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Martin Engelien / 20 Anniversary Go Music – Live @ Okie Dokie – CD-Review

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Zwanzig Jahre Go Music. RockTimes gratuliert ganz herzlich zu diesem wohl ungewöhnlichen Jubiläum, denn schließlich ist die Go Music eine monatliche Konzerttour mit immer wieder wechselnden Künstlern und Besetzungen. Zwanzig Jahre ist in einer Zahl ausgedrückter Erfolg eines Projekts, das es in dieser Weise wohl kaum in Deutschland gibt.
Da kann dem Organisator Martin Engelien an dieser Stelle ein Dank ausgesprochen werden. Die Go Music hatte und hat Erfolg, weil man bedeutende Künstler quasi hautnah erleben kann.

Dieser Geburtstag wurde gefeiert. Martin Engelien feierte zusammen mit acht Musiker/Musikerinnen auf der Bühne und zahllose Leute waren als Partygäste im Zuschauerraum des Okie Dokie in Neuss.
In wechselnder Besetzung, mit dem Mann am Bassist als unverrückbare Größe, gibt es auf dem Doppeldecker "20 Anniversary Go Music – Live @ Okie Dokie" fünfzehn Songs in fast zwei Stunden Gesamtspielzeit.

Die Auswahl der Lieder ist wie eine Zeitreise durch die Rock-Musik. Natürlich tragen die Nummern bei der Go Music immer den Stempel der Individualität, den Fingerabdruck der jeweils beteiligten Künstlern.
Den Anfang der Jubiläums-Meile macht Svenja Schmidt mit ihrer unvergleichlich-souligen Stimme in "The Way You Make Me Feel", einem Stück von Michael Jackson. In der Improvisation geben der kreative Saxofonist Christian Felke sowie Glen Turner mit seinen bluesigen Ideen den Kick zum Feiern. Für J.J. Cales "Call Me The Breeze" kommt es zu einem personellen Wechsel an der schwarzen und weißen Tasten. Bo Heart ist mit von der Partie und weil es so schön war, servieren uns Christian Felke, der jazzige Tastenmann sowie Glen Turner, der hier auch die Lead Vocals übernimmt, abermals wunderschöne Ausflüge in die persönlich-kreative Welt dieser Musiker. Alleine diese beiden Nummern sind die Eintrittskarte zu einem Live-Erlebnis der besonderen Art.

Dann mischt der Saiten-Hexer Dennis Hormes mit. "Hold On" stammt von seinem Debütalbum "Live", noch unter dem Namen The Dennis Hormes Blues Band. Nach der relativ entspannten J.J. Cale-Nummer heißt es nun anschnallen, denn was der Gitarrist auf den sechs Saiten seines Arbeitsgerätes zaubert, ist heavy Blues Rock der Auslese-Qualität. Hammer! Highlight!
Relaxter, aber nicht minder intensiv geht es über "Best Of Both Worlds" mit Bo Heart-Gesang und verspielten Tasten-Variationen sowie einem extrovertierten Glen Turner hin zu einem klasse-funkigen "A Long Time" und den folgenden drei Tracks, bei denen Dennis Hormes die E-Gitarre fest im Griff hat. Zu zurückhaltendem Groove fährt Bo Heart im zuletzt genannten Track das ganz große Besteck der Ideen auf und es folgen fast zehn Minuten "Right Or Wrong". Shanai hat das Mikrofon übernommen und was jetzt gesanglich geboten wird, sind ungeschminkt-vertiefte Emotionen der Extraklasse. Zum Niederknien ist hier der so herrlich entspannte Teil des Stücks, in dem Dennis Hormes das gesamte Fretboard zu seiner Spielwiese macht. Mit dem Okie Dokie-Publikums-Chor geht es dann in den letzten Uptempo-Minuten. Klasse!

"In The Air Tonight" ist dann der zeitgreifende und Raum erfüllende Abschluss der ersten Scheibe. Herrliche Pianoklänge erzeugen Gänsehaut. Bei elfeinhalb Minuten Spielzeit darf man gespannt sein, was darin so alles passiert. Bo Heart versetzt einen mit seinem Tasten-Überraschungen in eine nächtliche Lounge und Dennis Hormes hat die Dynamik im Gepäck. Er lässt sinnbildlichen die Straßenlaternen an einem vorbei fliegen. Toll! Donnernder Beifall ist die Folge.

Hatten wir überhaupt schon ein Solo des Go Music-Organisators Martin Engelien? Bei der zweiten CD muss man gar nicht lange warten, denn in "Jungle Drum" sind Schlagzeuger Berni Bovens, Pitti Hecht (Percussion) und der Tiefton-Spezailist vom Niederrhein im Spotlight des Interesses. Rhythmisches vom Schlagzeug, diversen Handtrommeln und vier dicken Saiten kommt immer an. So ist es auch hier … das Publikum steigt mit rhythmischem Klatschen ein.
Für über neun Minuten wird es dann besinnlich. Glen Turner und Saxofonist Christian Felke machen den Stephen Stills-Klassiker "Love The One You’re With" auch mit tollen Backing Vocals zu einem weiteren Höhepunkt und die reihen sich wie Perlen an einer Kette bis zum Schluss aneinander. In der Jimi Hendrix-Ballade "Little Wing" dreht Dennis Hormes voll auf.
Wer meint, U2s "I Still Haven’t Found What I’m Looking For" schon oft genug erlebt zu haben, hat die Go Music-Version, unter anderem als Country-Lied, noch nicht gehört. Wie sich die Stimmung der Songs durch die beteiligten Musiker verändert, kann man gleich danach erleben. Für "One" tauscht Bo Heart mit Svenja Schmidt das Mikro. In seinem verspielten Intro befreit Glen Turner das Stück von seinem selbstausgesuchten Geschenkpapier und nur von der Gitarre begleitet sorgt Svenja Schmidt abermals für Gänsehaut.
"Mercy" wird zum Festival der Feierlichkeiten, denn hier sind alle Musiker/Musikerinnen aktiv auf der Bühne. Hammer! Kontrast: Es wird richtig besinnlich. Glen Turner widmet sich mit Hihgabe und dezenter Begleitung "Imagine" von John Lennon. Die Muskeln an den Haarwurzeln geben alles, um eine letzte, dicke Gänsehaut zu erzeugen.

Bei dieser geballten Ladung an hochklassiger Musik fällten einem das Bild einer Matroschka ein. Hat man die erste Puppe gesehen, kennt man noch lange nicht das Gesicht der weiteren Figürchen. Aber eines steht bei der Go Music fest: Alle haben ein Lächeln auf dem Gesicht. "20 Anniversary Go Music – Live @ Okie Dokie" ist ein riesiges Stück aus dem Go Music-Kuchen und zeigt in allen Belangen, was Martin Engelien damals, 1996, mit diesen Konzerten beabsichtigte. Dieser Doppeldecker ist ein Volltreffen.


Line-up Martin Engelien:

Martin Engelien (bass, vocals)
Svenja Schmidt (vocals, Rhodes)
Shanai (vocals)
Glen Turner (vocals, guitar)
Dennis Hormes (vocals, guitar)
Bo Heart (vocals, keaboards)
Christian Felke (saxophone, vocals)
Pitti Hecht (percussion)
Berni Bovens (drums)

Tracklist "20 Anniversary Go Music – Live @ Okie Dokie":

  1. The Way You Make Me Feel (7:26)
  2. Call Me The Breeze (6:47)
  3. Hold On (6:03)
  4. Best Of Both Worlds (7:09)
  5. A Long Time (8:02)
  6. Right Or Wrong (9:47)
  7. All Or Nothing (3:57)
  8. In The Air Tonight (11:33)

  1. Jungle Drum (8:19)
  2. Love The One You’re With (9:40)
  3. Little Wing (6:23)
  4. I Still Haven’t Found What I’m Looking For (7:39)
  5. One (8:49)
  6. Mercy (9:00)
  7. Imagine (6:15)

Gesamtspielzeit: 60:47 (CD 1), 55:58 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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