Auf Markus Rill kann man sich verlassen. Nicht nur, dass der mittlerweile in Süddeutschland lebende Songwriter, Musiker und Sänger von internationalem Spitzenformat (wann immer es die Lage erlaubt) auf den Bühnen unterwegs ist, der Mann veröffentlicht in wirklich schöner Regelmäßigkeit auch neue Alben. Und dabei liefert er entweder solo oder mit seiner Band The Troublemakers (Maik Garthe an den unterschiedlichsten Gitarren, Chris Reiss am Bass und Leonardo von Papp am Schlagzeug) jedes um jedes Mal hohe Qualität ab. Dazu kommt, dass Rill in den letzten 25 Jahren auch internationale Kontakte geknüpft hat und dadurch stolz auf Gastbeiträge von Szene-Größen wie etwa Jan Gunderman (Sheryl Crow), Todd Thibaud, Elizabeth Lee oder die Bläser Jim Hoke und Roland Barber (u. a. Ex-Aretha Franklin, Ex-Paul McCartney, Ex-Keb' Mo', Ex-Dolly Parton) blicken kann. Und bei diesen Namen sprechen wir lediglich vom brandneuen Album "Everything We Wanted".
Und auf Markus Rill ist nicht nur quantitativ Verlass, der Gute zaubert jedes Mal auch wieder absolute Qualität auf seine Scheiben, was bei der mir nun vorliegenden – ihr werdet es erraten – auch nicht anders ist. Lediglich die Herangehensweise ändert sich jedes Mal. Der eröffnende Titeltrack kommt fast schon mit einem (im positivsten Sinne) Pop-Einschlag daher, verfügt über einen fast schon unverschämt gut ins Ohr gehenden Refrain, glänzt mit einem sehr coolen Groove und bekommt von den zwar kurzen, dafür aber umso effektiveren Slide-Einlagen Maik Garthes die Kirsche auf die Torte verpasst. Eine kleine Überraschung und dennoch ein optimaler Einstieg in eine spannende und spannungsgeladene Platte. Bei "Heart Up Yet" handelt es sich um feinsten Country Rock, perfekt gemacht, nicht glattgebügelt und genauso wenig mit zu viel 'Hau Ruck-Attacken' versehen. Nicht nur diese Nummer ist sowohl ein Stück Seele des Songwirters, als auch Balsam auf die der Hörer.
Im Prinzip hätte es jeder einzelne Titel dieser Scheibe verdient, näher auf ihn einzugehen, was dieses Review jedoch sprengen würde. Unbedingt erwähnt werden muss aber unter anderem noch der bärenstarke Rocker "Never Trust Forever", bei dem es strickt geradeaus und ohne Umschweife zur Sache geht. Klasse Gesangsmelodie und Power ohne Ende. Einer der absoluten Favoriten des Rezensenten auf dieser Scheibe. Oder "Slack", bei dem der Protagonist des Songs ein Gespräch mit dem lieben Gott führt und ihn bittet, trotz all seiner Fehler doch ein bisschen Nachsicht mit ihm zu haben. Eine freie Form der Beichte sozusagen. Herrlich! "Where I Belong" taucht tief in die USA der sechziger und siebziger Jahre ab, hervorragend unterstützt von dem Bläser-Duo Jim Hoke und Roland Barber. Eine weitere Klangfarbe, mit der Markus Rill beweist, dass er so ziemlich alles kann. Bei "Mystery Of You" dringt die Band so frech wie gekonnt sogar in Tom Waits-Terrain ein. Und um nochmal auf die Rocker zurück zu kommen, darf auch das starke "Tumblin' Dominoes" nicht unerwähnt bleiben.
Nicht nur die Songs sind eine Klasse für sich, auch die Texte haben Tiefe und erzählen spannende Geschichten von den Licht- und Schattenseiten des Lebens. Dabei ist Markus Rill weit davon entfernt, in seinen Storys eine 'Heile Welt' aufzubauen. Es geht beispielsweise um innere Unsicherheit/Unenschlossenheit ("Heart Up Yet"), Obdachlosigkeit ("Get Paid"), das auch auf früheren Platten schon aufgetauchte und nicht immer unkomplizierte Verhältnis zu seiner (mittlerweile verstorbenen) Mutter in "Always Trusted You" oder einen anderen Teil seiner eigenen Vergangenheit in "Country Town". Und mit Zeilen wie »People suck! / They mess everything up / and they don’t give a … you know what / most people suck!« macht er auch mal seinem Ärger Luft. Dies alles aber verpackt in hochqualitative Songs, die den Hörer zwar hier und da mal in melancholische Gedanken schweifen lassen, ihn aber nie runterziehen oder die Stimmung verderben.
Tja, was soll man da noch groß zusammenfassen? Auf "Everything We Wanted" (das übrigens auch auf Vinyl erhältlich ist) ist jeder einzelne Song ein Treffer. Nicht nur gibt es keinen einzigen Ausfall zu beklagen, sondern vielmehr ist es so, dass jeder der insgesamt 14 Tracks ein absoluter Gewinner ist. Wer erstmal anchecken will, dem empfehle ich den Titeltrack, dazu die bereits erwähnten "Never Trust Forever", "Where I Belong" sowie "Color Of My Heart". Ich hatte es bereits in früheren Reviews erwähnt: Hier ist internationale Spitzenklasse am Start, die sich weltweit vor keinem anderen Act verstecken muss!
Es ist schlicht und ergreifend unfassbar, dass Markus Rill bisher noch nicht die Anerkennung bekommen hat, die er eigentlich schon sehr lange, aber spätestens jetzt mit "Everything We Wanted" mehr als verdient hätte.
Line-up Markus Rill & The Troublemakers:
Markus Rill (acoustic & electric guitars, cowbell – #9, mando – #12, lead vocals)
Maik Garthe (acoustic, baritone, slide & electric guitars, Dobro, harmonica, mandolin, background vocals)
Chris Reiss (bass)
Leonardo von Papp (drums & percussion)
With:
Jen Gunderman (piano, organ)
Achim Gössl (keyboards, horn arrangement – #8)
Elizabeth Lee (harmony & background vocals)
Todd Thibaud (additional vocals – #2)
Camille Bloom (harmony & background vocals – #1,3,7,11)
Robert Overbeck (background vocals)
Jim Hoke (tenor & baritone saxophone)
Roland Barber (trumpet, trombone)
Tracklist "Everything We Wanted":
- Everything We Wanted
- Heart Up Yet
- Hope Waits
- Never Trust Forever
- Slack
- Get Paid
- Always Trusted You
- Where I Belong
- Tumblin' Dominoes
- Color Of My Heart
- The Mystery Of You
- Country Town
- Flesh & Blood & Bone
- Monochrome
Gesamtspielzeit: 53:36, Erscheinungsjahr: 2022
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