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Martin Engeliens Go Music, Konzertbericht, 05.10.2016, The Whistle, Kempen

Die monatlich stattfindende Go Music-Konzertreise geht nun mittlerweile ins einundzwanzigste Jahr seit ihrer Gründung. Auch diese Ausgabe hatte keine Anzeichen von Müdigkeit. Im Gegenteil, die Go Music ist immer noch sehr angesagt und wohl für jeden Künstler, der daran teilnimmt eine Quelle der Selbstverwirklichung wie man sie wohl nur bei diesen Konzerten erleben darf, denn es gibt kaum einen anderen Ort als bei der Go Music, wo der Begriff musikalischer Freiraum so groß geschrieben wird.
Das Line-up der Oktober-2016-Ausgabe hatte es in sich. Der aus New Orleans stammende Sänger und Gitarrist Chuck Plaisance war der Frontmann des Quartetts. Dirk Edelhoff spielte die elektrische Gitarre. Thomas Lieven schwenkte die Drumsticks und der Go Music-Organisator Martin Engelien war für die tiefen Töne zuständig.
Der mittlerweile seit geraumer Zeit in Deutschland lebende Chuck Plaisance hat unter anderem Michael Jackson, Gary Wright, Alice Cooper, John Lee Hooker oder Santana auf seiner Visitenkarte stehen. Achtzehn Jahre unterrichtete er am Musicians Institute in L.A. Classical Rock und Blues-Gesang.
Der Schwerter Dirk Edelhoff steht in Verbindung mit Chris Kramer und er hat eine Gitarrenschule. Er war als Dozent am Münchner Gitarren Institut in Köln tätig und spielte in einer verdammt langen Liste von Bands. Thomas Lieven trommelte für Brings, BigBand der Bundeswehr, Kid Rock oder Stefan Raab. Seit »2009 ist er Dozent für Drum Set an der Robert-Schumann Hochschule für Musik in Düsseldorf.«

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Martin Engelien kreativ

Ein Dank ist manchmal wichtiger als eine Bitte. Der instrumentale Opener dieser Konzertreihe trägt den Titel "Grateful". Diese Komposition präsentierte sich in den Händen von Martin Engelien, Dirk Edelhoff sowie Thomas Lieven als Rock-Nummer mit einer ungemein eingängigen Melodie. Man setzte ein Break hin zu sanfteren Tönen und Rhythmen. Das Solo des Gitarristen war eine herrliche Mischung aus jazzigen Licks und einer rockigen Fretboard-Fahrt. Thomas Lieven bot ein Drumsolo mit richtig viel Bums und Double-Bass-Attacken. Martin Engelien kreierte wunderschöne Fantasien aus der Tiefton-Sohle.
Dann enterte Chuck Plaisance die Bühne und machte das Quartett der Oktober-Go Music komplett. Mit "Freebird" und dem später noch folgenden "Sweet Home Alabama" waren die Southern-Rocker Lynyrd Skynyrd gleich zweimal bei diesem Gig vertreten. Beim erstgenannten Track hob Dirk Edekhoff schon in höhere Regionen ab. So etwas wie eine Prämiere hatte das T. Rex-Stück "Get It On". Mit einem energetischen Slapping-Solo förderte der Bass-Mann den Funk aus dem Bergwerksstollen der Individualität. Klasse!
Bill Withers' "Ain’t No Sunshine" hatte eine originäre Go Music-Ausstrahlung und Martin Engeliens butterweiches Solo mündete in ein temporeiches Zwiegespräch zwischen ihm und Thomas Lieven. Mit dem souligen Gesang von Chuck Plaisance schwebte das Stück wie auf einer Daumenfeder. Man bettete die Komposition quasi auf einem Kissen der Leichtigkeit. Wow, dann war Boogie-Time angesagt. Für diesen infizierenden Stil hatte man sich ZZ Tops "La Grande" ausgesucht. Nicht nur diese Nummer brachte Bewegung ins begeisterte Publikum. Mit "Sunshine Of Your Love" entließ die Combo die Zuschauer in die Pause. Sechs Songs in über sechzig Minuten waren wieder einmal ein Beleg für die Improvisationsfreude der Go Music.

Chuck Plaisance New Orleans

Chuck Plaisance New Orleans-Feeling

Im zweiten Teil des Gigs hielt man die Faszination weiterhin auf einem hohen Niveau. Bei Johnny Cashs "Ring Of Fire" bildete das Quartett eine perfekte Verbindung nach Nashville. Thomas Lieven setzte mit Jazzbesen und Schellenstab besondere Akzente. Dirk Edelhoff spielte sein Solo mit viel Twang und trug, natürlich nur virtuell, einen Cowboy-Hut. In einem zweiten Alleingang gab er seinem Arbeitsgerät die Sporen. Klischees passen manchmal perfekt.
Zum nächsten Track servierte Martin Engelien ein psychedelisches Solo-Intro bei dem er die dicken Saiten unter anderem mit der Handkante bearbeitete. Höchst interessant zu beobachten, wie solche Klänge in Verbindung mit dem Wah Wah-Pedal erzeugt wurden. Danach nahm der Zug von Null auf Hundert Fahrt auf und "Locomitive Breath" von Jethro Tull wurde zu einem echten Fest der Sinne. Bereits erwähntes "Sweet Home Alabama" war das Spielfeld von Dirk Edelhoff, der in seinem Solo ein Kaleidoskop von Tönen gestaltete. Hammer!
In Billy Idols "White Wedding" standen sozusagen Thomas Lieven und der Sechssaiter-Zauberer vor dem musikalischen Traualtar, wobei das 'Ja'-Wort eine gefühlte Ewigkeit dauerte. Toll! Bei "Locomotive Breath" war es Martin Engelien, der den Track im Intro kunstvoll verpackte. Kaum zu glauben, aber wahr … Mit einer fantastischen Jazz-Einleitung von Dirk Edelhoff wurde einem erst durch die von Martin Engelien gezupfte typische Tonfolge gewahr, dass Golden Earrings "Radar Love" für die nächsten Minuten für beste Unterhaltung sorgen sollte.
Chuck Plaisance stammt ja aus New Orleans und die Vielfalt dieser Musik-Metropole hatte der Sänger auf seinen Stimmbändern. Wenn man es nicht selbst miterlebt hätte, würde kaum jemand glauben, mit welcher inneren Hingabe er "House Of The Rising Sun" sang. Hammer! Die Nummer entwickelte sich zu einem hinlangenden Rocksong mit einem relaxt vorgetragenen Ende. Dieses Stück sollte auch der letzte Song sein. Aber das Publikum forderte eine Zugabe und bekam sie auch. Die Pink Floyd-Hymne "Wish You Were Here" bildete den grandiosen Abschluss eines Go Music-Konzerts, das wieder einmal alle Facetten der handgemachten Live-Musik widerspiegelte. Um auf den Opener zurückzukommen: Danke!

Wir bedanken uns bei Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.

Line-up:

Martin Engelien (bass, backing vocals)
Chuck Plaisance (vocals, 12-string acoustic guitar)
Dirk Edelhoff (electric guitar)
Thomas Lieven (drums)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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