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Martin Philippi Blues Band / Martin Philippi Blues Band – CD-Review

Zeitreise in Sachen deutscher Blues.
Wie heißt es im Informationsblatt zu "Martin Philippi Blues Band":
»[…] first time on CD – 2019!
a Blues-masterpiece of Nuremberg based Martin Philippi Blues Band – from 1976!
originally released on Erlkönig Schallplatten- 1977 – including 15 tracks! […]«

Auf der Rückseite des Blattes, das ein Booklet ersetzt, findet sich ein Konzertbericht, in dem nach der Überschrift folgendes verlautbart wird: »[…] Philippi Blues Band spielte im Jazzclub […]«
Unter anderem heißt es: »[…] Doch die "Martin Philippi Blues Band" mit Walti Schneider (Baß), Peter Hartung (Schlagzeug), Willi Watzl (Gitarre) und Chris Schmitt (Mundharmonika) bezieht ihre Eigenart aus der Persönlichkeit ihres Chefs. […]«

Auf der Martin Philippi Blues Band-Fanseite bei Facebook ist ein Line-up zu der 1977 erscheinenen Scheibe angegeben (s. weiter unten).

Das Album, »[…] carefully remastered by SUCCESS Tonstudio, Fürth […]«, beginnt mit Big Bill Broonzys "Hey, Baby, Hey".
Martin Philippi spielt den Country Blues zu einer variationsreichen Harp und einer fein eingesetzten akustischen Gitarre. Das Fingerpicking beherrscht der Mann und er singt mit einem ziemlich persönlichen Timbre. Der Opener gefällt.
Daran schließt sich gleich ein zweiter Titel des Ende der Fünfzigerjahre verstorbenen Bluesers an. Der "Lonesome Road Blues" bringt Martin Philippis Gitarrenspiel noch einen Deut mehr in den Vordergrund. Auch die Stimmung passt in dieser Nummer.

Remastert hat man die Vorlage mit Erfolg, auch wenn es hier und da den einen oder anderen Klick im Klang gibt. Schwamm drüber, es handelt sich schließlich um Aufnahmen, die über vierzig Jahre auf dem Buckel haben.

Über ein flott-groovendes "Ramblin' On My Mind" von Robert Johnson kommt es dann zur einzigen Eigenkomposition auf dem Album.
Unter dem Titel "Nürnberg-Hersbruck Train Blues" bringt der Harper den Track mit einem für dieses Instrument typischen Train-Rhythmus in Gang und man darf hier von einer tollen Einzelleistung des Kanzellen-Künstlers sprechen. Höchst interessant, wie er durch seine Spieltechnik besondere Blitzlichter loslässt. Klasse!
Die ersten acht Tracks stellen Martin Philippi, seine akustische Gitarre und die Harp ins Spotlight. Rundum darf man sich an authentischen Sechssaiter-Klängen und einem versierten Harp-Spiel erfreuen.

Ab dem Traditional "My Baby Don’t Love Me", das von Willi Watzl arrangiert wurde, geht es im Band-Format weiter.
Und wie! Damit hätte man nun nicht gerechnet, denn von einem herrlichen Bass-Groove unterlegt, kommt die Nummer in einem fein swingenden Jazz-Muster daher. Schade, dass dieses Stück so kurz ist.
Über das von Willie Dixon geschriebene "Hoochie Coochie Man", natürlich bestens bekannt durch Muddy Waters, muss man nicht viel schreiben, denn die Martin Philippi Blues Band bleibt dem Klassiker – mit nur wenigen Eigenheiten – treu.
Handwerklich gut gestaltet man auch den Otis Rush-Hit "All Your Love". Vom ersten Ton an wird man an John Mayall & The Bluesbreakers, damals mit Eric Clapton an der Gitarre erinnert. Aus heutiger Sicht eine schöne Retrospektive.
Auf langsamerem Terrain lässt man die "Sugar Mama" groovend dahin gleiten und hier darf man das Fass des Lobes für den Harper und Gitarristen wieder einmal ein wenig mehr leeren.
Einsam und alleine steht "Rosalie" als die deutlich längste Nummer in der Tracklist da. Da geht einem nicht nur beim Boogie das Herz auf, sondern auch bei einem tollen Gitarrensolo. Highlight!
Zum Schluss widmet die Gruppe ihre Aufmerksamkeit nochmals Muddy Waters. "I Got My Mojo Workin'" erweist sich dann als die weitere Überraschung der Scheibe, denn man präsentiert die bekannte Komposition in einer Funk-Auslage.

Insgesamt kann man mit der CD-Wiederveröffentlichung zufrieden sein.
Wie wohl damals zeigt die Platte die zwei Seiten der Formation.
Einerseits ist es der Bandleader mit seinem Country Blues inklusive akustischer Gitarre, sehr individuellem Gesang und Harper. Anderseits kommen die sieben Songs mit Band besonders gut an.


Line-up Martin Philippi Blues Band:

Martin Philippi (guitar, vocals)
Walti Schneider (bass)
Peter Hartung (drums)
Willi Watzl (guitar)
Chris Schmitt (harmonica)
Charles Esposito (drums – #15)
Steve (bass – #15)

Tracklist "Martin Philippi Blues Band":

  1. Hey, Baby, Hey (2:31)
  2. Lonesome Road Blues (3:41)
  3. Irene, Good Night (2:56)
  4. Ramblin' On My Mind (2:32)
  5. Nürnberg-Hersbruck Train Blues (2:16)
  6. Automoblie Blues (3:46)
  7. I’m Wild About You, Baby (2:47)
  8. I Don’t Want Your Millions, Mister (2:22)
  9. My Baby Don’t Love Me (2:31)
  10. Hoochie Coochie Man (3:30)
  11. All Your Love (3:19)
  12. Sugar Mama (3:34)
  13. Rosalie (6:24)
  14. Stormy Monday (4:35)
  15. I Got My Mojo Workin' (2:07)

Gesamtspielzeit: 49:00, Erscheinungsjahr: 2019 (1977)

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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