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Melissa Carper / Borned In Ya – Digital-Review

Melissa Carper - "Borned In Ya" - Digital-Review

Selbst wenn man bereits tief in die amerikanische Roots-Musik eingetaucht ist und so einige Interpreten sowie Musiker aus diesem Genre kennengelernt hat, scheinen die Vielfalt und die Anzahl der aktiven Protagonisten nahezu unendlich zu sein. Die gute Melissa Carper fiel dem Verfasser dieser Zeilen erstmals vor ungefähr einem Jahr und im Vorfeld der Veröffentlichung ihres Albums "Ramblin' Soul" auf. Umgehend gepackt von dem unglaublich authentischen Südstaaten-Timbre in der Stimme von Miss Carper sowie dem sehr starken Titeltrack, steht diese Scheibe leider allerdings immer noch auf dem Einkaufszettel, sprich ein ganzes Album der Lady kannte der Rezensent noch nicht. Was sich aber mit dem brandneuen Nachfolger "Borned In Ya" ändern sollte. Um ehrlich zu sein, stellen die hier vertretenen zwölf Songs dann aber doch nochmal etwas anderes dar, als es die Nummer "Ramblin' Soul" tat.

Davon sollte sich jedoch niemand irritieren lassen und nachdem der Hörer erstmal in "Borned In Ya" und dessen dichte Atmosphäre eingetaucht ist, kann er sich in eine komplett andere Welt fallen lassen. Die gute Melissa nimmt uns mit ihren Songs in die Tiefen eines vergangenen Jahrhunderts mit, taucht mit uns geradezu hinein. Da vermischen Stücke, die teilweise aus den Fünfzigern und Sechzigern, aber sogar auch aus den Zwanzigern des letzten Milleniums stammen könnten, Country, Western Swing und Jazz zu einer einzigartigen Mixtur, der man – ergänzt mit dem beselten Gesang – einfach verfallen muss. Einerseits ist da der flotte eröffnende Titeltrack, relativ sparsam instrumentiert und mit einer feinen eingängigen Melodie gesegnet, andererseits der so melancholische wie schulterzuckende 'Schleicher' "I Don’t Love You Anymore" mit eindeutigen Jazz-Anteilen. Das erinnert etwas an die frühen Alben eines Tom Waits, klingt im Gesamtpaket aber natürlich – alleine schon durch den Gesang der Protagonistin – anders, dafür jedoch nicht weniger gut.

Wie aus den fünfziger Jahren in die Jetzt-Zeit gebeamt, schmeichelt sich "Somewhere Between Texas And Tennessee" in die Gehörgänge. Very Country dieses Mal, dafür aber richtig gut. Bei der ausgekoppelten Single "Lucky Five" geht es dagegen wieder flotter zur Sache, wenn die gute Melissa auch im tiefen Country-Feeling einer längst vergangenen Dekade verbleibt. Immer wieder klasse kommen die sehr stark gebrachten Einlagen von Doug Corcoran an den Blas-Instrumenten Saxofon und Trompete, die zwar dezent eingesetzt werden, aber dennoch sehr stark zur Atmosphäre der jeweiligen Stücke beitragen. Ergänzt werden die zehn Eigenkompositionen der Platte von zwei Coverversionen. Zum Einen ist da "Everytime We Say Goodbye", das nochmal auf einer frühen Waits-Scheibe alles andere als unplatziert gewesen wäre und zum Zweiten "That’s My Desire", das im Waltzer-Rhythmus von einer 'einsamen' Harmonika eröffnet wird.

Was uns Melissa Carper also mit "Borned In Ya" in die Wohnzimmer bringt, ist authentischer Country, Western Swing und Jazz für die ruhigen Stunden. Eingespielt von Spitzenmusikern und eingesungen von einer Stimme, die so ganz anders klingt, als dass sie in den modernen Country Pop-Charts auftauchen könnte oder würde. Erfolg ist Miss Carper unbedingt zu wünschen, wenngleich ein Mainstream-Erfolg mit diesem neuen Album sehr unwahrscheinlich ist. Umso schöner, dass wir es dennoch genießen dürfen. Der Rezensent ist jedenfalls sehr froh, diese Entdeckung gemacht zu haben und wird die Lady bzw. diese Platte auf absehbare Zeit in seiner Playlist weit oben stehen haben.


Line-up Melissa Carper:

Melissa Carper (vocals, upright bass)
Chris Scruggs (guitars, pedal steel)
Jenn Miori Hodges (rhythm guitars)
Rory Hoffman (guitars, whistle)
Jeff Taylor (piano, organ, accordion)
John Pahmer (piano)
Billy Contreras (fiddle)
Doug Corcoran (saxophone, trumpet)
Kaitlyn Raitz (strings)
Laura Epling (strings)
Matt Combs (strings)
Rebecca Patek (strings)
Dennis Crouch (upright bass)
Christopher Geld (drums & percussion, vibraphone)
Matty Meyer (drums)
Kyshona Armstrong (background vocals)
Larry Marrs (background vocals)
Maureen Murphy (background vocals)
Nickie Conley (background vocals)
Sierra Ferrell (background vocals)

Tracklist "Borned In Ya":

  1. Borned In Ya
  2. I Don’t Love You Anymore
  3. Your Furniture’s Too Nice
  4. Evil Eva
  5. There’ll Be Another One
  6. Let’s Get Outta Here
  7. Somewhere Between Texas And Tennessee
  8. That’s My Desire
  9. Let’s Stay Single Together
  10. Lucky Five
  11. Everytime We Say Goodbye
  12. Waxing And Waning

Gesamtspielzeit: 39:40, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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