«

»

Mars Mushrooms / "Milk" – Digital-Review

Mars Mushrooms / “Milk“ – Digital-Review

Diese mistige Pandemie, möchte man laut hinausschreien; da kommt eine neue Scheibe der deutschen Jam-Rocker Mars Mushrooms und die Jungs können nicht damit touren, wobei doch gerade dieses musikalische Genre nach Live-spielen schreit.

Ok, das neue Album soll voraussichtlich im Juni veröffentlicht werden und bis dahin könnte … Es könnte aber auch wieder ganz anders kommen. Momentan weiß ja keiner so richtig Bescheid und wir werden wohl abwarten müssen. Nicht warten müssen wir auf den neuen Output, denn digital steht ""Milk"" bereits via Bandcamp zur Verfügung. Und diese Platte sorgt für ein paar Premieren.

So wird ""Milk"" die erste Vinylscheibe der Mars Mushrooms sein, was ich klasse finde, denn Jam Rock plus Vinyl ist eine starke Paarung. Zum anderen ist "Science" mit seinen 18 Minuten der bis dato längste veröffentlichte Track der mittlerweile seit 23 Jahren bestehenden Band aus Süddeutschland. Und da der neue Rundling nicht einfach nur Milk heißt, sondern auch die Anführungszeichen im Namen trägt, wir wiederum die Namen von Alben und Tracks in diese Gänsefüßchen setzen, ist ""Milk"" die erste Scheibe in RockTimes, die mit vier " geschrieben wird.

Gitarrenspiel und Rhythmus des ersten Stückes assoziieren ab er ersten Sekunde eine Nähe zu den Meistern aus Los Angeles. Allerdings haben die 'Pilze vom Mars' auch ein Didgeridoo im Bestand, und so brabbelt es immer wieder schön die tiefen Töne in den Jam. Gitarre und Keyboard schaukeln sich gegenseitig in Trance. Passend dazu bereiten Schlagzeug und Tieftöner den Tie ’n' Dye-gefärbten Untergrund. Ähnlich agierten die Mannen um Jerry auf vielen Stücken..

Das zweite Stück der ersten Vinylseite beginnt mit einer schönen Vokalpassage und bricht dann kurz aus in einen fast jazzigen Drive, um alsbald wieder in wunderschön ruhiges Jam-Fahrwasser zu segeln. Die Gitarre begeistert Herz und Seele und auch das Didgeridoo hat neben den süßlichen Keys etwas zu sagen. Unverkennbar dominiert das Genre Jam Rock, aber wer psychedelisches Kraut ausmacht, liegt auch richtig. Die fünf Musiker hypnotisieren den Hörer mit sich steigernden Tunes, lassen immer wieder Raum, um der Gitarre die Zügel zu lockern. Gegen Ende des Zehnminüters kommen die Jungs wieder zurück zu den ruhigen Vokals. Ein starkes Stück.

Die zweite Seite der Langspielplatte beherberg ’nur' einen Track: "Science". Mit achtzehn Minuten wie bereits erwähnt das längste veröffentliche Stück der Band. Und auf dieser Nummer darf das australische Blasinstrument gleich zu Beginn seinen Duft verströmen. Rhythmisch sind wir nun näher bei Phish. Bassgitarre und Schlagzeug spielen hörbar präsenter, bzw. haben ihre eigenen Momente. Das Songwriting ist nun ferner so ausgelegt, dass man viele Breaks und Tempiwechsel unterbringen kann.  Achtzehn Minuten ist eine Hausnummer und die will gut gesetzt sein. Man nimmt sich die Zeit, um verschiedene Passagen zu präsentieren und jedem Instrument Raum zu geben.

Improvisationen legen sich über treibenden Rhythmus, den gerade das Schlagzeug gekonnt in die Minuten trommelt. Flirrende Keys, begleitende Basslinien und immer wieder die Gitarre – mal klar und sphärisch, mal wild und extatisch –  bieten dem Hörer eine tolle Fahrt, die nach etwa dreizehn Minuten wieder bei Phish angelangt ist und Sekunden später mit hartem Pianospiel eine Art Zäsur einleitet. Und es kommt noch besser, denn  nun haben die beiden Gastmusiker Ilya und Schalli ihren Einsatz. Die beiden, ansonsten in ihrer Band Kellerkommando tätig, bringen per Posaune und Trompete eine neue Komponente ins Spiel. Ihrem sich steigernden Gebläse passen sich die Mushrooms an und steigern ihrerseits den Drive. Auch Michael erhebt nun die Stimme und schreit höchst melodisch den Tracknamen in den Orbit. Die Gitarre beginn zu solieren und leitet, bläserbegleitet, wieder hin zum Phish-Rhythmus, in den nun auch das Didgeridoo seine letzten Töne haucht. Stark dieses Stück, dass auch zeigt, das Jam Rock nicht dogmatisch gespielt werden muss. Aber das kennen wir ja auch von unseren Freunden Schluff Jull, die permanent mit Bläseren unterwegs sind,

Jetzt hätte ich doch fast eine weitere Besonderheit, die dieses Album umgibt, vergessen. Es wurde nämlich live aufgenommen; ohne Publikum natürlich und zwar im weißen Roß in Immeldorf. Der Feinschliff erfolgte dann in den Nürnberger SkySoundStudios.

Tja, es sind nur drei Stücke auf der LP, aber was für welche …


Line-up Mars Mushrooms:

Michael Schmidt (Gitarre, Gesang)
Lars Weißbach (Keys)
Thomas Kupser (Didgeridoo)
Christof Stellwag (Schlagzeug)
Christoph Hoffmann (Bass, Gesang)

Sowie
Stefan Schalanda (Trompete – #Seite B)
Ilya Khenkin (Posaune – #Seite B)

Tracklist '"'Milk"":

Seite A:

  1. Egg Roll (8:46)
  2. Robert Downey Jr. (10:06)

Seite B:

  1. Science (18:05)

Gesamtspielzeit:36:57, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
Über mich
Meine Seite im Archiv
News
Mail: ulli(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>