Anfang Januar 2019 prägte wieder einmal das Wetter die Nachrichten in der Republik. Schneechaos im Süden Deutschlands, Hochwasser im Norden und kräftiger bis stürmischer Wind mit viel Regen in den Regionen rund um den Niederrhein.
Aus musikalischer Sicht dürfte man für die erste Go Music-Session des Jahres so einige Begriffe übertragen.
Der Organisator Martin Engelien hatte wieder einmal ein beeindruckendes Line-up für diese Konzertreise auf die Beine gestellt.
Die Sängerin Jeannette Marchewka bringt man mit ihrer eigenen Gruppe Jeannette Marchewka Band, Almanac, Lingua Mortis Orchestra oder Still Collins in Verbindung.
Jürgen Scholz ist unter anderem Gitarrist bei Klaus Lage.
Weitere Kontakte führen zu Jule Neigel, Udo Lindenberg, Cultured Pearls, der Liedermacherin Regy Clasen, Gleis 8, Lotto King Karl oder Orange Blue. Außerdem spielt er Gitarre im Abba-Musical "Mamma Mia".
Bene Neuner ist der Schlagzeuger von Glasperlenspiel. Auf seiner Visitenkarten stehen unter anderem noch Amanda Somerville, Menschenskinder, Claudia Koreck, Das Bo oder Olly Murs.
Ein besseres Motto hätte man sich für die Januar-Konzerte 2019 nicht wünschen können: »[…] Mit Vollgas ins neue Jahr! […]«
Ebenfalls wurde angekündigt: »[…] Tolle Songs gepaart mit zirzensischen Solodarbietungen. […]«
Ein verführerischer Bass-Einstieg, herrlich verziert von einem Gleiten in Wah Wah-psychedelische Traumwelten, ließ schon zu Beginn der Session aufhorchen. Der Wechsel zum Rock-Groove gestaltete sich prächtig und die Runde der Vorstellungs-Soli begann beim auf die rockige Pauke hauenden Axeslinger Jürgen Scholz. Bene Neuner verwöhnte die Zuschauer mit einem von Hand getrommelten Intro und begeisterte durch tollen Bass-Drum-Groove sowie klasse Tempi-Wechsel. Martin Engelien intensivierte seine Wah Wah-Aktion hin zum Funk, wobei er dann auch noch ein furioses Slapping hinlegte. Der instrumentale Opener "The Roots" verfügte über viel rockende Beweglichkeit und Fantasie.
Nach "The Roots" folgte Alice Mertons "No Roots" und Jeannette Marchewka, die mit ihrer Bühnenpräsenz sowie beeindruckender Stimme Bewegung ins Publikum brachte.
Das balladeske "Stop" trug die Frontfrau auf samtenen Gesangs-Flügeln und mit einer feinen Jürgen Scholz-Sound-Spielerei fielen himmlische Geigentöne aus dem Firmament.
Für "Missing You" übernahm der Gitarrist die Lead Vocals und wenn man der Meinung war, dass dieses Lied straight durchgespielt werden würde, dann hatte man die Rechnung ohne Jürgen Scholz gemacht. Er haute dann doch noch ein vortreffliches Solo raus und obendrauf kamen die Anwesenden hier und an weiteren Stellen des Auftritts als The Whistle-Publikums-Chor zum Zug.
Verschärfte Stimmung kam auf, als "Movin' On Up" an der Reihe war. Doppelter Wah Wah-Pedal-Einsatz der Funk-Master Martin Engelien, der die Handkante über die dicken Saiten gleiten ließ, sowie Jürgen Scholz prägte das Stück. Live-Musik konnte doch so reizvoll sein, wobei eine Gänsehaut nach der anderen folgte. In "Change The World" verschmolzen Ballade, Blues und Jeannette Marchewkas Soul auf den Stimmbändern zu einer faszinierenden Einheit.
Einerseits sorgte das Quartett für heftiges Schneegestöber und andererseits setzte man die weiße Pracht während der ruhigeren Momente des Gigs in ein glänzendes Licht.
Jürgen Scholz kreierte karibische Stimmung und servierte dazu ein tolles Solo. Den Faden nahm Bene Neuner auf und so hätte man Lionel Richies Song "All Night Long" entsprechend lange hören können.
Förmlich zum Abheben brachte das Quartett die Anwesenden bei "I Was Made For Lovin' You" von Kiss. Der Gitarrist hatte bei seinem Solo in den höchsten Tönen seine Finger im Spiel. Wenn es möglich gewesen wäre, die musikalische Energie in Licht umzuwandeln, dann hätten die Saiten, Felle und das Gesangsmikrofon sozusagen glühen müssen.
Gesanglich qualifiziert hatte Jürgen Scholz bei "It’s A Beautiful Day" den Groove und bevor man sich im Rock’n’Roll wiederfand, setzten sich der Bassist sowie Gitarrist in einer gelungenen Saiten-Konversation auseinander. Klasse!
Diese fand gemeinsam mit Bene Neuner und dem Tiefton-Spezialisten in Bonnie Raitts "Something To Talk About" seine Fortsetzung. Dafür begab sich Jürgen Scholz in die Rolle des Bottleneck-Sliders.
In ruhiger Atmosphäre entließ diese Go Music-Besetzung die Zuhörer in die kühle Nacht. Individuelle Variationen verzierten "Time After Time" von Cyndi Lauper & Rob Hyman (The Hooters). Super!
Nein, nein, so ganz war das Publikum nicht damit einverstanden, den letzten Song gehört zu haben. Der laute Beifall forderte eine Zugabe. Dafür griff das Quartett ganz tief in die riesige Kiste der Musikgeschichte und beförderte einen Klassiker nach oben, der Mitte der Sechzigerjahre komponiert wurde. In den Händen dieser Go Music-Besetzung schraubte man bei "Knock On Wood" ein letztes Mal an der Stimmungsschraube. Die Nummer endete dann in einem furiosen Finale.
Nicht nur die Lockerheit der vier Akteure war ein Garant für den »unvorherhörbaren« Genuss von ausgewählten Songs, deren Genres an ganz unterschiedlichen Stellen verortet wurden.
Fünfzehn Termine umfasst die Go Music-Konzertreise im Februar 2019. Gemeinsam mit Martin Engelien werden die aus Argentinien stammende Vanesa Harbek (vocals, guitar, trumpet), Keyboarder Thomas Hufschmidt sowie Schlagzeuger Dirk Sengotta (Rufus Thomas, Percy Sledge, Fred Wesley, Henrik Freischlader, Scorpions) unterwegs sein.
Wir bedanken uns bei Martin Engelien für den Platz auf der Gästeliste.
Martin Engeliens Go Music im Januar 2019:
Martin Engelien (bass)
Jeannette Marchewka (lead vocals, backing vocals)
Jürgen Scholz (guitar, slide-guitar, lead vocals, backing vocals)
Bene Neuner (drums)
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