Du meine Güte, waren es wirklich fast dreieinhalb Jahre, seit meine Kollegin Sabine und ich das letzte Mal in der urgemütlichen Musik-Kneipe Mandy’s Lounge im saarländischen Homburg zu Gast waren? Mitunter fühlte es sich fast schon – auch der Pandemie geschuldet – wie eine halbe Ewigkeit an. Umso schöner war es dann aber, endlich wieder dort einlaufen und die sehr angenehmen Sessel bzw. Zweier-Sofas zu genießen. Selbst ein Gefühl der Erleichterung machte sich breit, dass die Lounge die finanziell sicher harten letzten Jahre überlebt hat, was man ja bei weitem nicht von allen Clubs behaupten kann. Auch hatte sich an diesem Samstagabend wieder das gleiche, sehr angenehme Publikum eingefunden. Ein Publikum, das in erster Linie wegen der Musik zugegen war und nicht, um sich selbst in Szene zu setzen oder die auf der Bühne gebrachten Songs im Zwiegespräch mit anderen tot zu quatschen. Sehr angenehm.
Musikalisch drehte sich an diesem eher kühlen und verregneten August-Wochenende alles um den hessisch-bayerischen Singer/Songwriter, dazu Americana und Roots-Rocker Markus Rill, der die RockTimes-Redaktion ja bereits mehrfach mit seinen Alben (nicht zuletzt mit der hervorragenden aktuellen Platte Everything We Wanted) und Konzerten überzeugen konnte. Mitgebracht hatte er wieder ein buntes Potpourri seines bisherigen Schaffens, was sich unter anderem in Tracks des oben genannten Albums, dazu "The One That Got Away" von seiner Zusammenarbeit mit Robert Hasleder (New Crop) oder auch dem live immer gern gespielten (und gehörten) "Walk On Water" von der ebenfalls sehr starken Scheibe Dream Anyway, deren Titeltrack übrigens der erste Song des Abends war.
Dazu streute Markus Rill auch immer wieder mal einen Cover-Song wie etwa In The Ghetto oder "The Wanderer" ein und sorgte sowohl mit witzigen, als teilweise auch selbstironischen Ansagen für einige Lacher sowie gute Laune. Nur ein Highlight für das anwesende RockTimes-Team waren dazu zwei brandneue und noch unveröffentlichte Songs, die einmal mehr die ausgeprägten kompositorischen Fähigkeiten des Musikers unter Beweis stellten. Dass Markus Rill auf der Gitarre so gut wie alles kann, ist keine Neuigkeit mehr. Und dennoch macht es immer wieder großen Spaß, die stilistisch teilweise so unterschiedlichen wie immer auch hervorragend arrangierten Stücke goutieren zu dürfen, denen der Mann gerne auch immer wieder mal mit einer Harmonika neue Klangfarben hinzu fügt. Die letzte Zugabe fand dann sozusagen unplugged, sprich mit ausgestöpselter Gitarre und ohne Mikrofon mitten im Publikum statt. Keine Frage, dass es sehr cool ist, einen Musiker auch mal so hautnah bei seiner 'Arbeit' erleben zu dürfen.
Während des Konzerts hatte der Künstler das Publikum angeregt, sich gerne auch irgendeinen Song aus seinem Backkatalog wünschen zu dürfen und tatsächlich bat ein Gast um "Jenny", eine Nummer aus Rills noch in den neunziger Jahren erschienenen Debütalbum. Klar, dass man nach so vielen Alben und Songs manchmal erst ein bisschen in sich gehen muss, aber der gute Markus ließ es sich nicht nehmen, sich den Track nach Beendigung des eigentlichen Auftritts wieder in Erinnerung zu schaffen und ihn dann direkt am Tisch des besagten Gastes zu spielen. Eine Aktion, die unbedingt für ihn, aber auch für Locations wie Mandy’s Lounge spricht, in denen so etwas überhaupt noch möglich ist. Ein sehr schöner Abend mit herrlicher Musik und einem starken Musiker also, der wie immer durch die sehr nette Bewirtung der beiden Inhaber Mandy und Michael abgerundet wurde. Gerne und hoffentlich sehr bald wieder!
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