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Martin Engeliens Go Music – Konzertbericht, 04.02.2017, Tanzpalast Bresserberg, Kleve

Es war was los im traditionsträchtigen Tanzpalast Bresserberg in Kleve. Draußen schluddelig-kalt, gab es in der bereits karnevalistisch dekorierten Location wesentlich angenehmere Temperaturen, die sich während der über zwei Stunden Konzert noch erhöhen sollten.
Neben dem Go Music-Gründer und Organisator der mittlerweile zwanzig Jahre andauernden Konzertreise, Martin Engelien sorgten auf der Bühne Sängerin Jutta Weinhold, Gitarrist Benni Bilgeri und Schlagzeuger Berni Bovens für extrem unterhaltsame Momente.
Jutta Weinholds Visitenkarten ist randvoll und es würde schon den Rahmen dieser Berichterstattung sprengen, alle Stationen zu nennen, aber Udo Lindenberg, Zed Yago, Velvet Viper, Gottfried Böttger und Akustik Randale seien hier erwähnt.
Benni Bilgeris Liste von Aktivitäten ist ähnlich lang. Dazu gehören Billy Cobham, Tom Waits, Katharina And The Waves, Chris Thompson oder Zucchero und viel andere mehr.
Berni Bovens bringt man unter anderem mit Namen wie Die Fantastischen Vier, Toots Tielemans, Umberto Tozzi oder Lee Towers in Verbindung.

Martin Engelien (bass)

Martin Engelien (bass)

Das Quartett hatte für die Februarausgabe viele Songs aus den Sechziger- und Siebzigerjahren ins Drehbuch der Go Music geschrieben und während des Gigs wurde die Veranstaltungsstätte auch ihrem Namen Tanzpalast gerecht.
Was hatte man nicht für herrliche Lieder aus der großen Kiste der Rockgeschichte hervorgeholt und dem zahlreich erschienen Publikum in verzauberten Go Music-Versionen kredenzt. Zunächst sollte es mit dem »musikalischen Freischwimmer«, wie Martin Engelien den instrumentalen Opener "Grateful" nannte, schon in die Vollen gehen. Besonders mit Benni Bilgeri an der Gitarre katapultierte den Track ohne Umschweife direkt ins Terrain des Rock. Aber der Mann vom Bodensee konnte auch ganz anders, als er in seinem Vorstellungs-Solo ein meditatives Intermezzo, von dezentem Bass und Drums getragen, einschob. Feine Klangspielereien entwickelten sich in der Folge zu einer expressiv-extrovertierten Phase einer wohltemperierten Härte. Klasse!
Berni Bovens sorgte mit einem akzentuierten Schlagzeugsolo für Szenenapplaus und Martin Engelien brillierte durch wunderschön fließende Bassläufe. Irgendwie schaut man schon einmal auf das Zeiteisen und "Grateful" zeigte mit gut siebzehn Minuten bereits eine beträchtliche Summe an Improvitation.
Mit Jutta Weinhold ging es dann in die Tiefen der Rockgeschichte. Kaum hatte man es sich im Tanzpalast gemütlich gemacht, schon sollte man wieder raus? Nein, natürlich nicht, aber gewiss wenn es nach dem angekündigten Song "We’ve Gotta Get Out Of This Place" gegangen wäre. Die Frontfrau beeindruckte durch ihre rauchige Rockröhre und auch ihr T-Shirt-Aufdruck 'Make Love Not War' passte bestens zum roten Faden des Auftritts. Jutta Weinhold war präsent, nahm mit einem ersten Spaziergang vor der Bühne stante pede Kontakt zum Publikum auf und auf der Bühne hatte Benni Bilgberi in seinem Überflieger-Solo die Rock-Lederhosen an.
Dann hieß es faulenzen … "Lazy Sunday Afternoon" von The Small Faces war der Grundstein für Tanz auf dem Parkett und musikalische Freiheiten auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Träge war das Solo des Gitarristen allerdings gar nicht. Geprägt von einem Alleingang der Akkorde in Akkord-Manier ließ Benni Bilgeri quasi die Saiten glühen wie in einem Schmelztiegel der Fantasien. Hammer, dieser »Bad Boy vom Bodensee«, wie Martin Engelien den Gitarristen, wohl auch wegen des Bad Boy-Albums, nannte.

Jutta Weinhold (vocals)

Jutta Weinhold (vocals)

Oh, wie herrlich klang die Stimme von Jutta Weinhold, als man Lou Reeds "Take A Walk On The Wild Side" im völlig entspannten Modus zelebrierte. Berni Bovens aktivierte dafür die Jazzbesen und Benni Bilgeri nahm in seinem Solo ein Bad im Wellness-Becken der Emotionen.
Ein geslapptes Martin Engelien-Solo, infizierender Groove und herrliche Drums-Bass-Interaktionen, großzügig gespendet an die Klever Menschenskind, waren Schlüsselereignisse im Spencer Davis Group-Klassiker "I’m A Man". Eingeleitet von verspielt-sphärischen Tiefton-Grundlagen, bei den auch ein Benni Bilgeri dezent mit einstieg, waren der sehr gelungene Türöffner zum "Hotel California" The Eagles, deren Hit die Go Music einmal nach Jamaika und zurück schickte, um diese Nummer im wiegenden Reggae zu servieren. Wunderbar!
"Ruby Tuesday" war ein Hit für Melanie. Die Go Music ehrte die Künstlerin, die Anfang Februar 2017 siebzig Jahre alt wurde, mit "What Have They Done To My Song Ma". Mit einem locker-leichten Boogie am Anfang, einem klasse Berni Bovens-Drum- und Martin Engelien-Wah Wah-Pedal-Bass-Solo war dieses Stück insofern auch ein Highlight, weil Jutta Weinhold eine Frau aus dem Publikum ins Mikrofon singen ließ. Schließlich endete die Würdigung in einem Speed-Rock-Finale.
"All Along The Watchtower" erzeugte Gänsehaut, zumal Jutta Weinhold sehr authentisch und a cappella sang. Toll! Die 'Treppe zum Himmel' war himmlisch, gigantisch, zum Niederknien. Mit einem langen Gitarre-Gesang-Intro führte man das Publikum zum Led Zeppelin-Hit und bei "Come Together" hatte die Go Music-Combo den musikalischen Tank aber so etwas von randvoll mit Rock-Sprit gefüllt, dass es bei den Beatles damals für drei Kompositionen gereicht hätte. Einer ging noch … von Led Zeppelin … der Bresserberg bebte beim "Immigrant Song" und bei Uriah Heeps "Lady In Black" waren dann nicht die »Dancing Queens« sondern der Klever Publikums-Chor dran. Mit der Frontfrau quasi als Dirigentin vor den Zuschauern, verabschiedeten sich die Herren rhythmisch klatschend hinter ihr von der Bühne und es gab ein gänsehäutiges a cappella-Finale. Großartig!
Bei der Zugabe wurde es letztmalig sehr intensiv-emotional, denn mit dem Song "The Rose" aus dem Film "The Rose", der sich mit dem Leben von Janis Joplin beschäftig, war Jutta Weinhold ganz nah bei ihrem Vorbild. Dieses Stück war die Andacht zum Sonntag. Vorher gab es eine riesen Party im Tanzpalast Bresserberg und Musikgeschichte mit individuellen Stempeln versehen.
Bei der Go Music im März werden Joerg Dudys, Gil Edwards und Tim Ole Hoff mit Martin Engelien die Bühne teilen.
Wir bedanken uns bei Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.

Line-up Martin Engeliens Go Music:

Martin Engelien (bass, backing vocals)
Jutta Weinhold (vocals)
Benni Bilgeri (guitar)
Berni Bovens (drums)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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