Es ist wohl nicht untertrieben zu sagen, dass der Deutsch-Amerikaner Michael Lane wohl auch schon so einiges im Leben durchgemacht hat. Als 20-jähriger Soldat war er im Irak und anschließend auch in Afghanistan im Einsatz, eine Zeit, die ihn seither nicht mehr loslässt und für den Rest seines Lebens prägen wird, wie er in einem Statement verlauten ließ. Einen starken Hang zur Musik hatte er immer schon und irgendwie landete er im Jahr 2012 auch in der Fernseh-Show "The Voice Of Germany". 2015 sang er mit "Liberty" dann sogar den offiziellen Song der Vier-Schanzen-Tournee jenen Jahres. Mit "Traveling Son" legte er vor ein paar Wochen sein brandneues Album vor, das mit zwölf Songs und einer Spielzeit von knapp 52 Minuten erstmal die Quantität auf die Plusseite bringt.
Die Stücke ziehen im Singer/Songwriter- sowie Americana-Gewand ihre Bahnen und haben fast durchgehend einen melancholischen Touch. Manche wirken aufgrund der Vocals des Protagonisten gar zerbrechlich, was wohl auch an der auf dieser Scheibe erzählten Geschichte liegt. Dabei geht es um einen sechsjährigen Jungen, der mit seiner Mutter 7000 Meilen zurück legte und in einen neuen Ort umzog, der allerdings nie zu seiner Heimat werden sollte. Eine Neuerung in der Karriere Lanes stellt der Umstand dar, dass er erstmals mit anderen Komponisten zusammen gearbeitet hat, um neue Einflüsse zu gewinnen oder aus den jeweiligen Tracks neue Nuancen herauskitzeln zu können. Federführend ist jeweils die akustische Gitarre, die zu dezenter Unterstützung von Bass, Schlagzeug und den Keyboards den Ton angibt.
Über allem steht und manchmal schwebt jedoch Michael Lanes Stimme, die die so nachdenklichen wie emotionalen Songs zumeist prägt und die getragene Atmosphäre unterstützt. Bei Stücken wie beispielsweise "Head For The Hills" kann man die vernebelte Autobahn des Covers fast vor sich sehen bzw. sich auf dem Beifahrersitz auf dem Weg in das große Ungewisse wähnen, während dem guten Michael die Zweifel und Ängste vor dem Kommenden, dem Unbekannten und die deutlich eingeschränkte (Aus-)sicht deutlich anzuhören sind. Die einzelnen Stücke sind gut gemacht, allerdings muss man auch in der Stimmung für so viel Emotionalität sein. "Love Will Save The World"? Puuh, ja, stimmt … macht aber auch klar, dass der Musiker und Songwriter nach wie vor ein unverbesserlicher Optimist ist. Gut so, denn wo kämen wir ohne diese schließlich hin?
Wie jedoch bereits erwähnt, sind die hier vertretenen Stücke nicht von schlechten Eltern, speziell der Opener "Traveling Son", "1982", "Stormy Weather" sowie "Enjoy The Show" (mit Nate Bernardini als Gast) haben es dem Rezensenten angetan. Zeitweise erinnert der Protagonist gar etwas an James Taylor. Grundsätzlich bleibt es aber dabei, dass man für eine knappe Stunde Melancholie und Gefühls-Schwere schon in der Stimmung sein muss, um das Album am Stück in vollen Zügen genießen zu können.
Tracklist "Traveling Son":
- Traveling Son
- Enjoy The Show (feat. Nate Bernardini)
- Believe
- Worth It
- Head For The Hills
- Love Will Save The World
- 1982
- Wish You Were Here
- Just A Child
- Stormy Weather
- Stay
- Shine
Gesamtspielzeit: 51:57, Erscheinungsjahr: 2019
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