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Mathias Schüller / Wodka Wodka Superstar – CD-Review

Mathias Schüller / Wodka Wodka Superstar - CD-Review

Mathias Schüller ist in RockTimes kein Unbekannter. Zum einen haben wir sein 2008er Album Das Winterfell des Leguan und Tata aus dem Jahr 2020 vorgestellt. Dann ist er seit dem Jahr 2007 in Reviews zur Band Songs To The Siren zu finden, da er dort eine feste Größe im Line-up darstellt. Und last but not least ist Mathias für das Programm im Karo, Wesel zuständig und auch aus dieser Location finden sich einige Konzertberichte in unserem Archiv.

Mathias selbst sieht sich, bzw. beschreibt sich stilistisch als Singer-Songwriter mit Folk- und Rock-Anspruch und dem kann man schwerlich widersprechen. Vorliegendes Album hat darüber hinaus einen gehörigen Touch Roots Rock bzw. Americana. Einerseits besteht bei deutschsprachigen Interpreten bzw. auf Deutsch gesungenen Songs beim muttersprachlichen Hörer immer die Gefahr, dass man der Texte wegen, die man ja perfekt versteht, Grund zum Mäkeln hat:. Die Texte passen nicht ins persönliche Weltbild, sie sind banal, abgedreht,  haben sinnfreie Aussagen oder sind politisch indoktriniert. Das ganze Programm eben, welches sich alle Lyrics dieser Welt teilen.

Wenn man die Sprache des Interpreten versteht, diese aber nicht die eigene Muttersprache ist, lassen sich schwache Texte im Gegensatz zur denen in eigener Sprache leichter ausblenden und man goutiert eben ’nur' die Musik. Bei Mathias besteht keine Gefahr in seichtem Gewässer zu ertrinken. Vielmehr kann man teilhaben, wenn er allerlei aus dem ganz normalen Wahnsinn eines normalen Lebens beschreibt und besingt. Und bespielt natürlich, im Alleingang wohlbemerkt. Lediglich auf dem ruhigen und nachdenklich stimmenden "Rose Garden" hat er weibliche backings von Rose als Untersützung.

Dieses Stück zeigt auch, wie wohlfeil er musikalisch die Noten platzieren kann. Stimmung zu transportieren ist eine der Stärken des Mannes, dessen vorangegangenes Album "Affentanz" sein bis dato erfolgreichstes sein soll. Ich kenne diese Platte nicht, aber vorliegendes "Wodka Wodka Superstar" hat auch das Zeug, ein Highlight in seiner Diskografie zu werden. Zum einen sind die Texte hörenswert, da mit Sicherheit ein jeder auch eigene Geschichten herauslesen, oder aber die wohlplatzierten und sprachlich gut gewählten Kritiken an Gesellschaft und Politik finden kann.

Die Texte sind im Booklet abgedruckt und beim Mitlesen fällt auf, dass die Lyrics so gestrickt sind, dass sie zwar schon etwas auf einer vorgegebenen Story fixiert sind, aber dem Hörer durchaus auch Raum lassen, um sich selbst darin zu finden, oder einfach nickend zuzustimmen. Mathias schafft es darüber hinaus, niemals den Zeigefinger mahnend oder gar belehrend zu heben. "Mad Max" und "Banana Whiskey" sind gute Beispiele dafür. Man kann nur den Hut ziehen, wenn man sieht, wie sich in "Banana Whiskey" 'versteckte' Politiker mit Grateful Dead und Green On Red die Zeilen teilen (es finden sich für den aufmerksamen Leser übrigens noch weitere Bands und Songtitel in den Lyrics der Platte). Die dazu gehörende – auf der einen Seite unprätentiöse, auf der anderen Seite aber punktgenaue – musikalische Begleitung hat stets die adäquate Stimmung; seien es die Harmonien, die gewählten Tonfolgen oder die Härte und Rhythmen der Anschläge.

Das Filetstück auf "Wodka Wodka Superstar" ist aber das zehnminütige "Dear Wolf", eine fast epische Nummer, eine Melange aus düsterem Indie und Americana. Dieser Americana-Touch zieht sich übrigens mal mehr und mal weniger präsent durch das gesamte Album, findet aber auf dem Abschlusstrack die Höchstreife – gerade wenn der Gesang aussetzt und die Gitarren das Feld beackern, geht es die Route 66 entlang. Großes Kino!

Vielleicht klappt es ja, den Künstler ab September dieses Jahres live zu erleben. Eine Tour ist geplant, auf der er zusammen mit seinem bewährten Live-Mitstreiter, dem Gitarristen HB Hövelmann zu erleben ist. Die Termine haben wir noch nicht veröffentlicht, da die momentane Lage an der Veranstaltungsfront unklar ist. Auf der Website des Künstlers sollte man also die News im Auge behalten.


Tracklist "Wodka Wodka Superstar":

  1. Hussy Hicks
  2. Rose Garden
  3. Wodka Wodka Superstar
  4. Ed Zeppelin
  5. Dead End
  6. Water & Sand
  7. Mad Max
  8. Banana Whiskey
  9. Dear Wolf

Gesamtspielzeit: 47:56, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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Mail: ulli(at)rocktimes.de

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