klasse. Es scheint, dass wenn man der nach wie vor wütenden Pandemie auch nur irgendwas Gutes abgewinnen kann, dann dass Alben (wie das gerade besprochene) und Kollaborationen wie diese (wieder) zustande kommen können. Zehn Nummern, zehn Gewinner. That’s how Markus Rill rolls!


Line-up Markus Rill:

Markus Rill (acoustic guitars, harmonica, vocals)
Robert Hasleder (6- & 12-string guitars, mandolin, mandola, octave mandolin, cittern, 5-string banjo, Dobro, Weissenborn, National resophonic, lap steel, accordion, upright bass, fretless bass, percussion, additional vocals)

Tracklist "New Crop":

  1. Full-Grown Love
  2. Tractor
  3. How I Roll
  4. Man In The Long Black Coat
  5. You & My Youth
  6. Siren Song
  7. Storm Approaching
  8. The Name Of War
  9. Two Girls
  10. The One That Got Away

Gesamtspielzeit: 35:29, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>