1954 in der New Yorker Bronx geboren, formierte der Musiker Michael Hill 1990 seine Band Michael Hill’s Blues Mob. Ursprünglich mit seinem Bruder Kevin Hill sowie seinen Schwestern Wynette und Kathy konnte man die Combo fast schon als eine Art Familienunternehmen bezeichnen.
Seine Einflüsse gehen zurück auf Jimi Hendrix, Bob Marley, Curtis Mayfield beziehungsweise Marvin Gaye. Hört man Michael Hills Kompositionen, durchaus auch mit anderen Künstlern geschrieben, darf man gewiss sein, dass sich seine Bezüge auch in seiner Musik reflektieren.
Von den Texten her hatte der Künstler stets auch einen kritischen Blick auf die Dinge des Alltags. Als Studiomusiker oder Sideman gibt es einige Querverweise zu Leuten wie Shemekia Copeland, B.B. King, Wayne Shorter oder Colin John.
Bezogen auf Tonträger begann Michael Hill’s Blues Mob mit "Bloodlines", veröffentlicht 1994. Zwei Jahre später folgte die für diese Rezension aus dem Regal gezogene Scheibe "Have Mercy!". 1998 kam "New York State Of Blues" auf den Markt und nach CDs für Alligator Records erschien 2001 "Electric Storyland Live" auf Ruf Records. Neben anderen Veröffentlichungen sollte noch das unter dem Namen Michael Hill veröffentlichte "Black Gold & Goddesses Bold!" erwähnt werden, denn dabei handelt es sich um eine Super Audio CD mit 5.1 Surround Sound.
Die vorliegende Platte legt mit einem tollen "Presumed Innocent" los. Schon hier fügen sich alle Zahnräder des Michael Hill-Blues geschmeidig ineinander. Man ist fasziniert vom Gitarrenspiel und der Stimme des Bandleaders. E.J. 'The Professor' Sharpe haut in die schwarzen und weißen Tasten des Pianos. Er begleitet den Frontmann auf Schritt und Tritt, spielt auf Augenhöhe mit Michael Hill. Hammer, dieses erste Stück.
Am anderen Ende der Scheibe wird es, im Vergleich zum Beginn, rau, denn man hat sich als Rausschmeißer einen Song des Bottleneck-Meisters Hound Dog Taylor ausgesucht. Selbstredend hat der New Yorker für "She’s Gone" ebenfalls das Metallröhrchen übergestreift und nähert sich dem ersten Künstler auf Alligator Records auch im Sechssaiter-Klang. Furios und großartig!
Im Zentrum der Tracklist befindet sich "Let’s Talk About The Weather". Ein Thema, das immer für Gesprächsstoff sorgt. Michael Hills Blues-Isobaren bewegen sich hier allerdings ganz langsam weiter. Das Stück ist sozusagen ein Slow-12-Takter mit deutlichem Hochdruckeinfluss. Inhaltlich geht es um die Höhen und Tiefen einer Beziehungskiste. Beim ausdrucksstarken Spiel auf der Gitarre ist der Hörer von den Socken.
Die Herausforderung, unterschiedliche Spielarten des Blues und Einflüsse unter einen Hut zu bekommen, ist Michael Hill und seinem Blues Mob gelungen. Geradezu verspielt kommt der "Grandmother’s Blues" rüber. Die der Nummer übergestreifte Reggae-Hülle zeigt, dass auch so etwas ins "Have Mercy!"-Konzept passt. An vielen Stellen darf man sich über die tollen Backing Vocals freuen.
"Fallling Through The Cracks" ist ein individuell perkussiv-gestaltetes Bild mit Latin-Flair und Bezügen zu Carlos Santana. Was Michael Hill auf dem Fretboard seiner Arbeitsgeräte veranstaltet, geschieht auf höchstem Fantasie-Niveau. Toll!
Das Arrangement des Traditionals "Stagolee/Perspective" erweist sich als eine ganz besondere Perle der Platte. Nicht unbedingt aus den oben erwähnten Einflüssen lässt sich die jazzige Variante des Blues ablesen, aber Michael Hill serviert sie uns hier auf eigenwillige und überzeugende Weise. An dieser Stelle darf abermals der grandiose E.J. 'The Professor' Sharpe gelobt werden.
Aufgebohrt werden die zwölf Zylinder des 12-Takters, wenn sich die vierköpfige Brass-Abteilung namens Gabriel Horns einmischt. Hier sei nur auf das quirlig-funkige "Evil Spell" – einem Song, in dem Kevin Hill die dicken Saiten zupft – verwiesen. Musikalische Action, wo man hinhört.
"Rest In Peace" ist der Album-Slow Blues schlechthin. Fast fünf Minuten besinnliche Musik ohne Text, aber mit Basssolo sowie perlenden Keyboardklängen. Wunderschön! Highlight!
Das zweite Album von Michael Hill’s Blues Mob "Have Mercy!" ist eine konsequente Weiterentwicklung des "Bloodlines"-Debüts. Die musikalischen Verzweigungen sind gewagt, passen allerdings alle unter den Stempel des Amerikaners.
Line-up Michael Hill’s Blues Mob:
Michael Hill (guitar, vocals)
Tony Lewis (drums)
E.J. 'The Professor' Sharpe (keyboards)
Peter Cummings (bass)
Special Blues Mob Alumni Guests:
Kevin Hill (bass – #3,4,12,13)
Fred McFarlane (piano – #3)
Special Honorary Mob Guests:
Wynette Hill (background vocals)
Kathy Hill (background vocals)
Kweyao Agyapon (congas)
Gabriel Horns:
Hector Colon (trumpet)
Roger Byam (tenor saxophone, alto saxophone, saxophone solos)
Randy Gilmore (tenor saxophone)
Vincent Velez Jr. (baritone saxophone)
Tracklist "Have Mercy!":
- Presumed Innocent
- Lost In The Sauce
- Bluestime In America
- Women Make The World Go 'round
- Grandmother’s Blues
- Africa Is Her Name
- Let’s Talk About The Weather
- Backyard In Brooklyn
- Falling Through The Cracks
- Stagolee/Perspective
- Sweeter Days
- Evil Spell
- Rest In Peace
- She’s Gone
Gesamtspielzeit: 63:10, Erscheinungsjahr: 1996
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