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Mattis Kleppen / Svartufsen – CD-Review

Ungewöhnlich und höchst interessent.

Zum norwegischen Bassisten Mattis Kleppen lesen wir bei Noisolution unter anderem:
»[…] "Svartufsen" ist das zweite Soloalbum von Mattis Kleppen und Soloalbum ist hier wörtlich gemeint: Mattis Kleppen und sein Bass! Alleine, solo, reduziert auf das Minimum. […] Mattis Kleppen kommt aus dem Jazz und besitzt einen Doktortitel in 'artistic research' von der Jazzabteilung der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie! In dreißig Jahren hat er mit Musikern aus der ganzen Welt in über 25 Ländern zusammengearbeitet und an über 30 Alben mitgewirkt – zusätzlich zu 5 Veröffentlichungen unter seinem eigenen Namen. Er mischt Genres und Stile zu einem sorgfältig ausgearbeiteten und kompromisslosen Gumbo, das tiefen Respekt für jede Tradition zeigt. […]«

Zum Album lesen wir:
»[…] Mattis Kleppen spielt auf seiner Bassgitarre traditionelle Musik aus seiner Heimat Telemark, die für norwegische Volksmusik das ist, was das Mississippi-Delta für den Blues ist. Er lässt dies auf "Svartufsen" mit westafrikanischer Musik verschmelzen. […]«

Außergewöhnlich und interessant.
Ein Bassmann auf dem akustischen oder elektrischen Tieftöner ganz alleine unterwegs. Es gibt noch nicht einmal ein vokales Blitzlicht oder gar Intermezzo.
Bass pur sozusagen.
Jetzt muss es nur noch mit dem musikalischen Inhalt der elf Lieder, verteilt auf gut zweiunddreißig Minuten passen.
Verheißungsvoll klingt die angekündigte Kombination aus traditioneller sowie westafrikanischer Musik. Ist "Svartufsen" eine Herausforderung?

Zunächst weckt "Birgers Blues" Begehrlichkeiten beim Rezensenten.
Auch wenn man sich diese Nummer mehrmals anhören muss, steckt der Blues in der Album-Eröffnung. Fein verpackt kommt er, relativ ruhig gespielt, doch gut bei den Leuten vor den Lautsprechern an. Man ist erstaunt, wie unterhaltsam ein Bass, alleine auf weiter Flur, Anziehungskraft hat. Mattis Kleppen weiß in seiner Eigenkomposition zu gefallen.

Die Songs zwischen Traditionals und vom Protagonisten geschriebenen Stücken hält sich so ziemlich die Waage.
Der Track "What I Say" fällt quasi aus dem Rahmen, denn dieses Stück geht zurück auf keinen Geringeren als Miles Davis. Da hat Mattis Kleppen sein ganz eigene Lesart. Diese Nummer ist eine der flottesten auf der vorliegenden Platte und sie hat einen fast schon unwiderstehlichen Groove mit den bereits erwähnten westafrikanischen Elementen. Ja, auch beim Groove ist Mattis Kleppen ein ganz großartiger Musiker.

Er kreiert Tonfolgen, die einen phasenweise vergessen lassen, dass es sich über die gesamte Scheibe verteilt ausschließlich um Tieftöner-Produkte handet.
Auffallend lang ist hier nur ein Lied. Es hat den Titel "Nordfjorden", einem Traditional »[…] after Einar Löndal […]«. Verträumt führt uns der Musiker zu einer Landschaft, die zauberhaft sein muss. Das Panorama beinhaltet viele herrliche Färbungen und auch dieses Lied möchte man mehrmals genießen.
Zwei weitere Mattis Kleppen-Songs sind relativ einfach mit "Impro 1" sowie – in einer Art musikalischer Fortsetzung – "Impro 2" benannt und beide Stücke bringen es auf etwas über zwei Minuten Spielzeit. Die lohnen sich allerdings, denn hier hat die Fantasie sozusagen freien Lauf. Da ist man relativ ungebunden und kann sich alles Mögliche vorstellen.
Wenn man mag, kann zum treibenden "Hill Country" auch getanzt werden und "Ligangaren" ist die musikalische Hintergrund eines Sonnenuntergangs bei Mittsommer.

Mattis Kleppen wagt etwas und "Svartufsen" bietet zig Gelegenheit, sich mit besonderer Bass-Musik auseinander zu setzen und irgendwann auch Gefallen daran zu finden.
Nur Bass ist gewagt.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Wenn man die elf Songs als eine Art Wagnis ansehen möchte, bei dem man nicht so genau weiß, ob es hinhaut, dann darf man Mattis Kleppen gratulieren.
Bass, besser, Mattis Kleppen.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Mattis Kleppen:

Mattis Kleppen (acoustic bass, electric bass)

Tracklist "Svartufsen":

  1. Birgers Blues
  2. Nordafjells
  3. Svartufsen
  4. Lament
  5. Nordfjorden
  6. Impro 1
  7. Hill Country
  8. Ligangaren
  9. What I Say
  10. Normannklubben
  11. Impro 2

Gesamtspielzeit: 32:24, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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