Das Schöne im Leben eines RockTimes-Redakteurs ist ja unter anderem, dass man immer wieder neue Acts kennenlernt. Massive Wagons? Nie gehört … und das, obwohl die Combo mit ihrer letzten Scheibe "Full Nelson" und dem Einstieg in die Top20 der Charts mal so richtig auf die Kacke gehauen hat. Wie gut sortiert zudem der RockTimes-Index ist, durfte ich einmal mehr feststellen, als ich dort das Review meines ehemaligen Kollegen Mike 'von und zu Kempfenstein' Kempf zu dem zweiten Studioalbum Fight The System entdeckte. Während sich momentan zum wiederholten Male der brandneue Output "House Of Noise" in meinem Player dreht, hat sich offensichtlich nicht gravierend viel am Sound der Band geändert. Mal wieder Lust auf eine fette Dosis Rock’n’Roll mit jeder Menge Dreck unter den Fingernägeln? Dann herein spaziert, Ladies and Gentlemen, denn hier geht ordentlich die Post ab!
Sehr erfreulich nach dem Charterfolg ist die Tatsache, dass es der Band offensichtlich gar nicht erst in die Tüte kommt, ihren rauen Rock zu ändern oder durch Soundtüfteleien glatt zu bügeln bzw. eine noch breitere Masse zu erreichen. Und warum auch? Beim letzten Mal hat es schließlich auch funktioniert. »Man kann seine Fans nicht belügen, sie haben einen 7. Sinn für Aufgesetztheit oder irgendeinen Bullshit. Alleine deshalb schon würde es uns nie einfallen, uns zu verstellen.« So der O-Ton von Frontmann Baz Mills, der wie seine Mitstreiter bereits beim Opener "In It Together" so richtig Alarm macht. Die beiden Gitarren fahren ein fettes Riff-Brett auf, der Bass scheint im Hintergrund zu explodieren und Alex Thislethwaite scheint eine ernsthafte Animosität mit seinen Drum-Fellen zu haben. Könnte man zumindest meinen wenn man hört, wie offensichtlich hart er auf diese eindrischt.
Bei "Hero" glaubt man, eine echte Liebe der Band zu AC/DC feststellen zu können. Allerdings fällt das eher in die positive Seite der Waagschale, da dann doch genug Eigenständigkeit in die Waschmaschine der Einflüsse und Inspirationen geworfen wird. Um mal bei der gerade erwähnten australischen Band zu bleiben, klingt Baz Mills am Mikro eindeutig mehr nach Brian Johnson, als nach Bon Scott. Zumindest in diese Richtung, wenn natürlich auch anders. Mit voller Inbrunst katapultiert er seine Lyrics in Richtung Mikrofon, sodass der Hörer fast ein bisschen Angst um diesen Teil des Studio-Equipments haben muss. Nach "Professional Creep", also der Hälfte der Scheibe, liegt die (falls vorhanden gewesene) Hoffnung auf eine Ballade bereits in ihren letzten Zügen. Nee, hier wird Dampf gemacht, bis er aus den Ohren raus kommt. Aber solange das so abwechslungsreich sowie gut kommt, spricht auch nichts dagegen.
Die am meisten aus dem Rahmen fallende Nummer ist "The Curry Song", die zunächst mit einem coolen Groove beginnt und im Verlauf sogar ein paar Heavy-gestrickte Züge auffährt. Und dann, wer hätte noch einen Pfifferling drauf gegeben, servieren uns die fünf Haudegen mit dem Rausschmeißer "Matter Of Time" doch noch ein ruhigeres Stück. Eine Ballade ist zwar was anderes, aber hier geht es doch mit deutlich angezogener Handbremse zu Werke. Aber wer – an diesem Punkt angekommen – gedacht hat, dass die fünf britischen Rock’n’Roll-Rüpel das nicht können, darf sich hier eines Besseren belehren lassen.
"House Of Noise" von Massive Wagon ist eine perfekte Platte, um damit Party zu machen, mal die Sau raus zu lassen oder einfach nur die (metalfreie) Matte kreisen zu lassen. Zwar wird sich diese Scheibe nicht in die Top100 des aktuellen (bzw. fast abgelaufenen) Jahrzehnts einreihen, aber einen Höllenspaß macht sie trotzdem. Und das ist schließlich auch schon jede Menge wert!
Line-up Massive Wagons:
Baz Mills (vocals)
Adam Thislethwaite (guitars)
Stevie Holl (guitars)
Adam 'Bowz' Bouskill (bass)
Alex Thislethwaite (drums)
Tracklist "House Of Noise":
- In It Together
- Bangin' In Your Stereo
- House Of Noise
- Freak City
- Hero
- Professional Creep
- Pressure
- The Curry Song
- Glorious
- Sad Sad Song
- Hallescrewya
- Matter Of Time
Gesamtspielzeit: 51:57, Erscheinungsjahr: 2020
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