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Mekons / Deserted – CD-Review

Mekons - "Deserted" - CD-Review

Um ehrlich zu sein, konnte ich dem letzten Album der Mekons, dem 2011 erschienenen Ancient & Modern 1911 – 2011, zwar durchaus etwas abgewinnen, aber so richtig umgehauen hatte mich die Scheibe dann doch nicht. Erstmal im CD-Regal einsortiert, hat sie sich dann über die Jahre auch nicht mehr wirklich heraus gewagt. Und nochmal ganz ehrlich: Ich hatte die Band zwischendurch schon wieder ganz vergessen. Was aber durchaus auch ein Vorteil sein kann, wie sich im Folgenden herausstellen wird. Im Jahr 2018 trafen sich die Mitglieder (die allesamt individuell noch einige weitere Projekte am Laufen haben) wieder im sonnigen Kalifornien, um eine neue Platte mit neuen Tracks zu produzieren. Zu diesem Zeitpunkt existierten keine fertigen Songs, lediglich ein paar Ideen wurden von einigen Bandmitgliedern ins Studio mitgebracht, wo sie dann von der ganzen Band ausgearbeitet und mit zusätzlichen Parts angereichert wurden. Am Ende steht nun "Deserted" mit 42 Minuten neuer Mucke der Engländer, die aber teilweise in den USA leben.

»Wow, was für schräge Musik… und was für schräger Gesang« waren meine Gedanken, als ich diesen Silberling zum ersten Mal in der heimischen Anlage rotieren ließ. Allerdings legen die neun Titel bereits beim zweiten und dritten Durchlauf eine wundersame Wandlung an den Tag. Schräg bleibt es zwar irgendwie immer noch, aber die Mekons bauen auch eine tolle Spannung auf, die mit ganz starken Melodien – die zugegebenermaßen etwas eigenwillig aufs Band gebracht wurden – garniert wurden. Die aus dem englischen Leeds stammende Combo startete ihr Eigenleben 1977 zur Blütezeit des Punk Rock und hat seitdem sowohl personell, als auch musikalisch so einige Änderungen durchlaufen. Von der Original-Besetzung sind immerhin noch Jon Langford sowie Tom Greenhalgh übrig geblieben, die von weiteren sieben (mehr oder weniger) langjährigen Bandmitgliedern ergänzt werden.

Die neun Stücke auf dieser neuen Scheibe kann man wohl am ehesten als Alternative Rock definieren, der gerne auch mal fernöstliche Einflüsse mit einbindet. Selbsterklärend für die Band ist, dass der interessierte Hörer auch hier nur Material vorfindet, das sich ganz weit weg von Radio-Futter aufhält. Und dennoch ist es hochinteressant. Ein Grund dafür ist, dass man sich die – wie bereits erwähnt durchaus vorhandenen – cleveren und durchaus auch eingängigen Melodien erst mal erarbeiten muss. Ein zweiter, dass sich der fast durchgängige Wechselgesang zwischen Mann und Frau (wenn auch nie so ganz tonsicher) überaus positiv auf den Abwechslungsreichtum des Albums auswirkt. Kombiniert man diese Facetten mit dem Umstand, dass auch die Songstrukturen sowie Arrangements durchaus individuell gestaltet wurden, dann entsteht hier ein echtes Hörvergnügen für den aufgeschlossenen Rock-Fan, bei dem es unwahrscheinlich viel zu entdecken gibt.

Hier von Highlights oder Anspieltipps zu schreiben, würde am Thema vorbei gehen, da "Deserted" ein in sich geschlossenes Werk ist, das eine spezielle Wirkung entfaltet und sein ganz eigenes Flair verbreitet. In meinem Ranking steht diese neue Platte im Vergleich zu ihrem Vorgänger (den ich mir im Zuge dieser neuen Veröffentlichung auch wieder zur Brust genommen habe) gleich ein paar Stufen höher auf dem Podest und dreht sich seit Wochen fast täglich in meiner Anlage. Die Mekons werden übrigens im kommenden April für ein paar Shows (in Berlin, Frankfurt, Reutlingen und Geislingen) auch auf deutschen Bühnen stehen.

Wer mal Lust auf eher unkonventionelle, dafür aber sehr interessante Mucke hat, sollte hier definitiv mal das eine oder andere Ohr riskieren.


Line-up Mekons:

Jon Langford
Tom Greenhalgh
Sally Timms
Steve Goulding
Susie Honeyman
Rico 'Eric Bellis' Bell
Lu Edmonds
J. Mitch Flacko
Dave Trumfi

Tracklist "Deserted":

  1. Lawrence Of California
  2. Harar 1883
  3. In The Sun/The Galaxy Explodes
  4. How Many Stars?
  5. In The Desert
  6. Mirage
  7. Weimar Vending Machine/Priest?
  8. Andromeda
  9. After The Rain

Gesamtspielzeit: 42:01, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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