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Michael Franklin / Timothy Franklin / Anahata – CD-Review

Michael Franklin / Timothy Franklin / Anahata

Michael & Timothy Franklin sind Brüder, Michael hatte bereits in den Sechzigern eine Band namens The Movement, 1966 mit einem regionalen Hit, und nach einem Umzug spielte er seit 1969 regelmäßig in vielen Bands, auch weiteren eigenen. 1974 eröffnete er sein erstes Aufnahmestudio und 1984 war es eine erste eigene Platte, eine Jazzplatte mit dem Titel "Jazz Vein". Damals spielte bereits sein Bruder Tim als Bassist mit. Dieser war jedoch auch bereits seit etwa 1975 aktiv mit verschiedenen Rockbands, aber auch im Jazz fasste er Fuß, ebenfalls als Komponist. Gemeinsam gründeten die Brüder auch die Band Third Power Symphony.

Darüber hinaus waren sie beliebte Sessionmusiker für Acts wie Brian Wilson, Bruce Hornsby, Joe Walsh, Paul McCartney, Joe Bonamassa, Toto, Moody Blues, Yes, Chick Corea, Ian Anderson, Jean Luc Ponty, Rick Derringer, Edgar Winter, Pat Travers, Tower Of Power und weiteren.

Inspiration fanden die Beiden schon früh durch Bands wie The Ventures, The Beatles, aber auch durch Wilson Pickett und Jazzer wie Ahmad Jamal. Dieses schlug sich in Beider Schaffen dann auch nieder durch ihre Betätigung im Bereich der Jazz-Fusion, und genau hier setzt die Musik der gemeinsamen aktuellen Platte "Anahata" an. Die Aufnahmen müssen über einen längeren Zeitraum entstanden sein, denn unter anderem spielt hier auch der Gitarrist Larry Coryell mit, der bereits 2017 verstarb. So kann man jedoch nur lesen: »This album is the product of the rare moments over a span of time.« Neben Coryell geben sich eine Menge anderer Koryphäen die Klinke in die Hand, wie die Tower Of Power Horns oder Drummer Billy Cobham, allesamt Garanten für hochwertige Musik.

Alle acht Songs sind Eigenkompositionen, dabei stammen die Tracks 1, 3, 4, 5 und 8 von Michael und die Tracks 2, 6 und 7 von Tim. Beide Protagonisten stehen mit ihren jeweiligen Instrumenten auch stark im Vordergrund, Michael durch mehrere Keyboards und Tim durch seine druckvolle Bass-Arbeit. Dieser 'blubbert' dann auch bereits gewaltig im Opener, ja, man meint, Jaco Pastorius zu hören. "Shinkansen" ist dann auch der einzige Song mit den fantastischen Tower Of Power Horns, die so manche Platte im Laufe der Zeit veredelten, auch hier bestimmen sie den Sound wesentlich und prägend.

"The Wall" ist ein eher cool dahinschleppender Song mit laszivem Groove im Funk-Modus, Tim spielt hier einen weich-warmen akustischen Bass, der Sound und die Perkussion könnten durchaus eine musikalische Hinwendung nach China darstellen. "Ave For Joseph", nun wird es feierlich und dramatisch. Eingeleitet durch Streicher wird anschließend der bundlose Bass herausgeholt und die Melodie erinnert stark an klassische Musik aus der Ära von Johann Sebastian Bach, eine Stimmung, die Larry Coryell hier dann rasch aufgreift, ein recht besinnlich wirkender Song ist das, der abgelöst durch die an die Siebziger erinnernde druckvolle Fusion-Ausrichtung von "Maynardvishnu", klar – Cobham gibt hier auch den Ton vor! Ansonsten – Wortspiel? Sind hier Maynard Ferguson und das Mahavishnu Orchestra vereint worden? Wuchtig ist hier auch der Einsatz von Gitarrist Tommy Calton, insgesamt ein beeindruckender Sound!

Wieder ruhiger und geschmeidiger wird es mit "The River Runs Through Memphis", bevor sich mit "Just Say So" wuchtige Keyboards in den Vordergrund schieben. Noch einmal darf Billy Cobham die Sticks in die Hand nehmen für "Chiba Chan", der Sound erinnert hier ganz gewaltig an die Band Weather Report oder Einiges, was Josef Zawinul danach komponierte. Noch einmal ein wenig in Richtung klassischer Musik im Sinne eines geradtaktigen, feierlich-langsamen Schreittanzes werden wir mit der "Pavanne For Deborah Ann" verabschiedet, hier nun musizieren nur die beiden Brüder, Michael an den Keyboards und Tim noch einmal mit dem bundlosen Bass, ach, und Michael erzeugt dann noch mit seiner Stimme einen kleinen Begleitchor…, ein feierlicher Abschluss, fürwahr.


Line-up Michael Franklin / Timothy Franklin:

Michael Franklin (Fender Rhodes, Hammond B-3, Mini Moog, Bosendorfer Grand piano, Kurzweil 2600, Kurzweil Forte, vocoder, vocals)
Tim Franklin (electric bass, acoustic bass, fretless bass, Fender bass)
Tower Of Power Horns [Emilio Castillo (alto sax), Stephen "Doc" Kupka (baritone sax), Adolfo Acosta (trumpet), Tom E. Politer (tenor sax) Sal Cracchiolo (trumpet)- #1]
Tommy Calton (guitar)
Marc Clermont Jr. (drums)
Steady Joseph (percussion)
Charlie DeChant (saxcello – #2,7, baritone sax – #4,7, tenor sax – #5,7, alto sax – #7, flute – #7)
Steve Walters (trumpet, flugelhorn – #2)
Larry Coryell (acoustic guitar – #3)
Olga Kopakova (violin – #3)Timo
Paul Fluery (cello – #3)
Billy Cobham (drums – #4, 7)
Danny Jordan (tenor sax – #4)
Donnie Rogozinski (trumpet – #4)
Paul Parker (drums – #5)
James Hosmer (trombone – #6
Bill Boris (guitar – #6)
Jim Gentry (guitar – #7)
Jason Han (percussion – #7)

Tracklist "Anahata":

  1. Shinkansen
  2. The Wall
  3. Ave For Josephine
  4. Maynardvishnu
  5. The River Runs Through Memphis
  6. Just Say So
  7. Chiba Chan
  8. Pavanne For Deborah Ann

Gesamtspielzeit: 35:00, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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