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Michael Garrison / Eclipse – LP-Review

Wer kann sich noch an die Radiosendung "Schwingungen" im WDR erinnern?
Diese Sendung, von Winfried Trenkler moderiert, beschäftigte sich im Schwerpunkt mit elektronischer Musik.
"Schwingungen" war eine echte Fundgrube für Musik, die ein wenig abseits des Mainstream oder der Hitparaden präsentiert wurde.
So machte sich der Rezensent bekannt mit Bands wie Ash Ra Temple, Tangerine Dream, Jean Michel Jarre, Michael Rother, Larry Fast (Synergy) Cluster oder Klaus Schulze.
Da gibt es noch viel mehr Bands/Künstler, die auf das große Feld der Electronica passen und man wird erstaunt sein, wie unterschiedlich sich die Musik in dieser Schublade anhörte und -hört.
Okay, wer die erwähnte Sendung kennt, kann sich bestimmt auch an die Titelmelodie der letzten Phase erinnern.
Genau, es war "Depature" von Michael Garrisons Album "Eclipse".

Der Tonarm senkt sich … knister, knister und schon sind wir mittendrin im Geschehen.
Passend beginnt die vorliegende Platte mit dem Titel "Depature". Da braucht es – selbst nach so langer Zeit – nur Sekunden und das Stück verknüpft man sofort mit Erinnerungen. Magnetisierend, dieser Rhythmus, dieser Drive, diese Melodie. Immer noch ein Highlight.
Nachdem in aller Kürze der Abflug erfolgreich war, geht es bei "Airborn", nicht nur wegen der fast elfeinhalb Minuten, in andere Dimensionen.
Hier lässt es der Amerikaner Michael Garrison, geboren 1956 und 2004 viel zu früh gestorben, zunächst etwas ruhiger angehen. Aus ziemlich windigen Verhältnissen schält sich ein geradezu rockiger Gitarre-Sound heraus und nicht viel später kommt die Nummer richtig in Fahrt. Auch diese Melodie ist so eingängig. Man summt förmlich mit. Aber nur, bis einem diese E-Gitarren-Riffs um die Ohren gehauen werden. Überraschung! Ganz geschickt fließen immer wieder atmosphärische Wechsel ein. Michael Garrison, der vor sowie nach "Eclipse" (zum Beispiel "Prisms" (1981) oder 1986 "Images") bemerkenswerte Alben auf den Markt gebracht hat, begeistert einen mit wunderschönen Synthesizer-Fahrten. Dabei bleibt die musikalische Grundlage fast stoisch in einer sich ständig wiederholenden Schleife. "Airborn" ist bis zum Schluss spannend. Wow, immer wieder diese E-Gitarre. Highlight!

Treffend ausgedrückt ist "Celestial Night" so etwas wie atmosphärisches Rauschen, das sich zum Schluss in einer Art lautes Aufbäumen äußert.
Leider sind die Informationen auf der Verpackung viel zu spärlich, um heraus zu finden, wer denn da mit einer weiblich klingenden Stimme "Visions" den Stempel aufdrückt. Klasse Gesang und ein stimmiges Synthesizer-Intermezzo bringen das Stück in Einklang.
"Take A Chance" zündet dann wieder die Lunte der spacig-flotten Fahrt. Abermals mit Gesang versehen, passen auch hier die Puzzleteile gut zusammen. Ein typisches Michael Garrison-Lied.
So hätte der Werbespruch für diese Scheibe lauten können: "For You And Me" ist – nochmals mit Gesang – eine ganz feine Komposition. Manche Tonfolgen könnte man fast schon dem Folk anrechnen. Ein herrlicher Album-Abschluss.
Bei allem Respekt, "Depature" und "Airborn" sind die Songs aus dem obersten "Eclipse"-Regal.

Es war schön und unterhaltsam, dieses Michael Garrison-Album nach langer Zeit mal wieder auf dem Plattenteller gehabt zu haben.
Irgendwie verbandelten sich Synapsen im Gehirn und die Erinnerung wurde zu so etwas wie Gegenwart.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Michael Garrison:

Michael Garrison (vocals, all instruments)

Tracklist "Eclipse":

Seite 1:

  1. Departure
  2. Airborn
  3. Celestial Nights

Seite 2:

  1. Visions
  2. Take A Chance
  3. Animation
  4. For You And Me

Gesamtspielzeit: 17:42 (Seite 1), 15:00 (Seite 2), Erscheinungsjahr: 1983

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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