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Michael Monroe / I Live Too Fast To Die Young – CD-Review

Michael Monroe / I Live Too Fast to die Young - CD-Review

Warum um alles in der Welt musste ich so lange beim Namen Michael Monroe an einen amerikanischen Schauspieler denken, den es in Wirklichkeit gar nicht gab? Vielleicht deshalb, weil ein klangvoller Name immer automatisch für einen guten Schauspieler steht. Oder weil die frühere Band des Musikers Michael Monroe im Stil des US-Hard Rock der achtziger Jahre auftrat. Hanoi Rocks waren Anfang der 1980er Jahre stilprägend für Guns N’Roses, Mötley Crüe und weitere US-Bands, die sich von Monroe und Co. beeinflussen ließen. An ihnen kam man im Hard Rock nicht vorbei. Dabei kamen diese aus Finnland. Der bürgerliche Name des finnischen Sängers lautet Matti Antero Kristian Fagerholm. Bis heute bringt das Land hervorragende Bands hervor, doch war dies eben schon vor vier Jahrzehnten der Fall. Damals eher selten.

Nach der zweiten und endgültigen Auflösung von Hanoi Rocks (1985, 2009) konzentrierte sich der Musiker, der rein äußerlich für seine blondierten Haare, sein feminines Makeup und seine modische Outfits bekannt ist, auf seine Sololaufbahn. Nicht weniger als 14 Soloprojekte stehen bislang in seiner Diskografie. "I Live Too Fast To Die Young" ist Album Nummer 15 und folgt unmittelbar auf "One Man Gang" (2019). Waren Hanoi Rocks zwischen Glam Rock, Hard Rock und Rock einzuordnen, so klingen Michael Monroe & Co. im Jahr 2022 im Kern nach erdigem Rock’n’Roll mit Zusatz Hard Rock. Der Sänger gehört zu den erfahrenen Musikern, die eine gut eingespielte Formation hinter sich wissen, die Spielfreude und ein exzellentes Zusammenspiel mitbringen. All ihre Vorzüge haben Steve Conte (Gitarre und Gesang), Rich Jones (Gitarre und Gesang), Karl Rockfist (Schlagzeug) und Sami Yaffa (Bass, Gesang und Gitarre) an der Seite von Michael Monroe in die Waagschale geworfen, um erneut ein zeitgemäßes und modernes Album entstehen zu lassen. "I Live Too Fast To Die Young" ist der fast schon programmatische Titel des zweiten Albums, das Monroe bei Silver Lining Music eingespielt hat. »I Live Too Fast To Die Young, It Ain’t Nothing When Your Head’s Screwed On«, röhrt der Frontmann mit markanter Stimme. Was übersetzt bedeutet: »Ich lebe zu schnell, um jung zu sterben, es ist nichts, wenn Dein Kopf angeschraubt ist«.

Wer sich am Pfingstsonntag den 80-minütigen beherzten Auftritt von Michael Monroe beim diesjährigen Rock Hard-Festival angesehen hat, kann zumindest bestätigen, dass hier ein Musikerherz aus Überzeugung schlägt, während die phantastischen Bandkollegen ebenfalls den puren Rock’n’Roll leben. Damit geht das Lebensgefühl eindeutig in die zuvor zitierte Richtung. Anders kann man den Auftritt mit vorwiegend älteren Titeln nicht werten. Das neue Album bietet hohen Wiederkennungswert und Ohrwurmgarantie. Dafür sorgen allein die ersten beiden Tracks ("Murder The Summer Of Love", "Young Drunks & Old Alcoholics"). Als Anspieltipps gut geeignet sind "Pagan Prayer" und "I Live Too Fast To Die Young". Sie stehen für höchste Ansprüche, klingen aber unterschiedlich. "Pagan Prayer" ist eine außergewöhnlich schnelle Nummer. Auf dem Titelstück ist als Gastmusiker Guns N' Roses-Gitarrist Slash mit einem Solo und zusätzlicher Gitarre zu hören. Weitere Gastmusiker wirkten als Backgroundsänger und am Piano mit. Das Album wurde in den Inkfish-Studios in Helsinki im November und Dezember 2021 aufgenommen und von der Band zusammen mit Erno Laitinen produziert.

Ohne Zweifel bringt Michael Monroe einen Hauch Glamour-Faktor mit auf die Bühne. Seine Musik hat sich aber vom Glam Rock verabschiedet. Die Mischung aus Hard Rock und Rock’n’Roll ist eine pulsierende, lebendige und frische Musik. "I Live Too Fast To Die Young" macht deshalb Spaß und ist ein gradliniges Werk geworden. Die kompakten elf Songs mit einer vergleichsweisen kurzen Spiellänge sprechen für dieses Album. Die Stücke sind zugleich abwechslungsreich. Langeweile kann beim Hören nicht aufkommen. Messerscharfe Riffs und klangvolle Bassläufe verleihen dem 15. Soloalbum Michael Monroes eine Bestnote. Zu den Feinheiten gehören der Einsatz eines Pianos auf "Antisocialite" und "Can’t Stop Falling Apart", gespielt von Lenni-Kalle Taipale. Typisch auch der Satzgesang, den die Bandmitglieder ebenso wie Gastmusiker überzeugend an mehreren Stellen zum Einsatz bringen.

Fans dürfen sich auf eine solide Produktion freuen. Für alle anderen Hörer ist es eine Empfehlung, etwas Neues kennenzulernen, das für Spiellaune, Musikalität und moderne Umsetzung steht. Das Album ist ein ehrliches Bekenntnis zum Rock’n’Roll. "I Live Too Fast To Die Young" ist verfügbar als CD Digipak, 12″ Rote Vinyl, unterschriebene Limited Edition 12″ Vinyl mit einem alternativen Artwork, Digital Download, Streaming und spezielle D2C Bundles.


Line-up Michael Monroe:

Michael Monroe (vocals, harmonica)
Steve Conte (guitars, backing vocals)
Rich Jones (guitars, backing vocals)
Sami Yaffa (bass, guitars, backing vocals)
Karl Rockfist (drums)

With:
Slash (guitar – #10)
Lenni-Kalle Taipale (piano – #6,7)
Suvi Aalto (backing vocals – #1,7)
Astrid Nicole (backing vocals – #1,7)
Neil Leyton (backing vocals – #1,4,5)

Tracklist "I Live Too Fast To Die Young ":

  1. Murder The Summer Of Love (3:31)
  2. Young Drunks & Old Alcoholics (3:10)
  3. Derelict Palace (4:45)
  4. All Fighter (2:37)
  5. Everybody’s Nobody (3:33)
  6. Antisocialite (3:28)
  7. Can’t Stop Falling Apart (3:04)
  8. Pagan Prayer (2:33)
  9. No Guilt (3:25)
  10. I Live Too Fast To Die Young (3:10)
  11. Dearly Departed (4:42)

Gesamtspielzeit: 37:58, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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