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Masters Of The Underground – DVD-Review

Masters Of The Underground

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass der deutsche Metal-Underground eine gewisse Steuerung aus dem schönen Andernach erfährt. Das mittlerweile alljährlich im dortigen JUZ Live Club stattfindende A Chance For Metal-Festival, die Ironhammer Festival-Reihe, die vielen Metal-Shows bekannter und unbekannterer Bands, und, und, und, haben dem Ort auch weit über die Grenzen hinaus einen Namen gegeben. Als feste Bank speziell auch für regionale Bands ist das Jugendzentrum ebenfalls beliebt und erfreut sich guten Zuspruchs durch die Fans. Unverrückbar verbunden mit dieser speziellen Szene ist auch der Name Jan Müller, seines Zeichens Drummer bei Dragonsfire, Cheforganisator vieler der genannten Events, Hans Dampf in allen Gassen, unglaublich gut vernetzt und Absender des vorliegenden Objekts der Begierde.

Aus dem vorgenannten Dunstkreis haben sich über die Jahre natürlich Freundschaften der Bands untereinander entwickelt, man geht gemeinsam auf Tour, veröffentlicht Split-EPs oder feiert einfach nur. Die Rede ist in unserem speziellen Fall von Steelpreacher und Dragonsfire sowie Secutor – unbestrittenermaßen deutsche Underground-Könige. Power Metal meets Thrash oder so ähnlich, und das musste ja irgendwann mal in geballter Ladung gemeinsam abgefeiert werden. So geschehen Ende Dezember 2018, im Andernacher JUZ, wo auch sonst?!

Weil aber nur Metal, Bier und Äppler irgendwie zu wenig waren, kam man auf die Idee, dieses Happening in Bild und Ton für die Nachwelt festzuhalten. Gesagt, getan, zum 29.12.2018 standen neben den üblichen Fotografen der Metal-Szene auch Kameraleute der Filmcrew vor der Bühne. Das am 02.05.2019 offiziell erscheinende Ergebnis deren Arbeit halte ich nunmehr in den Händen und werde es erwartungsfroh in den Player schieben.

Gleichwertig sollte es sein, wie unter Freunden üblich, und so bekommen alle drei Bands die gleiche Spielzeit. Mit überschlägig 3 x 60 Minuten Konzertmitschnitt ist das vorliegende "Masters Of The Underground"-Scheibchen ein fetter DVD-Leckerbissen. Im schmucken Digipak-Case ohne großen Schnickschnack wie Booklet etc. kommt das gute Teil mit überzeugendem Design sehr ansehnlich daher.

Ganz unprätentiös besteigen an jenem Abend die Mannen der Koblenzer Secutor die Bühne und ballern dem vollen Haus ihren Metal um die Ohren. Applaus, geschwungene Fäuste und mächtig viele Pommesgabeln sind ihnen sicher. Die Songauswahl lässt erahnen, worum es der Band augenzwinkernd geht – nicht nur an diesem Abend – und das ist auch der Spaß an Flüssigem. Titel wie "Raise The Tankard" oder "The Use Of Booze", ehrlich und schnörkellos vorgetragen, lassen erahnen, dass es nicht um den Verzehr von Gerolsteiner geht.

Ähnlich läuft das Spiel bei Dragonsfire ab: Licht an, umdrehen, losknüppeln. Keine überzogene Attitüde, sondern einfach Metal gespielt und Spaß gehabt. Das Volk ist es so gewohnt und will es auch nicht anders haben. Dieser Teil des Abends wendet sich vom Thrash eher hin zum Power Metal, zu dem sich die Band schließlich auch seit rund 15 Jahren bekennt. Ein weiteres Bekenntnis ist die Liebe zum Äppler, mit der sie noch nie, und auch hier nicht, hinter dem Berg gehalten haben. Ihre Kracher "Steel Eel", "Cider Victims", "Speed Demon" oder dem Rausschmeißer "Dragonsfire Rockxxx" werden vom neuen Fronter, Dennis Ohler, überzeugend vorgetragen und sorgen wie immer für Begeisterung. Anstoßen nicht vergessen!

Auch die Jungs von Steelpreacher ziehen keine Star-Nummer durch, sondern machen das, wofür viele der Anwesenden gekommen sind – Heavy Metal für Freunde. Und auch das merkt man diesem Filmzeugnis an, in dieser Szene kennt man einander und will miteinander Spaß haben. Die Playlist des Abends beginnt mit "Hell Bent For Beer" und das reicht als Aussage im Grunde schon vollkommen aus. Bierduschen im Publikum, "Drinking With The Devil" oder "We Don’t Get Drunk" auf der Bühne stehen für ein Lebensgefühl aus kerniger Musik und Feierlaune.

Dem Freund des Underground und Betrachter der DVD, deren Vorbereitung und Planung ein ganzes Jahr gedauert haben, wird genau das für sein Geld geboten. Wer dabei war an jenem denkwürdigen Abend im Dezember, der nimmt dieses Zeugnis gerne als visuelle Erinnerung an eine feiste Party und wer nicht dabei sein konnte, wird natürlich sehen, dass er etwas verpasst hat. Kaufen darf sich Letzterer die "Masters Of The Underground"-DVD Ding natürlich auch, oder besser gesagt, er sollte es sogar (und dass Fans der beteiligten Bands hier zugreifen müssen, braucht keine weitere Erwähnung). Einen Platz in jeder ernstzunehmenden Sammlung sollte diese Scheibe in jedem Fall haben. Allein einige der Fan-Interviews im Bonusmaterial sind schon ihr Geld wert.

Als schöne Geste, ebenfalls unprätentiös und ohne Pathos – und ich fasse es mal als aufrichtiges Anliegen auf – ist am Ende ein Live-Clip aus dem Jahre 2014 zu sehen. Dragonsfire spielen hier noch einen Bonustrack mit ihrem früheren Bassisten und überaus sympathischen Sänger Torsten Thassilo Herbert, der kurz darauf tragischerweise verstorben ist.

Die offizielle Release-Party am 2. Mai 2019 ist passgenau einen Abend vor dem Beginn des ACFM-Festivals – der Underground darf sich auf ein fettes langes Wochenende freuen und sich dabei selbst gebührend feiern.


Tracklist "Secutor":

  1. Stand Defiant
  2. Metal Addict
  3. Detonator
  4. Wargod
  5. Executor
  6. Raise The Tankard
  7. Bleed For Me
  8. The Ancient Curse
  9. The Use Of Booze
  10. Bastards From Hell
  11. Speedkings
  12. Until We Die
  13. Thrash Or Die
  14. Secutor

Tracklist "Dragonsfire":

  1. Intro
  2. Young & Wild
  3. Blood For Blood
  4. Wings Of Death
  5. The Prophet
  6. Steel Eel
  7. Raging Fire
  8. Devil’s Road
  9. Cider Victims
  10. Heretic
  11. Oath Of Allegiance
  12. Burning For Metal
  13. Speed Demon
  14. Dragonsfire Rockxxx

Tracklist "Steelpreacher":

  1. Intro
  2. Hell Bent For Beer
  3. Hammered And Down
  4. Bitchcraft
  5. Locked And Loaded
  6. I’m Fucking Metal
  7. To Hell And Back
  8. Guitar Solo/Andi The Wicked
  9. Seasons Of The Witch
  10. Drinking With The Devil
  11. Atlantean Dawn
  12. D:O:A
  13. Start Raising Hell
  14. We Don’t Get Drunk
  15. We Want Metal
  16. Metal Hangover/Hellraiser

Bonusmaterial:

Faninterviews

Bonustrack Dragonsfire mit Torsten Thassilo Herbert (RIP 2015)

Gesamtspielzeit: 213:00, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Jochen von Arnim

Beiträge im Archiv
Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

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