Go Music 2018: Klappe – die erste. Na ja, wenn man die Termie der Januar-Tour genauer betrachtet, war der Auftritt im Buena Ressa Music Club nicht der erste Gig.
Neben dem Organisator Martin Engelien war noch Gitarrist/Sänger Bobby Stöcker, Keyboarder/Sänger Kai Weiner sowie Schlagzeuger Bene Neuner mit von der Partie.
Beim letztgenannten Musiker muss man schon viel Glück haben, um Lücken in seinem Terminkalender zu finden, denn als Live-Schlagzeuger der Band Glasperlenspiel ist er ziemlich ausgebucht. Weitere Drum-Aktivitäten findet man bei Claudia Koreck, Dennis Hormes oder Jürgen Dahmen (Trance Groove, Grand Jam).
Wenn Bobby Stöcker seine Visitenkarte zückt, dann liest man unter anderem Namen wie Bobby Kimball oder in der Rolle als Songschreiber bei Melanie Thornton (Album: "Ready To Fly"). In seiner Vita wird Marcus Deml als »[…] Mentor und einziger Gitarrenlehrer […]« genannt. Mitte der Neunzigerjahre spielte er bei dem Musical "Tommy" von The Who den »[…] Part der Gitarre 1. […]« Bobby Stöcker hat ein eigenes Tonstudio in Frankfurt am Main.
Kai Weiner ist musikalisch vielseitig aufgestellt. Genres wie Funk, Surf, HipHop oder Blues sind seine Leidenschaft. Er studierte Klavier an der Folkwang Universität der Künste, Orgel an der Musikhochschule Enschede und »[…] belegte beim Wuppertaler Jazzkontest den ersten Platz. […]«
Die Ingredienzien der Go Music-Longdrinks waren unter anderem "Something Got Me Started" (Simply Red), "Run To You" (Bryan Adams), Lionel Richies "Easy", "Crocodile Rock" von Elton John, "Hard To Handle" (Otis Redding), "No Woman, No Cry" (Bob Marley), "Get Down On It" (Kool & The Gang), Pink Floyds "Wish You Were Here" oder "Rock DJ" von Robbie Williams. Eine wahrlich fast schon schwindelerregende Mischung, die da serviert wurde.
Der instrumentale Opener "Courage" setzte bereits zeitliche Maßstäbe, denn dieses Glas war erst nach zirka fünfundzwanzig Minuten geleert. Sphärisch-dicht, unterlegt mit einem Wah Wah-Pedal-Einsatz von Bobby Stöcker kam das erste Stück ungemein schwebend-akzentuiert aus den Startlöchern. Aus einer dezenten Begleitung wurde die Aktivierungsenergie erhöht und nahtlos wechselte man über den Funk zum erdigen Rock. Kai Weiner spickte sein Vorstellungs-Solo mit jazzigen Komponenten. Zu Beginn seines Alleingangs spielte Bene Neuner auf seinem Schlagzeug zunächst nur mit den Händen und unterlegt von einem herrlichen Keyboard-Teppich faszinierte der Glasperlenspiel-Drummer durch Rhythmik in vielschichtigen Variationen. Martin Engelien ließ seinen Viersaiter rocken und grooven. Dabei begeisterte er zusätzlich noch durch jede Menge Funk.
Beim ersten Lied mit Gesang teilten sich Bobby Stöcker sowie Kai Weiner das Mikrofon und schon hierbei wurde deutlich, wie toll sich die beiden Künstler ergänzten. Nicht nur musikalisch war Gänsehaut angesagt.
Auch wenn die Zutaten der Mixgetränke dieser Go Music zum Teil aus der Disco-Szene stammten, entwickelten sich die Nummern zu einer ganz individuellen Klasse. Dabei floss jede Menge Funk sowie Soul aus den schwarzen und weißen Tasten der Keyboards und bei Bobby Stöckers Fretboardfahrten klingelten nicht nur ein Mal die Rock-Alarmglocken. Die Begeisterung beim Publikum war entsprechend groß.
Interaktionen zwischen den Musikern sorgten in ihrer zum Teil vehementen Auslage für zusätzliche Höhepunkte. So forderte Martin Engelien alle anderen drei Akteure zu musikalischen Zwiegesprächen auf, die vom Publikum mit viel Applaus gewürdigt wurden.
Bobby Stöcker verpasste seiner Stimme phasenweise einen rauen Anstrich und Kai Weiner hatte den Soul auf den Stimmbändern. Der Gitarrist brillierte mit sanft-zarten Tönen genauso wie durch massiv rockende Beiträge, bei denen er zweitweise auch den Turbo einschaltete. Höhepunkte bildete seine Fretboard-Finger-Akrobatik. Toll!
Mit großartigen Vocals serviert, begeisterte die Ballade namens "Easy". Während der Pause gab es Fragen zu dem Möbelstück, das sich im hinteren Bereich der Bühne befand. Martin Engelien erklärte in perfekt gewählten Worten die Funktionsweise des Leslie-Lautsprechers und Kai Weiner gab danach natürlich eine exklusive Kostprobe dazu. Hammond ist Hammond, aber erst durch den gerade erwähnten Lautsprecher entwickeln sich alle Möglichkeiten der Klangfärbung. An anderer Stelle glänzte der Keyboarder durch ein Solo, bei dem er ganz bewusst den Blick auf Jon Lord richtete.
Zu einer echten Stimmungskanone entwickelte sich der "Crocodile Rock", denn hier band man das Publikum mit ein. Der 'Buena Ressa-Chor' beeindruckte die Musiker. Kai Weiner lieferte eine beeindruckende Rock’n’Roll-/Boogie Woogie-Dreingabe zum "Crocdile Rock" und Bobby Stöcker wählte den Platz vor der Bühne für eine fetzige Einlage inklusive Duck Walk.
Wunderbar fiel dann die musikalische Reise nach Jamaika aus. Auch der Reggae sorgte für ausgelassene Stimmung. Beeindruckend war dann die Talkbox-Virtuosität von Bobby Stöcker. Super! Diesen Sound kennt man von Peter Frampton, aber der Gitarrist legte dabei viel Wert auf seine eigenen Fantasien. In einem weiteren Solo brachte Bene Neuner, der mit ganz unterschiedlichen, auch lateinamerikanischen Rhythmen, die Anwesenden dazu brachte, kräftig mitzuklatschen. Klasse!
Für "Wish You Were Here" schulterte Bobby Stöcker sein zwölfsaitige akustische Gitarre und schon bei den ersten Tönen dieses Klassikers waren die Zuschauer ergriffen. Außerdem überzeugte er durch ein tolles Scatgesang-Intermezzo. Perfekt! "Rock DJ" brachte das Go Music-Karussell für diesen überwältigenden Gig zum letzten Mal so richtig ins Kreisen.
Durch eine lockere Stimmung auf der Bühne und überzeugende Interpretationen mit musikalischem Hochgenuss belegte dieses Go Music wieder einmal, wie man ausgewählten Liedern der Musikgeschichte einen individuell-nachhaltigen Stempel verpassten konnte. Hats off, Bene, Bobby, Kai und Martin!
Im Februar 2018 werden gemeinsam mit Martin Engelien Glen Turner, Martin Gerschwitz (unter anderem Iron Butterfly, Eric Burdon), und Wolfgang Roggenkamp (Luther Allison, Ben Becker, Hellmut Hattler und andere) auf Go Music-Tour sein.
Wir bedanken uns bei Martin Engelien für den Platz auf der Gästeliste.
Line-up Martin Engemiens Go Music im Januar 2018:
Martin Engelien (bass)
Bobby Stöcker (guitar, vocals)
Kai Weiner (keyboards, vocals)
Bene Neuner (drums)
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